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Was ist ein Biotopverbund und warum wird er benötigt?

Viele Wildtiere sind in ihrem Lebenszyklus auf (saisonale) Wanderungen angewiesen, um ausreichend Nahrungsgrundlagen und Fortpflanzungsstätten zu finden. Hierfür benötigen sie funktional miteinander in Verbindung stehende (Teil-)Lebensräume, die sich aufgrund der ökologischen Ansprüche und des artspezifischen Ausbreitungsvermögens in Bezug auf Größe, Form, Erreichbarkeit und Vernetzung unterscheiden.

Während sich die Wildkatze bei ihren sehr großräumigen, kilometerweiten Wanderungen zwischen Waldgebieten entlang von Strukturen wie Hecken, Feldgehölzen oder Baumreihen bewegt, benötigt der Große Feuerfalter ein eher kleinräumigeres Mosaik aus Feucht- und Nasswiesen, Niedermooren und Feuchtstandorten z. B. Grabenränder und Gewässerufer (s. Zielarten und Verbundsysteme). Populationen, die sich auf verschiedene, miteinander in Verbindung stehende Teillebensräume im Biotopverbund verteilen, können sich gegenseitig stabilisieren (Metapopulationen). Viele Tierarten benötigen in ihrem Lebenszyklus auch verschiedene Biotoptypen und sind auf die Erreichbarkeit dieser Lebensräume angewiesen: Für z. B. semiaquatische Arten wie den Kammmolch oder den Laubfrosch ist auf lokaler Ebene der Verbund zwischen Land- und Wasserlebensräumen wichtig.

Aufgrund der o.g. Faktoren verändert sich jedoch seit Jahrhunderten die Landschaft massiv und die strukturelle sowie die biologische Vielfalt gehen immer weiter zurück (s. Verlust der Biologischen Vielfalt). Wanderungsbewegungen sind aufgrund fehlender Verbundstrukturen und damit die Erreichbarkeit geeigneter Lebensräume für Tiere und Pflanzen stark eingeschränkt - vor diesem Hintergrund kommt einem effektiven Biotopverbund eine besondere Bedeutung zu.

Als Biotopverbund wird der Verbund von Biotopen oder Biotopkomplexen in der Landschaft bezeichnet, also ein Netz von funktional miteinander in Verbindung stehenden Flächen wie Kernflächen, Trittsteinen und Verbindungflächen (s. Aufbau des Biotopverbunds). Dabei stehen die ökologischen und räumlich-funktionalen Ansprüche von bestimmter Tier- und Pflanzenarten im Vordergrund (s. Zielarten). Viele Arten sind auf ein reich strukturiertes Landschaftsmosaik angewiesen, das Wanderungsbewegungen ermöglicht um ausreichend Nahrung und Fortpflanzungsstätten zu finden. Durch die qualitative Aufwertung von Flächen oder die Schaffung neuer Biotope zwischen wertvollen Gebieten können „verinselte“ Lebensräume wieder miteinander vernetzt werden, um so den genetischen Austausch zu stärken und lokalem Aussterben vorzubeugen. Für die Lebensräume von Wald, Offenland, Gewässer und Auen werden unterschiedliche Vernetzungsstrukturen benötigt, die sich jedoch überlagern und durchdringen (s. Verbundsysteme).

Ziele eines effektiven Biotopverbunds sind

  • der Erhalt der Biologischen Vielfalt sowie
  • die Stärkung der Ökosystemfunktionen auch als Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel.

Mit dem Niedersächsischen Landschaftsprogramm liegt ein landesweites Fachkonzept für die Umsetzung des Biotopverbundes in Niedersachsen vor, das allen relevanten Akteurinnen und Akteuren als gemeinsame Grundlage dient. Das landesweite Biotopverbundkonzept wurde als ein zentraler Bestandteil des Niedersächsischen Landschaftsprogramms im Rahmen der Neuaufstellung des Programms erarbeitet und Ende 2021 veröffentlicht (s. Fachliche Grundlagen).

Der Aufbau eines funktionsfähigen landesweiten Biotopverbunds, ist auch ein Ziel des "Niedersächsischen Wegs". Ein Ergebnis der Vereinbarung zum Niedersächsischen Weg ist, dass dem Erhalt und der Entwicklung bestimmter Lebensräume auf 15 % der Landesfläche sowie auf 10 % der Offenlandfläche in Niedersachsen dauerhaft Raum gegeben werden. Aufgrund der großen Bedeutung des Biotopverbundes für den Erhalt und die Entwicklung der Vielfalt an Lebensräumen in Niedersachsen wurden diese Zielgrößen auch in das Niedersächsische Naturschutzgesetz (§ 13a NNatSchG) aufgenommen.

Beispiele für Biotopverbundmaßnahmen finden sich unter folgenden Links:

Grafik   Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Alexander Harms

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Betriebsstelle Hannover-Hildesheim
Göttinger Chaussee 76 A
D-30453 Hannover
Tel: +49 (0)511 / 3034-3017
Fax: +49 (0)511 / 3034-3507

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