Heuschrecken-Monitoring in Niedersachsen
Seit Bekanntwerden der Krefeld-Studie im Jahr 2017, die über einen starken Rückgang der Fluginsekten-Biomasse in Schutzgebieten informierte, wurden Programme initiiert, die die Insektenbestände untersuchen sowie diversitäts- und populationsfördernde Maßnahmen entwickeln sollen. Das Bundesamt für Naturschutz begann daraufhin, ein bundesweites Insektenmonitoring mit einheitlichen Erfassungsmethoden zu konzipieren. In Niedersachsen wurde im Rahmen des Niedersächsischen Weges das Aktionsprogramm Insektenvielfalt gestartet, das u. a. auch ein landesweites Insektenmonitoring beinhaltet.
Heuschrecken stellen einfach zu erfassende und auf Artniveau relativ leicht zu bestimmende Insekten dar. Die meisten Arten besiedeln Offenlandhabitate wie z.B. Grünland. Hinsichtlich ihrer Ausbreitungsfähigkeit und ihrer Ansprüche an Vegetationsstruktur und Mikroklima unterscheiden sich Heuschreckenarten voneinander und bilden so eine geeignete Gruppe von Indikatororganismen für das Grünland, die empfindlich auf Änderungen der Landnutzungsintensität, der Habitateignung und des Klimas reagieren.
Heuschreckenmonitoring in Niedersachsen
Seit dem Jahr 2020 werden in Niedersachsen Heuschrecken im Rahmen des bundesweiten Insektenmonitorings standardisiert erfasst (2020 und 2021 noch als Pilotphase – beauftragt durch das Bundesamt für Naturschutz). Das jährlich auf über 30 Grünland-Stichprobenflächen des vom Bundesamt für Naturschutz etablierten Grundprogramms durchgeführte Monitoring trägt zukünftig dazu bei, Aussagen zu Bestandstrends von Heuschrecken auf Bundesebene treffen zu können. Die Strichprobenflächen liegen hierfür vorwiegend in der Normallandschaft, also in Gebieten die keinen besonderen Schutzstatus aufweisen und mit herkömmlichen Methoden bewirtschaftet werden.
Um Gradienten wie Kontinentalität und Höhenlage des Flächenlandes Niedersachsen besser abbilden und so Aussagen auch auf Landesebene treffen zu können, wurde das Monitoring im Jahr 2023 um 52 Flächen erweitert. Neben zusätzlichen Stichprobenflächen in der Normallandschaft befinden sich weitere 22 dieser Stichprobenflächen auf landeseigenen Naturschutzflächen. Durch diesen Ansatz kann die Heuschreckenfauna der Normallandschaft mit der in benachbarten Schutzgebieten verglichen werden. Ebenso werden 15 Stichprobenflächen des landesweiten Boden-Dauerbeobachtungsprogramms mit einbezogen, was eine Bewertung des Einflusses von Bodeneigenschaften auf Heuschrecken ermöglichen soll.
Die Heideschrecke – besondere Verantwortung Niedersachsens
Neben den beschriebenen Erfassungen im Grünland gilt ein Augenmerk der Heideschrecke (Gampsocleis glabra). Für diese Heuschreckenart trägt Niedersachsen deutschlandweit eine besondere Verantwortung. Um die Bestandsgrößen und -trends dieser Art einschätzen zu können, werden im niedersächsischen Vorkommensgebiet der Art seit 2022 jährlich 16 Stichprobenflächen kartiert. Die Stichprobenflächen liegen in rohbodenreichen Heideflächen, welche sich z. T. auf Truppenübungsplätzen befinden. Dabei wird auch die Auswirkung von Sommer- bzw. Winterbränden eingeschätzt, die mehr oder weniger effektiv Rohbodenbereiche erzeugen, von denen die Art profitiert.
Die Sachstandsberichte der Universität Osnabrück (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Fartmann) für die Jahre 2022 und 2023 stehen in der Infospalte zum Download zur Verfügung.
Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus)
- Insektenmonitoring in Deutschland (BfN)
- Einheitlicher Methodenleitfaden „Insektenmonitoring“ (BfN)
- Aktionsprogramm Insektenvielfalt Niedersachsen (MU)
- Inventur bei Heuschrecken in Niedersachsen und Bremen (Presseinfo des NLWKN)
- Allgemeine Infos zu Ökologie, Lebenszyklus und Gefährdungsursachen (NLWKN)
Sachstandsberichte der Universität Osnabrück (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Fartmann)
Artikel-Informationen
Ansprechpartner/in:
Dr. Klaus Guido Leipelt
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Betriebsstelle Hannover-Hildesheim
Göttinger Chaussee 76 A
D-30453 Hannover
Tel: +49 (0)511 / 3034-3257