Baggern für die letzten Winterlibellen
An der Thülsfelder Talsperre versucht der NLWKN, den letzten Lebensraum der Sibirischen Winterlibelle in Niedersachsen zu erhalten
Thülsfeld/Oldenburg. Ein Bagger mitten im Naturschutzgebiet? Wer in diesen Tagen im Naturschutzgebiet Thülsfelder Talsperre unterwegs ist, stolpert vielleicht über diesen Anblick. Auch wenn die Arbeiten ungewohnt anmuten: Hier werden wertvolle Lebensräume wiederhergestellt, betont der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Oldenburg. Im Mittelpunkt stehen die seltene Sibirische Winterlibelle – und ihr letzter Rückzugsraum in Niedersachsen.
„Sie ist eine besondere Art, die niedersachsenweit nur noch an der Thülsfelder Talsperre vorkommt“, betont Mandy Wolfrath vom regionalen Naturschutz des NLWKN in Oldenburg. Die Libelle übersteht als eine von zwei heimischen Libellenarten den Winter als ausgewachsenes Tier – und kann sogar einfrieren. Ihre Eier legt sie im Frühjahr in offenstehende Kleingewässer, wo sich die Larven bis über den Sommer hinweg entwickeln. „Das Trockenfallen dieses Lebensraums kann eine ganze Generation von heranwachsenden Libellen vernichten“, so Wolfrath. Denn Kleingewässer können den durch die Klimakrise verschärften Trockenperioden und den auf Menschen zurückzuführenden Eingriffen in den Wasserhaushalt kaum etwas entgegensetzen. Durch ihren Rückgang verschwinden Tier- und Pflanzenarten, die noch vor wenigen Jahrzehnten weit verbreitet und in der Bevölkerung bekannt waren. Einige von ihnen, die an die Lebensbedingungen des Naturschutzgebiets angepasst sind, sollen durch die geplante Maßnahme nun wieder gestärkt werden.
Beim Projekt an der Thülsfelder Talsperre arbeiten die Umweltbehörde des Landkreises Cloppenburg, der NLWKN und eine biologische Expertin eng zusammen. Gemeinsam legten sie den Grundstein zur Wiederherstellung mehrerer Kleingewässer. Für das hochsensible und schwierig zu bearbeitende Gelände wird dafür ein besonders bodenschonender Raupenbagger mit einem erfahrenen Fahrer eingesetzt.
Auch der Zeitpunkt der Arbeiten ist bewusst gewählt: Besonders Amphibien und Libellen können sich jetzt noch rechtzeitig zurückziehen, bevor sie mit zunehmender Kälte immer bewegungsunfähiger werden. Auch wenn die Baustellen auf den ersten Blick momentan etwas „wüst“ aussehen, freuen sich die Beteiligten über die bereits am ersten Tag des Baggereinsatzes zu erkennende positive Entwicklung. „Wir sehen hier die Grundlagen für die Entstehung besonders wertvoller Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen, wie sie ihnen nur eine offene, strukturreiche Heide bieten kann“, unterstreicht Mandy Wolfrath.
Die Arbeiten erfolgen zunächst bis Mitte Oktober. Der NLWKN wird weiter über die Fortschritte, aber auch die Besonderheiten des Gebietes berichten. „Unser Anliegen ist es, die Menschen in der Region beim Schutz dieses besonderen Lebensraums noch stärker mit ins Boot zu holen. Dafür werden wir in den kommenden Monaten einige Initiativen starten“, heißt es beim Landesbetrieb.
Artikel-Informationen
erstellt am:
14.10.2025
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