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Trockene Böden im Wiesenvogel-Habitat: Neues Stausystem soll Brutgebiet sichern

Im Naturschutzgebiet Bleckriede sind die Bauarbeiten für eine neue Stauanlage erfolgreich abgeschlossen worden / „Für Wiesenvögel ist es in diesem Frühjahr viel zu trocken“


NLWKN   Bildrechte: J. Wobker
Der späte Baubeginn machte zusammen mit der nassen Witterung im Winter eine komplizierte Wasserhaltung der Baustelle erforderlich (Foto: J. Wobker)

Diepholz – Ende Februar 2025 konnten im Naturschutzgebiet (NSG) Bleckriede, trotz schwieriger Bedingungen bei nasser Witterung im Winterhalbjahr, umfangreiche Bauarbeiten zum Wasserrückhalt im Niedermoorgebiet abgeschlossen werden. Inzwischen sind alle Spuren der Bauarbeiten beseitigt, und die neuen Staue sind weithin sichtbar markiert, um Schäden bei der Grabenräumung oder im landwirtschaftlichen Verkehr zu vermeiden. Mitarbeiter der Staatlichen Vogelschutzwarte des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und des BUND Diepholzer Moorniederung besuchten im April das Schutzgebiet, um sich vom erneuerten System vor Ort ein Bild zu machen und über bevorstehende Herausforderungen im Wiesenvogelschutz auszutauschen.

Nicht nur die Vegetation und die Böden leiden unter der anhaltenden Trockenheit in diesem Frühjahr. Auch für die Wiesenvögel ist es viel zu trocken. Sie benötigen ausreichend feuchte, Böden und Schlammflächen, um darin mit ihren langen Schnäbeln nach Insekten zu stochern, von denen sie sich ernähren. Der Himmel über den weiten Grünlandflächen der niedersächsischen Brutgebiete der Wiesenvögel ist stiller als sonst und das Brutgeschehen deutlich verhaltener als im vorangegangen nassen Frühjahr 2024.

Eines der landesweit bedeutenden Brutgebiete für Wiesenvögel ist das NSG Bleckriede im Vogelschutzgebiet Diepholzer Moorniederung. Ausreichend hohe Wasserstände müssen hier gewährleistet sein, um zur Brutzeit von April bis Juni optimale Lebensraumbedingungen zu schaffen. Diese wurden seit Beginn der 2000er Jahre durch ein regulierbares Stausystem, bestehend aus elf Beton-Stauanlagen, sichergestellt. Dieses inzwischen in die Jahre gekommene Stausystem war undicht und sanierungsbedürftig. Es konnte im letzten Winter mit EU-Fördermitteln des EELA-Projekts (Erhalt und Entwicklung von Lebensräumen und Arten) „Optimierung von Wiesenvogelhabitaten in Niedersachsen“ durch neun neue regulierbare Grabenstaue ersetzt werden. „Die Arbeiten hatten sich unter anderem durch die instabilen Bodenverhältnisse infolge der extrem feuchten Witterung verzögert“, erklärt der Gebietsbetreuer des EU-LIFE IP GrassBirdHabitats Cedric Gapinski. „Trotzdem ist es in enger Zusammenarbeit mit dem BUND gelungen, alle neuen Stauanlagen bis Ende Februar dieses Jahres, und damit rechtzeitig zum Projektende, fertig zu stellen.“

Mitarbeiter der Vogelschutzwarte des NLWKN konnten sich bei einem Besuch des Schutzgebiets von dem dichteren und einfacher zu bedienenden Stausystem überzeugen, das dafür sorgt, dass in der Brutzeit wieder zahlreiche Kiebitze, Uferschnepfen und Rotschenkel beobachtet werden können. Gleichwohl machte der Besuch deutlich: Herausforderungen wie die globale Klimaerwärmung machen auch vor den Wiesenvögeln nicht halt und lassen sich weder kurzfristig noch umfassend lösen. „Der aktuelle Frühling ist extrem trocken“, so Gapinski. „Als die Bauarbeiten beendet waren und eingestaut werden konnte, hörte leider auch der Regen auf, nicht ohne Folgen.“ Jonas Wobker bestätigt diese Einschätzung: „So niedrige Wasserstände Ende April sind sehr außergewöhnlich“. Wobker betreut das Gebiet seitens des BUND seit 2021 und erfasst dort jährlich die Bestände. „Im Vergleich zum Vorjahr ist es das andere Extrem in Sachen Wasserstände – keine guten Vorzeichen für die diesjährige Wiesenvogelbrut.“ So wird sich der Effekt der neuen Stauanlagen wohl erst im nächsten Jahr zeigen.

Hintergrundinformation zum LIFE IP Projekt „GrassBirdHabitats“ (LIFE19 IPE/DE/000004)

Der Schutz von Wiesenvögeln wie Uferschnepfe, Kiebitz und Brachvogel und deren Lebensräumen stehen im Fokus des von der Europäischen Union im Rahmen des LIFE-Programms geförderten Projekts. Ziel ist es, ein strategisches Schutzkonzept für Wiesenvogellebensräume in Westeuropa zu entwickeln, um Aktivitäten zu vernetzen und gezielte Schutzmaßnahmen abzustimmen. In Niedersachsen werden hierfür in 27 Projektgebieten, wie beispielweise in der Diepholzer Moorniederung, am Dümmer, der Unterelbe oder der Hunteniederung, wiesenvogelfreundliche Maßnahmen umgesetzt. Hier gilt es beispielsweise, die Flächennutzung zu extensivieren und die Wasserstände zu optimieren.

Das Gesamtbudget des über zehn Jahre laufenden Projekts beträgt rund 27 Millionen Euro, darin zwölf Millionen Euro vom Land Niedersachsen. Das Niedersächsische Umweltministerium als Projektträger hat die Staatliche Vogelschutzwarte im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Umsetzung des Projekts beauftragt. Partner in Niedersachsen sind die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer und das Büro BioConsultOS. Projektpartner in den Niederlanden sind die Provinz Friesland, die Universität Groningen sowie die landwirtschaftliche Kooperative Collectief Súdwestkust (SWK) und der Naturschutzverband BondFrieseVogelWachten (BFVW). Im Rahmen des Projektes werden über 40 Arbeitsplätze der einzelnen Projektpartner finanziert, die wiederum weitere Mittel für den Wiesenvogelschutz aus anderen Finanzierunqsquellen einwerben.


NLWKN   Bildrechte: NLWKN/ Silke Haack
Die Mitarbeiter der Staatlichen Vogelschutzwarte und des BUND Diepholzer Moorniederung konnten sich davon überzeugten, dass die neuen Wehre deutlich dichter und leicht zu steuern sind.
NLWKN   Bildrechte: NLWKN/ Cedric Gapinski
Die alten Stauanlagen aus Beton wurden mit samt der zugehörigen Verrohrung ausgebaut. (Foto: Cedric Gapinski)
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Artikel-Informationen

erstellt am:
02.06.2025

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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