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Hochwasserschutz: Nacherhöhung und Verstärkung des Hochwasserdeichs zwischen Hitzacker und Wussegel

Der Herausforderung Klimawandel vorausschauend begegnen - mit aktuellen Bespielen aus Küsten- und Hochwasserschutz


Deichbauarbeiten Ende Mai 2020   Bildrechte: Alexander Rinas
Die Deichbauarbeiten an der Elbe Ende Mai 2020.

Von Heinrich König

Beim Elbe-Hochwasser 2013 war der ehemalige Flügeldeich zwischen Hitzacker und Wussegel stark belastet und musste aufwändig „verteidigt“, also geschützt werden. Er gilt als einer der Schlüsseldeiche im Landkreis Lüchow-Dannenberg, da er weite Teile der Jeetzel-Niederung mit Stadtlagen vor dem Hochwassereinfluss der Elbe schützt. Als unmittelbare Folge des Hochwassers 2013 war klar, dass der Deich deutlich zu niedrig ist.

Ab dem Jahr 2015 begannen daher die Planungen durch eine Vorhabenträgerkombination aus Jeetzeldeichverband, Dannenberger Deich- und Wasserverband, Landkreis Lüchow-Dannenberg und der Stadt Hitzacker. Mit den technischen Ingenieurleistungen für die Planungen, Beratung und Koordinierung für den Deich und seiner Nebenanlagen wurde der NLWKN in Lüneburg beauftragt. Als Besonderheiten im Zuge der Planungen sind besonders hervorzuheben, dass der Deich am Bauanfang und -ende jeweils an eine Hochwasserschutzwand anbindet und diese im Bereich der Ortslage Hitzacker ebenfalls im Übergang baulich anzupassen war. Zudem war der überwiegende Teil des Deiches als FFH-Lebensraum klassifiziert worden, was entsprechende Hürden und Auflagen im Zuge der Planung und Bauausführung mit sich brachte. Nach langen Jahren mit teils sehr intensiven Diskussionen und dem Finden geeigneter Kohärenzflächen konnten die Bauarbeiten, begleitet durch einen vorzeitigen Maßnahmenbeginn, im Dezember 2019 beginnen. Im Februar 2020 folgte der formale Planfeststellungsbeschluss durch den NLWKN als zuständige Genehmigungsbehörde. Begünstigt durch einen milden Winter sowie geringe Wasserstände der Elbe und auch geringe Niederschläge konnte die Baumaßnahme bereits nach 309 Arbeitstagen,im Dezember 2020 abgenommen werden.

Zu Beginn und zum Abschluss der eigentlichen Arbeiten am Deich überzeugte sich der Niedersächsische Umweltminister Olaf Lies auf der Baustelle persönlich vom Fortgang der Arbeiten.

In diesem Zeitraum wurden rund 2,3 Kilometer Deich um bis zu 1,35 Meter erhöht und verstärkt sowie die parallel verlaufende Kreisstraße rückgebaut und auf höher gelegter Trasse neu hergestellt. Zudem wurde etwa 60 Meter Hochwasserschutzwand in Hitzacker in Stahlbetonbauweise erhöht und verstärkt.

Für die Umsetzung dieser Maßnahme wurde dabei rund 132.000 Kubikmeter Boden angeliefert sowie circa 82.000 Kubikmeter Klei aus- und wieder eingebaut. Zudem mussten alle Straßen- und Infrastrukturanschlüsse wiederhergestellt werden. In Summe beliefen sich die Baukosten dabei auf etwa 5,2 Mio. Euro und bleiben somit unterhalb der ursprünglich angesetzten Baukosten.

Als große Herausforderungen im Zuge der Baudurchführung stellte sich dabei die Verkehrslenkung sowohl des motorisierten als auch des pedalisierten Verkehrs dar. Da dieser Deichabschnitt als Elberadweg ausgewiesen ist, kam es gerade bei guten Wetterlagen zu einem sehr hohen Aufkommen von Fahrradfahrern, die sehr entschlossen versuchten, ihren Weg - trotz Absperrungen und entsprechender Beschilderung - durch das Baufeld fortzusetzen. Selbst häufige Präsenz des Ordnungsamtes und der Polizei konnten hier nur bedingt Abhilfe schaffen.

Um den Auflagen aus dem Planfeststellungsverfahren zu genügen, wurde durch eine ökologische Baubegleitung sichergestellt, dass alle Belange des Naturschutzes berücksichtigt wurden. Exemplarisch ist hierbei die Sicherung vor Baubeginn von Grassoden des FFH-Lebensraumtyps „6510 Magere Flachlandmähwiese“ zu nennen. Die so gesicherten Soden wurden nach Abschluss der Baumaßnahme wieder eingebracht und dienen somit als Initialstandorte für die Kohärenz des FFH-Standortes.

Als große Überraschung hatte der Deichabschnitt noch drei ehemalige Sprengschächte aus der Zeit des Kalten Krieges zu bieten. Diese waren rein technisch einfach zurückzubauen, riefen dabei aber gleichzeitig verschiedenste Museen aus mehreren Bundesländern auf den Plan, die diese Exponate für ihre Ausstellungen gewinnen wollten.

In Summe konnte mit der Umsetzung der Maßnahme ein weiterer Schritt der Anpassung des Hochwasserschutzes an der Unteren Mittelelbe als Folge des Elbehochwassers 2013 vollzogen werden.

Herstellen des Sandkerns am Deich im März 2020   Bildrechte: Alexander Rinas
Herstellen des Sandkerns am Deich im März 2020 (Bild Alexander Rinas).
Herstellen des Sandkerns am Deich im März 2020   Bildrechte: Alexander Rinas
Herstellen des Sandkerns am Deich im März 2020 (Bild Alexander Rinas).
Umwelminister Olaf Lies bei Ansaat am Deich. VLNR: Peter Hildebrandt, Geschäftsführer Jeetzeldeichverband, Olaf Lies, Umweltminister, Uwe Dorendorf, MdL, Heiko Warnecke, Dezernent GBII   Bildrechte: Bea Ebeling
Umweltminister Olaf Lies bei Ansaat am Deich (v.l.n.r.: Peter Hildebrandt, Geschäftsführer Jeetzeldeichverband, Umweltminister Olaf Lies, Uwe Dorendorf, MdL, Heiko Warnecke, NLWKN; Bild Bea Ebeling).
Erhöhung der vorhandenen Hochwasserschutzwand in Hitzacker mit erkennbarem Höhensprung   Bildrechte: Bea Ebeling
Erhöhung der vorhandenen Hochwasserschutzwand in Hitzacker mit erkennbarem Höhensprung (Bild Bea Ebeling).
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Artikel-Informationen

erstellt am:
10.06.2021
zuletzt aktualisiert am:
29.06.2021

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