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Küstenschutz in Ostfriesland: Deichbau in der Krummhörn

Der Herausforderung Klimawandel vorausschauend begegnen - mit aktuellen Beispielen aus Küsten- und Hochwasserschutz


Deichbaustelle im Jahr 2020. Im Hintergrund zu sehen sind die bereits fertiggestellten Bauabschnitte der Vorjahre   Bildrechte: NLWKN
Deichbaustelle im Jahr 2020. Im Hintergrund zu sehen sind die bereits fertiggestellten Bauabschnitte der Vorjahre.

Von Thomas Schoneboom, Thomas Hoffmann, Henning Paulsen-Jacobs, Frank Thorenz, Martin Schulze-Dieckhoff

Schritt für Schritt schreitet die Deicherhöhung in der Krummhörn voran. 2021 wird ein weiterer 700 Meter langer Teilabschnitt fertiggestellt. Bis die gesamte 4,2 Kilometer lange Etappe fertiggestellt sein wird, dauert es noch ein paar Jahre. Und dann kommt eine neue, daran anschließende Strecke dran…

Die Hauptdeichlinie der Deichacht Krummhörn ist 50,7 Kilometer lang und schützt als wesentlicher Bestandteil des Hochwasserrisikomanagements das 47.800 Hektar große Verbandsgebiet wirksam vor Überflutung durch Sturmfluten. Die Deichlinie verläuft vom Außensiel Borßum an der Ems, südöstlich der Stadt Emden, entlang der Außenems über die vor 30 Jahren fertiggestellte Ausdeichung Leyhörn und Greetsiel bis kurz vor Leybuchtsiel im Bereich der Stadt Norden. Insgesamt leben im Verbandsgebiet etwa 100.000 Menschen. Durch die Küstenschutzanlagen werden rund 15 Milliarden Euro an Sachwerten geschützt. Die Sollhöhe der Hauptdeichlinie wird in regelmäßigen Abständen überprüft und die Abmessungen der Deiche falls erforderlich angepasst. Seit 2010 wurden die Hauptdeiche der Deichacht Krummhörn über eine Länge von 20 Kilometer entlang der Außenems und im Hafen von Emden sowohl erhöht als auch verstärkt. Die jüngsten Maßnahmen bilden einen Abschnitt zwischen den Ortschaften Upleward und Manslagt mit einer Gesamtlänge von 4,2 Kilometer. Hiervon wurden bereits in den Jahren 2019 und 2020 Bauabschnitte mit einer Länge von 1,1 Kilometer fertiggestellt.

Der heutige Vorlanddeich wurde zuletzt in den 1970’er Jahren ausgebaut und hat aktuell eine Höhe von rund 7,80 Metern über dem Meeresspiegel (mNHN). Gemäß festgesetztem Deichbestick ist der Deich auf eine Höhe von maximal 8,40 mNHN auszubauen. Damit der Deich auch nach dem Abklingen der zu erwartenden Setzungen die Bestickhöhe erreicht, wird der Deich auf eine Höhe von maximal 9,40 mNHN erhöht.

Der Deichquerschnitt wurde so konzipiert, dass für den Fall verstärkter Auswirkungen des Klimawandels eine weitere Anpassung möglich ist: Auf der zwischen Deichbinnenböschung und Deichverteidigungsweg gelegenen rund 13 Meter breiten Binnenberme kann eine weitere Erhöhung des Deichs um einen Meter in der Zukunft realisiert werden, ohne dass die Außenböschung angepasst werden muss.

Parallel zum Deichbau wurde in den Jahren 1974/75 das vor dem Deich liegende Deichvorland als Küstenschutzmaßnahme durch eine Aufspülung hergestellt. Heute ist es nur für den Küstenschutz durch seine seegangsmindernde Wirkung, dem Schutz des Deichfußes vor den Kräften aus brandenden Wellen und der schadensreduzierenden Wirkung im Fall eines Deichversagens von großer Bedeutung. Es ist auch Teil des Nationalparks Wattenmeer, der als FFH- und Vogelschutz-Gebiet eine Vielzahl wertvoller Tier- und Pflanzenarten beherbergt.

Fertiggestellte Kompensationsmaßnahme im Dyksterkruger Heller als Geländemodell aus Vermessungsdaten   Bildrechte: NLWKN
Fertiggestellte Kompensationsmaßnahme im Dyksterkruger Heller als Geländemodell aus Vermessungsdaten.

Durch die neue Querschnittsgestaltung des Deichs war es nicht vermeidbar, dass im Bereich des Nationalparks Wattenmeer rund vier Hektar Fläche in Anspruch genommen werden mussten. Dieser Eingriff in den Nationalpark ist auf einer alternativen Fläche zu kompensieren. Am nördlichen Ende des 4,2 Kilometer langen Deichabschnitts befindet sich eine geeignete Fläche im Dyksterkruger Heller. Diese ist Teil des Suchraums für Renaturierungs-maßnahmen, die im Vorlandmanagementplan für den Bereich der Deichacht Krummhörn dargestellt sind. Hier ist das Vorland durch Begrüppung (Aushub der Gräben in Lahnungsfeldern) und Ablagerung von feinsten Schwebstoffen in den letzten Jahrzehnten in Höhe und Breite angewachsen. Ziel der Kompensationsmaßnahme ist es, durch eine Renaturierung untere bis mittlere Salzwiesen zu entwickeln. Die erforderliche gezielte flächenhafte Absenkung des Geländeniveaus, die in ausreichendem Abstand von circa 300 Meter vor der Deichlinie seewärts beginnt, wurde im Jahr 2020 umgesetzt. Als Synergieeffekt zwischen Natur- und Küstenschutz konnte der dabei entnommene Boden in großen Teilen im Deichbau verwendet werden. In diesem Jahr wird die renaturierte Deichvorlandfläche mit einer Furt an das Tidegeschehen angeschlossen und einer natürlichen Entwicklung überlassen.

Die Deicherhöhungen werden vom NLWKN in der Betriebsstelle Aurich geplant und in der Umsetzung begleitet. Die naturschutzfachliche Planung und Umsetzung der Kompensationsmaßnahme wurde gemeinschaftlich von den Betriebsstellen Norden und Aurich durchgeführt.

Im Bau befindliche Kompensationsmaßnahme im Dyksterkruger Heller. Blickrichtung Norden.   Bildrechte: Holger Dirks/NLWKN
Der im Bau befindliche Kompensationsmaßnahme im Dyksterkruger Heller aus Blickrichtung Norden (Bild Dirks/NLWKN).
Lageplan der Deichbaustelle   Bildrechte: NLWKN
Lageplan der Deichbaustelle (Bild NLWKN).

Artikel-Informationen

erstellt am:
15.06.2021
zuletzt aktualisiert am:
03.11.2022

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