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Grundwasservorkommen

Die Grundwasservorkommen in Niedersachsen unterscheiden sich nach ihren jeweiligen hydrogeologischen Rahmenbedingungen zum Teil erheblich. Zu diesen Rahmenbedingungen zählen zum einen
  • strukturelle Verhältnisse, die sich aus der Ausbildung und räumlichen Anordnung von unterschiedlich grundwasserleitenden Schichteinheiten ergeben, zum anderen
  • stoffliche Verhältnisse, die durch die Hydrogeochemie der durchflossenen Grundwasser führenden Gesteine und der durchsickerten Grundwasserüberdeckung bedingt werden.
Geologische Karte Niedersachsens (Übersicht)   Bildrechte: Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (NLfB)/ Bildarchiv Thorwest
Geologische Karte Niedersachsens (Übersicht)
Bei den strukturellen Rahmenbedingungen ist zu beachten, dass der Untergrund in Niedersachsen durch die geologische Historie bedingt sehr komplexe Lagerungsbedingungen und Durchlässigkeiten bzw. Entnahmebedingungen aufweist. Bei den stofflichen Verhältnissen ist zu bedenken, dass die Grundwasservorkommen im natürlichen Zustand wesentlich von den Lösungseigenschaften der Gesteine geprägt werden, in denen sich das Grundwasser befindet bzw. befunden hat (siehe nebenstehende Abbildung).

[Das Original der abgebildeten Karte steht als Download links in der Infospalte zur Verfügung.]

Grundwasserregionen in Niedersachsen
Die Grundwasservorkommen in Niedersachsen können grob zwei Regionen zugeordnet werden, in denen sehr unterschiedliche morphologische, geologische und damit auch hydrogeologische Rahmenbedingungen herrschen:

  • das Festgesteinsgebiet des Südniedersächsischen Berglandes (ca. 25% der Landesfläche)
  • das Lockergesteinsgebiet des Norddeutschen Tieflandes (ca. 75% der Landesfläche)

Die Grenze zwischen beiden Regionen verläuft etwa Ost-West gerichtet auf der Linie Braunschweig-Hannover-Osnabrück. Während der nördliche Bereich überwiegend eiszeitlich geprägt ist und mächtige quartäre und tertiäre, im allgemeinen flach gelagerte Lockergesteine aufweist, ist das Bergland durch die sehr kleinräumige Gliederung überwiegend mesozoischer Festgesteinsschichten gekennzeichnet, die unter anderem durch Bewegung des unterlagernden Salzes verstellt wurden (Halokinese).

Im Festgestein ist Grundwasser überwiegend in Trennfugen (Klüfte und Schichtfugen) anzutreffen, die das Gestein mehr oder minder vernetzt durchsetzen. Im Falle der Lösungsgesteine (Kalk-, Mergelkalk-, Gipssteine und Salzgesteine) können diese Hohlräume durch Verkarstung erweitert sein und entsprechend größere Grundwassermengen enthalten und transportieren. Allgemein sind jedoch die durchflusswirksamen Hohlraumanteile der Festgesteinsgrundwasserleiter im Vergleich zum Lockergestein gering (wenige Prozent).

Regional bedeutsame Grundwasserleiter in Festgesteinsgebieten
In den niedersächsischen Festgesteinsgebieten haben als Grundwasserleiter regionale Bedeutung:

  • Sandsteine
  • Kalk-, Mergelsteine
  • Gips-/Anhydritsteine

Die Sandsteine treten im Unteren Buntsandstein vereinzelt, im Mittleren Buntsandstein massiv auf. Diese Sandsteinkomplexe enthalten die wesentlichen Grundwasservorkommen des Solling und des Bramwaldes. Weniger mächtige Sandsteinschichten sind auch im Keuper enthalten, bilden aber nur regional, zum Beispiel im Weserbergland und im Lappwald wichtige Grundwasserleiter. Ähnliches gilt auch für die Unterkreidesandsteine, zum Beispiel für den Hilssandstein im Bereich der Hilsmulde, für die Sandsteine der Bückeberg-Formation ("Wealden"-Sandstein) im Bereich der Mittelgebirgsrücken von Deister, Osterwald, Süntel und den Bückebergen. Im Bereich Bentheim und Teutoburger Wald sind zudem die Valangin-Sandsteine als Grundwasserleiter von regionaler hydrogeologischer Bedeutung.

Die Kalksteine des Zechstein sind am Harzrand zum Teil intensiv verkarstet und deshalb für den Raum Seesen - Pöhlder Becken und die Rhumequelle hydrogeologisch bedeutsam. Das trifft auch auf die mächtigen Kalksteinschichten des Muschelkalks zu, die im Gebiet westlich und östlich von Göttingen (Dransfelder Muschelkalkplatte, Göttinger Wald), nordwestlich des Solling (Ottensteiner Hochfläche), östlich von Braunschweig (Elm) und im Ambergau verbreitet sind. In einzelnen Mittelgebirgszügen, wie dem Ith, dem Weser- und Wiehengebirge spielen auch die Kalksteine des Oberen Juras (Malm) eine regional bedeutsame Rolle als Grundwasserleiter. Im Bereich der Ringelheimer Mulde, der Sackwaldmulde und des Teutoburger Waldes sind es die Kalksteine der Oberkreide, die kräftige Karstquellen speisen und vergleichsweise günstige Entnahmebedingungen für Grundwasser bewirken.

Verkarstete Grundwasserleiter in Gips- und Anhydritgesteinen treten lediglich südlich des Harzes (Pöhlder Becken) auf.

Eine Sonderstellung nimmt der paläozoische Gebirgskörper des Harzes ein, in dem metamorphe und kristalline, überwiegend geringleitende Gesteine anstehen.

Mächtige Tonsteinfolgen der Unterkreide, des Mittleren und Unteren Jura, die hydraulisch als Geringleiter anzusprechen sind, treten in weiten Gebieten Niedersachsens an die Oberfläche und bedingen "Grundwassermangelgebiete" wie z.B. das Peiner Becken, die Schaumburger Mulde und das Einbeck-Markoldendorfer Becken.

In den Lockergesteinsgebieten des norddeutschen Tieflandes sind während der Eiszeiten die mesozoischen Festgesteine und die darüberlagernden, überwiegend unverfestigten Gesteine des Tertiärs tiefgründig ausgeräumt und mit mächtigen Sedimentfüllungen glaziofluviatiler Herkunft überlagert worden. Durch die nach Süden gerichteten Abschmelzprozesse unter dem mächtigen Inlandeis wurden tiefe Rinnen geschaffen, die sich tief in die umgebenden Gesteine eingegraben haben und ebenfalls mit Lockersedimenten verfüllt wurden. Die eiszeitlichen Ablagerungen sind überwiegend gut durchlässige Sande und Kiese; eingelagert treten aber auch Beckentone und Geschiebelehmkomplexe auf, die überwiegend als Geringleiter fungieren. Die stellenweise über 300 m mächtigen Lockergesteinskomplexe bilden in sehr unterschiedlichen Konfigurationen (Stockwerkstrennung) insgesamt einen bedeutenden Grundwasserleiterkomplex von überregionaler Bedeutung.

Bei der in den nächsten Jahren zu leistenden Kategorisierung der Grundwasservorkommen und der hydrogeologischen Einheiten in Niedersachsen ist auf eine saubere und im Detail dokumentierte Vorgehensweise zu achten, die den Austausch und Abgleich mit angrenzenden Bilanzräumen erleichtert bzw. erst ermöglicht. Dies wird auch für die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) von großer Bedeutung sein. Bei der Kategorisierung ist darauf zu achten, dass unter Grundwassereinheiten lediglich Eigenschaften des Grundwassers (flüssige Phase) verstanden werden, während zur Kennzeichnung des Gesamtsystems der Begriff hydrogeologische Einheit benutzt wird (flüssige und feste Phase). Grundlage der Ableitung hydrogeologischer Einheiten ist der geologische Aufbau des Untergrundes (siehe Abb. weiter oben auf der Seite).

Im Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung laufen zur Zeit Arbeiten zu einer einheitlichen Kategorisierung von hydrogeologischen Einheiten und Regionen und flächenhaften Beschreibung der geogenen Beschaffenheit von Grundwasservorkommen.Erst nach Abschluss dieser Arbeiten wird es möglich sein, eine sinnvolle Gliederung größerer Räume vorzunehmen.

Bohrung der neuen Grundwassermessstelle in Westermarsch bei Norden Bildrechte: NLWKN

Bau einer Grundwassermessstelle nach erfolgter Bohrung und geologischem Aufschluss

Download Geologische Karte

(nicht vollständig barrierefrei)

  Geologische Karte Niedersachsens (Übersicht)
(PDF, 0,49 MB)

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Dieter de Vries

NLWKN Aurich
Oldersumer Straße 48
D-26603 Aurich
Tel: +49(0)4941 / 176-157
Fax: +49(0)4941 / 176-199

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