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Uferschnepfen „ermitteln“ für den NLWKN

Life-Projekt GrassBirdHabitats: GPS-Sender helfen wichtige Rast- und Überwinterungsgebiete zu identifizieren


Verpaarte Uferschnepfe mit Farbringen am Dümmer. Individuelles Verhalten wird anhand d. Farbkombination im Feld beobachtet. Die Antenne des GPS-Senders ragt über die Schwanzfedern hinaus. (Foto: Christopher Marlow)   Bildrechte: Christopher Marlow
Verpaarte Uferschnepfe mit Farbringen am Dümmer. Individuelles Verhalten wird anhand d. Farbkombination im Feld beobachtet. Die Antenne des GPS-Senders ragt über die Schwanzfedern hinaus. (Foto: Christopher Marlow)

Hannover/Dümmer/Unterelbe. - Brocki, Frau Scherzinger, Süher, Henk und Habendank heißen seit diesem Frühjahr nicht nur die beliebten Filmfiguren aus den bekannten Friesland-Krimis des ZDF, sondern auch Uferschnepfen vom Dümmer und der Unterelbe. Die farbig beringten und mit Sendern ausgestattete Uferschnepfen „ermitteln“ für den NLWKN. Durch die Mithilfe der gefiederten „Ermittler“ können die Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wichtige Rast- und Überwinterungsgebiete in ganz Europa und Westafrika herausfinden und mit den internationalen Partnern im Projekt zielgerichtete Schutzmaßnahmen für bedrohte Wiesenvögel ergreifen.

Nur selten erhalten freilebende Wildtiere einen Namen. Im Rahmen der Vogelzugforschung im LIFE IP GrassBirdHabitats ist das anders. Um Zugwege, Rückkehrraten und Überlebensstrategien der Uferschnepfe zu untersuchen, müssen Einzelvögel gefangen werden. Diese erhalten Farbringe zur individuellen Wiedererkennung im Feld und werden mit GPS-Sendern ausgestattet. Damit wird die Nachverfolgung der individuellen Zugwege möglich und ökologisch wichtige Rastgebiete können identifiziert werden. Und wenn ein Vogel vermessen, gewogen und individuell beringt und registriert ist – was liegt da näher als dem Vogel neben einem Code auch einen Namen zu geben? Da die Besenderung bereits 2018 im Vorgängerprojekt LIFE+ „Wiesenvögel“ gestartet wurde, konnten schon mehr als 120 Jung- und Altvögel mit Sendern ausgestattet werden. „Da fällt es uns nicht mehr ganz so leicht, neue und originelle Namen für die Sendervögel zu finden“, erklärt Christopher Marlow, der im GrassBirdHabitats-Projekt für die Satellitentelemetrie zuständig ist. Nachdem Kollegen am Dümmer und der Unterelbe viele der noch offenen Namen in Anlehnung an Familienmitglieder und Kollegen vergeben hatten, blieben noch einige namenlose Uferschnepfen. „Als Fan der Friesland-Krimis habe ich dann Uferschnepfen nach den Filmfiguren benannt.“, so Marlow. Die Uferschnepfe „Frau Scherzinger“ ist bisher am weitesten geflogen und hält sich seit Mitte Juli in Guinea-Bissau auf.

Bisher konnten wichtige Rastgebiete unter anderem in den Niederlanden, Westfrankreich, in der Camargue, an der Mittelmeerküste Spaniens und in Portugal identifiziert werden. Das wichtigste Rastgebiet ist aber wohl die Region um den Nationalpark Doñana in Südspanien. Auf den Wasserflächen rasten viele der Uferschnepfen vor ihrem fast 2.500 Kilometer langen Non-Stopp Flug über die Sahara in ihre Überwinterungsgebiete in Westafrika. Schon Ende Juli erreicht ein Großteil der Uferschnepfen die Überwinterungsgebiete, unter anderem in Mauretanien, Senegal und Guinea-Bissau.

Übrigens gab es 2022 bereits die Münsteraner Tatort-Ermittler unter den Uferschnepfen. Leider lebt nur noch der damalige Jungvogel „Haller“ von den dreien. Dafür ist die Zugroute dieses Vogels umso spannender: Nachdem „Haller“ den Dümmer Richtung Süden verlassen hatte, traf sie auf die Alpen und drehte in östlicher Richtung nach Ungarn ab. Nach einem längeren Aufenthalt dort flog sie weiter nach Griechenland. Diese Route ist für die Population in Deutschland völlig untypisch und wird eher von der kontinentalen Population etwa ab Polen und weiter östlich brütenden Uferschnepfen genutzt. Mit Spannung werden die weiteren Ortungen erwartet, um zu sehen, welche Route „Haller“ nach Afrika wählt und wo ihr Herbstzug dort endet.

Hintergrundinformation zum LIFE IP Projekt „GrassBirdHabitats“

Der Schutz von Wiesenvögeln wie Uferschnepfe, Kiebitz und Brachvogel und deren Lebensräumen stehen im Fokus des von der Europäischen Union im Rahmen des LIFE-Programms geförderten Projekts. Ziel ist es, optimale Brutgebiete zu schaffen und zu verbinden. Hierfür gilt es, die Flächennutzung zu extensivieren und die Wasserstände zu optimieren. Um die Aktivitäten künftig stärker zu vernetzen und Maßnahmen für erfolgreichen Wiesenvogelschutz abzustimmen, wird ein strategisches Schutzkonzept für Wiesenvogellebensräume in Westeuropa entwickelt. In 27 Projektgebieten in Niedersachsen werden wiesenvogelfreundliche Maßnahmen umgesetzt.

Das Gesamtbudget des über zehn Jahre laufenden Projekts beträgt rund 27 Millionen Euro, darin 15 Millionen Anteil des Landes Niedersachsen und der Projektpartner. Die EU hat zwölf Millionen Euro bereitgestellt. Das Niedersächsische Umweltministerium als Projektträger hat die Staatliche Vogelschutzwarte im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Umsetzung des Projekts beauftragt. Partner in Niedersachsen sind die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und das Büro BioConsultOS. Projektpartner in den Niederlanden sind die Provinz Friesland, die Universität Groningen sowie die landwirtschaftliche Kooperative Collectief Súdwestkust (SWK) und der Naturschutzverband BondFrieseVogelWachten (BFVW).

Seit 2018 werden Uferschnepfen am Dümmer mit Satellitensendern ausgestattet, 2020 kamen Gebiete an der Unterelbe hinzu. Mit den Besenderungen wurde im LIFE+ Projekt „Wiesenvögel“ gestartet, seit 2021 erfolgt dies im Rahmen des LIFE IP Projektes „GrassBirdHabitats“. Von 2018 bis 2022 wurden insgesamt 123 Uferschnepfen mit Satellitensendern ausgestattet. Die Zugrouten lassen sich über www.globalflywaynetwork.org nachverfolgten.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
23.08.2022

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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