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Hochwasserschutz: „Jeder macht sein eigenes Ding“

Nur enge Zusammenarbeit aller Akteure minimiert das Hochwasserrisiko // Presseinformation vom 24. September 2013


„Die letzten Hochwasserereignisse haben gezeigt, dass Flussgebietsmanagement und Hochwasserschutz effizienter und effektiver zu gestalten sind als bisher“. Prof. Dr. Mariele Evers von der Universität Bonn sieht beim Hochwasserschutz in Niedersachsen noch viel Potential, ebenso wie Prof. Dr. Uwe Grünewald von der Technischen Universität Cottbus: „Die Vielfalt der Akteure beim Hochwasserrisikomanagement wird noch nicht akzeptiert. Nur wenn Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik eng zusammen arbeiten, besteht die Chance, Hochwasserrisikomanagement in einem Bündel von Maßnahmen sowie in einem Netzwerk von Akteuren erfolgreich zu bewältigen“. Anlass für die klaren Worte war das Niedersächsische Gewässerforum, zu dem der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) nach Hildesheim eingeladen und mit dem Thema „Gemeinsam den Hochwasserschutz stärken – Hochwasservorsorge und Hochwasserbewältigung“ augenscheinlich den Nerv des Publikums getroffen hatte: Mit 170 Gästen aus Kommunen und Verbänden war der Zulauf so stark wie nie.

Prof. Dr. Joseph Hölscher vom NLWKN in Hildesheim schlug in einem Pressegespräch am Dienstag in die gleiche Kerbe: „Die Hochwasser der letzten Jahre zeigen, dass die Gesellschaft noch nicht ausreichend sensibilisiert ist, mit Hochwasserrisiken bewusst und ausreichend umzugehen“. Bei der Bewältigung des Hochwassers helfe jeder jedem, bei der Hochwasservorsorge sei das leider noch nicht überall der Fall, betonte Grünewald. „Bei der notwendigen Hochwasservorsorge macht nach wie vor jeder am liebsten sein eigenes Ding, obwohl durch eine ausgewogene und effektive Vorsorge viel Leid und viele unnötige Hochwasserschäden zu vermeiden sind“. Integrierte Ansätze seien notwendig, um den Hochwasserschutz weiter zu stärken.

Evers hat klare Vorstellungen davon, wie das gelingen kann: „Wir müssen Defizite und Handlungsfelder bestimmen, Synergien identifizieren, prioritäre Maßnahmen und Räume analysieren und zwischen den Fachgebieten abstimmen und schließlich verschiedene Instrumente zur Umsetzung nutzen. Im Einzugsgebiet der Ilmenau wurden bereits Ansätze zusammen mit relevanten Akteuren aus verschiedenen Planungsbereichen entwickelt. „Bei diesem fruchtbaren Dialog haben wir alle voneinander gelernt“, so Evers.

Evers, Grünewald und Hölscher sind sich einig: Bürgerbeteiligung und Informationsvorsorge sind zwei wichtige Grundpfeiler im Hochwasserschutz. Der NLWKN hat sich hier in die Pflicht nehmen lassen und informiert derzeit Fachbehörden, Kommunen und Verbände in Niedersachsen über die Vorgehensweise bei der Umsetzung der Europäischen Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie. „Nur wer mögliche Gefahren kennt, kann rechtzeitig handeln und sich schützen“. Diese einfache Maxime sei Grundlage für das Hochwasserrisiko-Management, wie es jetzt in Niedersachsen vom NLWKN mit den Verantwortlichen vor Ort praktiziert wird, erläuterte Hölscher. Zum Risikomanagement gehört vor allem eine gute Datengrundlage. Der NLWKN hat bestimmte Abschnitte von 29 Flüssen in Niedersachsen identifiziert, für die ein erhöhtes Hochwasserrisiko besteht. Für diese Risikogebiete – insgesamt 2300 Kilometer im Binnenland und 700 Kilometer an der Küste – werden derzeit Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten erstellt, die Anfang nächsten Jahres auch im Internet zu finden sind. Hölscher: „So wird deutlich, welche Flächen bei Hochwasser überschwemmt werden bzw. wie diese überschwemmten Flächen derzeit genutzt werden – etwa als landwirtschaftliche Fläche, Wohngebiet oder Industriegebiet“.

Darüber hinaus sind aktuelle Information über Hochwasserereignisse wichtig. So bietet der NLWKN mit seinem Onlineportal www.pegelonline.nlwkn.niedersachsen.de schnell verfügbare, prägnante und grafisch eindeutige Informationen zur aktuellen Lage. Über die weitere Entwicklung der Wasserstände an den Binnengewässern informiert die Hochwasservorhersagezentrale mit veröffentlichten Wasserstandsvorhersagen und Lageberichten. Die Wasserstände lassen sich auch über eine neu entwickelte App für Smartphones mobil abrufen. Über eine interaktive Benachrichtigungsfunktion kann sich jeder einzelne über das Erreichen bestimmter Wasserstände warnen von seinem Smartphone warnen lassen. „Mit diesem Gesamtpaket ist Niedersachsen auf dem richtigen Weg“, attestieren Evers und Grünewald.

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Artikel-Informationen

erstellt am:
24.09.2013

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