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Fledermaus-Biologie

Faszination Fledermaus

Fledermäuse orientieren sich mithilfe des Echos der von ihnen ausgesendeten Ultraschalllaute. Davon hat schon fast jeder einmal gehört. Doch dass sie gemeinsam mit den Flughunden, mit welchen sie gemeinsam die Säugetierordnung der Fledertiere (Chiroptera) bilden, die einzigen flugfähigen Säugetiere sind, wissen nur wenige.

Die weiche, dünne Flughaut, die sich zwischen Hand, Unterarm, Beinen und Schwanz aufspannt, ermöglicht es, je nach Flügelform entweder schnell im freien Luftraum oder wendig durch den Wald zu fliegen. Zudem verfügen Fledermäuse über einen Magnetsinn, den sie zur Orientierung nutzen. Mithilfe der feinen Ohren können während des Fluges selbst kleine Beutetiere wie Spinnen und Insekten geortet und bestimmt werden.

Durch ein scharfes Gebiss können sogar die Chitin-Panzer großer Insekten von manchen Arten, wie dem Abendesegler oder dem Großen Mausohr, geknackt werden. Die Farbe und Länge des wärmenden Fells unterscheidet sich von Art zu Art und reicht von eher kurz, dicht und fuchsrot (Großer und Kleiner Abendsegler) über lang, locker und braun (z. B. Braunes Langohr) bis hin zu glatt und schwarz mit weißen Spitzen (Mopsfledermaus). Auch das Bauchfell kann farblich variieren (weiß, gelb oder auch fuchsrot) und ist bei vielen Arten farblich deutlich vom Rückenfell abgesetzt.

Am liebsten in Gesellschaft – Das Leben der Fledermäuse im Jahreslauf

Fledermäuse leben je nach Art, Geschlecht und Jahreszeit in Kolonien von 10 bis 2.000 Tieren und zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Sie wärmen einander und behüten gemeinsam die Jungen. Das Zwitschern und Zetern ist ihre, auch zum Teil vom Menschen hörbare Sprache.

Im Laufe des Jahres wechseln sie ihr Quartier mindestens zweimal. Zu unterscheiden sind hier Wochenstuben-, Winter- und Sommerquartiere. Letztere können bspw. Höhlen, ältere Gemäuer oder auch Baumhöhlen sein und werden auch zur Paarung genutzt. Diese findet im Spätsommer und Herbst vor dem Einflug in die Winterquartiere statt und kann mit komplexem Balzverhalten verbunden sein (z.B. akustisch, also mit Balzgesängen und/oder olfaktorisch, mittels Geruch). Eine Ausnahme bildet hier die Wasserfledermaus. Die Männchen dieser Art wecken die Weibchen im Winter durch Bisse in den Nacken auf und verpaaren sich mit dem „verschlafenen“ Weibchen. Ein Balzen der Männchen um die „schlaftrunkenen“ Weibchen ist dabei hinfällig.

Im Mai kommen die Weibchen in den sogenannten Wochenstuben an, im Juni bringen sie dort ihre blinden und nackten Jungen zur Welt. Indem das Weibchen im Hängen den Kopf nach oben biegt und das Neugeborene zur Zitze krabbeln lässt, kann sich dieses mit dem Milchgebiss festbeißen. Die wärmebedürftigen Jungen werden 6-8 Wochen gesäugt. Bei Jagdausflügen der Mutter rücken die anderen Muttertiere in der Wochenstube zum Wärmen der Jungen eng zusammen. In der Wochenstube sind keine Männchen. Sie ziehen, wie die nicht geschlechtsreifen Weibchen, einzeln oder in kleinen Gruppen über den Sommer umher.

Im Juni und August werden die Jungen flügge und die nächste Paarungszeit beginnt. Die Befruchtung findet anteilig allerdings verzögert statt: Je nach Witterung und Nahrungsangebot ist die Befruchtung erst im April zu verzeichnen. Mittels Thermoregulation wird die Embryonalentwicklung gesteuert.

Alle heimischen Fledermausarten verbringen den Winter im Winterschlaf, vor allem wegen des fehlenden Nahrungsangebots. Dazu ziehen sie in möglichst geschützte und ruhige Winterquartiere. Der Stoffwechsel wird auf ein Minimum reduziert, die Körpertemperatur sinkt auf 3-6 Grad Celsius. Pro Minute gibt es nur einen Atemzug und drei Herzschläge. Während dieser Zeit, in den Monaten zwischen Oktober und April, sind die Tiere sehr empfindlich. Unter normalen Umständen unterbrechen die Fledermäuse den Winterschlaf lediglich für das Entleeren der Blase, das Paaren, den Schlafplatzwechsel und zum gelegentlichen Trinken, wobei sie sehr langsam aufwachen.

Neben vielen Vögeln können auch Fledermäuse wandern. Von Mitte August bis Mitte September wandern viele Arten, sowohl kleinräumig zwischen Wochenstuben, Sommer- und Winterquartieren, aber auch überregional über zig bis hunderte Kilometer. Die Weitstreckenzieher (v. a. Kleiner und Großer Abendsegler sowie Rauhautfledermaus) ziehen im Winter von Nord- oder Mitteleuropa nach Südeuropa. In ihren Überwinterungsgebieten angekommen, beginnen sie sofort mit der Balz.

Bildrechte: Papenberg

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