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Küstenschutz: Hadelner Kanalschleuse geht nach fast vierjähriger Bauzeit in Betrieb

Multifunktionsbauwerk verbessert Sturmflutschutz und Entwässerung im Hadelner Land


Andrang in der neuen Schleusenkammer: Die Öffnung der Hadelner Kanalschleuse wurde von Sportbootfahrern bereits sehnsüchtig erwartet (Bild: Lippe, NLWKN).   Bildrechte: Lippe/NLWKN
Andrang in der neuen Schleusenkammer: Die Öffnung der Hadelner Kanalschleuse wurde von Sportbootfahrern bereits sehnsüchtig erwartet (Bild: Lippe, NLWKN).

Otterndorf/Stade. Ein kleiner Knopfdruck, dann setzen sich über 1.300 Kubikmeter Wasser sprudelnd in Bewegung: Die Hadelner Kanalschleuse, das Tor zum Schifffahrtsweg Elbe-Weser, ist seit heute (Montag) wieder für den Schiffsverkehr geöffnet. Der Neubau der Multifunktionsanlage in Otterndorf, der auch den Sturmflutschutz und die Entwässerung der Region verbessert, wurde durch Bau- und Umweltminister Olaf Lies und die Direktorin des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), Anne Rickmeyer, feierlich eröffnet.

„Vor knapp dreieinhalb Jahren durfte ich an dieser Stelle den symbolischen ersten Spatenstich ausführen“, erinnert sich Olaf Lies. „Es ist ein gutes Zeichen und zugleich eine große Leistung aller Beteiligten, dass unter den schwierigen globalen Bedingungen dieses gesellschaftlich wichtige Bauprojekt innerhalb des gesteckten zeitlichen und finanziellen Rahmens verwirklicht werden konnte. Mit der Fertigstellung heben wir das Küstenschutzniveau in der Region noch einmal deutlich und verbessern auch die Entwässerungssituation des Hadelner Landes“, so der Niedersächsische Umweltminister. Mit der von Lies per Knopfdruck eingeleiteten ersten offiziellen Schleusung nach bestandenem Probebetrieb findet das aktuell größte Küstenschutzprojekt Niedersachsens auf dem Festland seinen Abschluss.

Verbesserte Entwässerung

Selbst am anderen Ende der Welt – so legen es entsprechende Nachfragen aus Australien nahe – hatten Freizeitskipper bereits sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet. Ihre Boote können durch die offene Bauweise der neuen Anlage künftig auch tideunabhängig geschleust werden. „Doch auch für die Menschen im Hadelner Land bringt dieses wichtige wasserwirtschaftliche Bauwerk einen echten Mehrwert“, ist Anne Rickmeyer überzeugt. Die Direktorin des NLWKN verweist etwa auf die verbesserte Sielfunktion durch den deutlich größeren Abflussquerschnitt und das zur bauzeitlichen Unterstützung errichtete zusätzliche Schöpfwerk, das den Otterndorfern weiterhin erhalten bleiben wird. Es soll nun zeitnah vom Entwässerungsverband übernommen und zur Verbesserung der Entwässerungssituation insgesamt genutzt werden.

Küstenschutz auf neuem Niveau

Mit Blick auf die wichtige Küstenschutzfunktion der Hadelner Kanalschleuse sieht man sich durch den Neubau auch für die Zukunft gerüstet: Neben der Abflachung der Böschungsneigungen, mit der die Anschlussdeiche an die Methoden und Erkenntnisse des modernen Küstenschutzes angepasst wurden, konnten im Rahmen des NLWKN-Projekts Fehlhöhen von gut 90 Zentimeter beseitigt werden. „Insgesamt ist der Neubau der Hadelner Kanalschleuse für den klimawandelbedingten Meeresspiegelanstieg gut aufgestellt. Auch ist eine eventuell erforderliche spätere Nacherhöhung um einen Meter planerisch und baulich bereits vorbereitet“, erklärt Anne Rickmeyer.

Wirtschaftlicher Betrieb durch bedarfsorientierte Bauweise

Der Ersatz der alten Hadelner Kanalschleuse von 1854 war zwingend erforderlich geworden: Das gemauerte Rundbogengewölbe des Vorgängerbaus konnte die Lasten aus der Deicherhöhung nicht mehr aufnehmen. Schon die letzte Deicherhöhung 1985 hatte Risse im Bauwerk zur Folge gehabt. „Deshalb wurde die alte Anlage vollständig durch ein neues Siel- und Schleusenbauwerk ersetzt und auf das aktuelle Küstenschutzniveau gebracht“, berichtet Projektleiter Andreas Kosch. Für Kosch ist die offizielle Betriebsaufnahme an diesem Montag auch ein persönlicher Meilenstein. Der Ingenieur am NLWKN-Standort Stade hatte das Vorhaben mit seinem Team über viele Jahre hinweg vorbereitet und geleitet. Im Rahmen der fast vierjährigen Bauzeit waren unter anderem 163 knapp 30 Meter lange Gründungspfähle eingebracht worden, um das Bauwerk trotz der schwierigen Bodenverhältnisse an der Otterndorfer Wasserkante standfest zu machen.

Die neue Schleusenkammer hat eine Gesamtlänge von 70 Meter und eine Breite von 8,50 Meter. Die Bauwerkssohle und Schleusenwände aus Beton sind 1,5 Meter stark. Von der Sohle bis zur Deichkrone sind es rund 12 Meter Höhenunterschied. Die zwei äußeren großen Hubtore, die die doppelte Deichsicherheit bilden, wiegen jeweils knapp 50 Tonnen. Die Schleuse ermöglicht durch ihre moderne zweiteilige Bauweise einen im Vergleich zum Vorgängerbau wirtschaftlicheren, da bedarfsorientierteren Betrieb: So kann je nach Schiffsaufkommen sowohl zwischen dem Binnenhaupt und dem Mittelhaupt in einer kleinen Kammer oder zwischen Binnenhaupt und Außenhaupt in einer großen Kammer geschleust werden.

Insgesamt wurden in Otterndorf im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ rund 32 Millionen Euro (Baukosten brutto) durch das Land Niedersachsen und den Bund investiert.

Im Anschluss an die feierliche Eröffnung startet die Hadelner Kanalschleuse bereits am 12. Juli in den Regelbetrieb (vgl. angehängte Übersicht über die Betriebszeiten).

Vom Leitstand aus startete Umweltminister Olaf Lies in Otterndorf per Knopfdruck den ersten Schleusengang (Bild: Lippe, NLWKN).   Bildrechte: Lippe/NLWKN
Vom Leitstand aus startete Umweltminister Olaf Lies in Otterndorf per Knopfdruck den ersten Schleusengang (Bild: Lippe, NLWKN).
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Artikel-Informationen

erstellt am:
11.07.2022

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