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KliMo Südheide – Klimaschutz durch Moorentwicklung

von Meike Müller und Dr. Ines Bruchmann

Eine Hand voller Torf Bildrechte: Josephine Heinsel
Durch Austrocknung und Zersetzung geht das Wasserhaltevermögen des Torfes verloren. Der ausgetrocknete Torf rieselt wie Sand durch die Finger.

Kernziel der KliMo-Förderung ist es, durch die Wiederherstellung der ökologischen Funktionen von entwässerten Mooren wichtige Beiträge zum Schutz des Klimas zu leisten. Das durch die EU geförderte Projekt „Optimierung des Wasserhaushalts in ausgewählten Mooren der Südheide“ wird getragen von der NLWKN-Betriebsstelle Süd am Standort Braunschweig (Förderzeitraum: 25.03.2020-31.12.2022; Fördersumme knapp 3 Mio. €). In Kooperation mit den Niedersächsischen Landesforsten und dem Landkreis Gifhorn sollen in den beiden Projektgebieten „Großes Moor“ und „Jafelbach“ bis zu 630 ha Moor wiedervernässt werden.

Durch die Renaturierung dieser Moore wird gleichzeitig ein positiver Beitrag zum Naturschutz und Landschaftswasserhaushalt geleistet. Die Moore der Projektgebiete unterscheiden sich maßgeblich in Gestalt und Entstehungsgeschichte, weshalb im KliMo-Projekt teils sehr spezifische Herausforderungen zur Renaturierung der Moore zu bewältigen sind.

Projektgebiet „Großes Moor“

Das Große Moor bei Gifhorn ist das südöstlichste Hochmoor Niedersachsens außerhalb des Harzes. Die seit 6000 v. Chr. aufgewachsenen, teils über sechs Meter mächtigen Torfschichten, werden seit Anfang des 19. Jahrhunderts industriell abgetorft. CO2, das über Jahrtausende im Moor gebunden war, wurde somit in großem Umfang wieder freigesetzt. In Folge der Abtorfung hat sich die Gestalt des ehemaligen Hochmoores grundlegend verändert: Die ursprüngliche Hochmoorvegetation des Großen Moores ist weitgehend verschwunden. Zwischen verbliebenen Torfrücken, die die ursprüngliche Torfmächtigkeit des Moores bis heute bezeugen, finden sich weitläufige, tiefliegende Ebenen, auf denen Moorheide als Ersatzgesellschaft wächst.

Das Moorgebiet wird durch ein großflächiges Drainagesystem aus Kanälen und Gräben entwässert. Die zunehmende Zahl der Dürresommer und die verringerten Niederschläge der vergangenen Jahre führen zu verstärkter Torfzehrung im Gebiet, was durch Torfsackung und tiefe Schwundrisse im verbliebenen Torfkörper deutlich wird. Der verbliebene Torfkörper sackt aufgrund des Wassermangels zusehends in sich zusammen. Die Ökosystemfunktion der Moorböden als Wasser- und CO2-Speicher geht verloren.

Auf den entwässerten Flächen des Großen Moores hat sich eine weitläufige Heidevegetation eingestellt (links). Der industrielle Torfabbau im Gebiet ist an die Bedingung geknüpft, dass Flächen nach Beendigung des Abbaus renaturiert werden (rechts).   Bildrechte: Norbert Horny
Auf den entwässerten Flächen des Großen Moores hat sich eine weitläufige Heidevegetation eingestellt (links). Der industrielle Torfabbau im Gebiet ist an die Bedingung geknüpft, dass Flächen nach Beendigung des Abbaus renaturiert werden (rechts).

Um die Freisetzung des gebundenen CO2 aus dem verbliebenen Torfkörper zu verhindern und die Funktion des Moores als Kohlenstoffspeicher wiederherzustellen, soll der südliche Teil des Großen Moores großflächig wiedervernässt werden. Dies soll durch den Rückhalt und die gleichmäßige Verteilung des Drainagewassers aus dem zentral verlaufenden Entwässerungskanal erfolgen. Besondere Herausforderung ist dabei eine regulierte Verteilung des zurückgehaltenen Wassers auf den Flächen, sodass sich auch über das Geländegefälle hinweg gleichmäßige Wasserstände einstellen. Neben dem Bau von Stauen im Moorkanal wird der Neubau und die Ertüchtigung von Torfverwallungen erforderlich. Zur Sicherung von Privatflächen außerhalb des Projektgebiets werden Abfanggräben gebaut, die etwaige Sickerwässer aus dem Vernässungsgebiet sicher abführen.

Um die Verfügbarkeit der Flächen für die Vernässungsmaßnahmen zu sichern, wurden seit der Unterschutzstellung des Moores bereits kontinuierlich Flächen vom Land Niedersachsen erworben. Ein 2018 durch das Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig eingeleitetes Flurbereinigungsverfahren konnte durch Flächenarrondierung und Tausch Nutzungskonflikte entschärfen und somit auch eine größere Akzeptanz bei den Stakeholdern erreichen.

Projektgebiet „Jafelbach“

Bei den im Naturschutzgebiet gelegenen Mooren – Kucksmoor, Jafelmoor und Brandjenmoor – handelt es sich um grundwassergespeiste Niedermoore. Die Moorkörper liegen im Quellbereich der Jafel und ihrer Nebengewässer und erfüllen hier, neben der Funktion als CO2-Speicher, auch wichtige Regulierungsfunktionen für den Wasserhaushalt der umgebenden Landschaft. Während der regenreichen Jahreszeiten können sich intakte Moore vollsaugen wie ein Schwamm, sodass die aus ihnen entspringenden Heidebäche auch bis weit in die trockene Jahreszeit hinein mit Wasser gespeist werden. Durch diverse anthropogene Eingriffe in den vergangenen 200 Jahren wurde die Hydrologie des Gebiets dauerhaft gestört, wodurch auch die Moore entwässert und in ihrer Funktion beeinträchtigt wurden. Daher fallen nun die Bäche des Gebietes bereits sehr früh im Jahr vollständig trocken. Auf den einstmals nassen und offenen Niedermoorflächen sind artenarme Moorwälder aufgewachsen, die die Verdunstung des Wassers aus dem Moor noch verstärken.

Bisher wirkte der Königsdamm als Fließbarriere, der den östlichen Teil des Jafelmoores vom restlichen Moorkörper abtrennt. Im Zuge erster Bauarbeiten im Gebiet wurden Ende 2020 drei Sickerdurchlässe in den Weg eingebaut.   Bildrechte: Meike Müller
Bisher wirkte der Königsdamm als Fließbarriere, der den östlichen Teil des Jafelmoores vom restlichen Moorkörper abtrennt. Im Zuge erster Bauarbeiten im Gebiet wurden Ende 2020 drei Sickerdurchlässe in den Weg eingebaut.
Bei anderen Wegen wurde die Wirkung als Fließbarriere durch Anlage von (Überlauf-)Furten abgebaut.   Bildrechte: Meike Müller
Bei anderen Wegen wurde die Wirkung als Fließbarriere durch Anlage von (Überlauf-)Furten abgebaut.

Zur Renaturierung der Moore ist es notwendig, dass vor allem in der regenreichen Jahreszeit möglichst viel Wasser im Torfkörper gespeichert wird. Um den Wasserabfluss aus dem Gebiet zu reduzieren, sollen Entwässerungsgräben verfüllt und die Bäche wieder in ihre ursprünglichen Bachbetten zurückverlegt werden. Zudem werden Fließbarrieren, wie z. B. Dämme und Forstwege, zurückgebaut oder ihre Barrierewirkung durch den Bau von Furten und Sickerdurchlässen reduziert, damit die dahinterliegenden Moorbereiche wieder vom Wasser erreicht werden können.

Eine der größten Herausforderungen in diesem Projektgebiet ist der benötigte Flächenerwerb, der in der gegebenen Kürze der Projektlaufzeit noch vor Beginn der Bauumsetzung in 2021/22 erreicht werden muss.

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