Wiedervernässung am Großen Meer stärkt Schutz für Wiesenvögel
Wasserstandregulierung soll Brutbedingungen für Brachvogel, Uferschnepfe und Kiebitz verbessern // Erlenwäldchen im Herrenmeeder Meer aktuell „nicht im Fokus“
Landkreis Aurich – Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat für die kommenden Wochen Bauarbeiten beauftragt, um das Niedermoor im Herrenmeeder Meer südlich des Großen Meeres zu vernässen. Das Projekt verfolgt den Zweck, die Lebensraumbedingungen für bedrohte Wiesenbrüter wie Uferschnepfe, Kiebitz und Brachvogel in der Region zu verbessern. Von der Vernässung sollen zudem weitere Arten und Biotope der für die Region eigentlich typischen feuchten Niederungslandschaften profitieren. Auch der Klimaschutz steht im Fokus. Eine Rodung des mit dem Projekt in Verbindung stehenden Erlenwäldchens im Herrenmeeder Meer stehe nach wie vor nicht unmittelbar bevor, betont der NLWKN.
Im EU-Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Meere“ rund um das Große Meer brüten verschiedene Wiesenbrüter wie Uferschnepfe, Kiebitz und Brachvogel. „Der Schutz dieser bedrohten Arten gelingt nur, wenn mehrere wichtige Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind“, betont Joachim Schwane von dem Projekt LIFE-IP GrassBirdHabitats im NLWKN. „Sie benötigen eine großräumig offene und durch Feuchtgrünland geprägte Landschaft, in der die Vögel weit sehen und möglichst störungsfrei brüten können. Ein sehr wichtiger Faktor sind zudem hohe Wasserstände, die im späten Winter und Frühling den Boden feucht oder sogar teilweise überflutet halten“, so Schwane. Ebenso wichtig sei es, dass das Gras im Frühjahr kurz und niedrig bleibe, was im Grünland nur durch eine angepasste landwirtschaftliche Nutzung erreicht werden könne. Zudem spiele auch eine Reduzierung der Beutegreifer eine Rolle, damit die Jungvögel sicher aufwachsen können. „Nur wenn all diese Faktoren zusammenkommen, können sich die Bestände der Wiesenbrüter erholen und stabil bleiben“, betont der Fachmann.
Wiesenvogelbestände stark unter Druck
Landesweit sind diese derzeit gefährdet oder stark rückläufig. Manche Arten wie die Bekassine sind an bestimmten Orten bereits vollständig verschwunden, so die Daten der Staatlichen Vogelschutzwarte im NLWKN. „Deshalb ist es wichtig, ihre Lebensräume gezielt zu verbessern und zu schützen“, unterstreicht Schwane. Die Europäische Union unterstützt diese Bestrebungen und finanziert die Umsetzung der Vorhaben im Rahmen des Projektes LIFE-IP GrassBirdHabitats mit entsprechenden Fördermitteln.
Auf Naturschutzflächen des Landes Niedersachsen im Herrenmeeder Meer sollen in den kommenden Wochen dabei Bauarbeiten umgesetzt werden, um den Wasserstand in dem Gebiet insbesondere in der Brutzeit und im Winter zu erhöhen. Dafür wird eine alte abgängige Stauanlage durch eine neue ersetzt. Diese soll es ermöglichen, den Wasserstand nach den Erfordernissen der Wiesenvögel zu regulieren: Insbesondere im späten Winter sowie im weiteren Verlauf des Frühjahres sind die Wiesenbrüter auf hohe Wasserstände angewiesen.
In der frühen Brutsaison zwischen März und Anfang April benötigen die meisten Wiesenbrüter jedoch auch eine kurzrasige Grünlandnarbe in Form von Weiden oder Wiesen mit unterschiedlichen Pflanzenarten. „Die dafür notwendige landwirtschaftliche Nutzung ist oftmals aufgrund nasser Verhältnisse schwierig umzusetzen“, weiß Joachim Schwane. Die neue Stauanlage ermöglicht daher auch das zeitweise Absenken des Wasserstandes im Sommer, um eine Befahrbarkeit der Flächen gewährleisten zu können. Zu diesem Zweck müssen zusätzlich Gräben instandgesetzt werden, damit das Wasser aus dem Gebiet abgeführt werden kann. Hierfür werden die Gräben geräumt und Gehölze entlang der Grabenstrukturen entnommen, welche den Abfluss des Wassers beeinträchtigen.
Landesbetrieb stellt klar: Rodung steht nicht unmittelbar bevor
Die diskutierte Rodung eines kleinen Erlenwäldchens im Herrenmeeder Meer ist dagegen ausdrücklich nicht Teil der jetzt bevorstehenden Bauarbeiten. Zwar wird die Beseitigung des Wäldchens von den Fachleuten aus naturschutzfachlichen Gründen weiterhin als notwendig angesehen. „Hierzu sind allerdings noch weitere Vorarbeiten erforderlich. Nicht zuletzt geht es dabei auch darum, den Interessen des Schutzes von Fledermäusen, die bisher das Wäldchen im Sommerhalbjahr als Balz- und Jagdrevier nutzen, umfassend Rechnung zu tragen“, betont Joachim Schwane. Der Naturschützer stellt klar: Das Erlenwäldchen werde bei den jetzt bevorstehenden Arbeiten nicht entfernt.
Die Arbeiten erfolgen im Auftrag des von der EU geförderten Projektes LIFE-IP GrassBirdHabitats im NLWKN. Über das Projekt wurden zur Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen ELER-Mittel aus der Förderrichtlinie "Erhalt und Entwicklung der Biologischen Vielfalt (BiolV)" des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz (MU) akquiriert.
Artikel-Informationen
erstellt am:
28.10.2025
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