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Eiersammeln im Nationalpark kein „Kavaliersdelikt“

Bruterfolg der Silbermöwen gefährdet


Jetzt im Mai läuft das Brutgeschäft von Möwen und anderen Seevögeln im Nationalpark "Niedersächsisches Wattenmeer" auf Hochtouren. Leider wurden in den letzten Wochen auf einigen Ostfriesischen Inseln wiederholt Eiersammler in den geschützten Brutkolonien beobachtet. Am schlimmsten hat es die große Möwenkolonie Melkhörn auf Langeoog getroffen: Kürzlich wurden dort noch bis zu 3000 Brutpaare beobachtet – jetzt wurden bei der Gelegezählung gerade noch eine Hand voll Eier gefunden.

Auf Langeoog werden beinahe täglich Eiersammler in den Silber- und Heringsmöwen-Kolonien gesehen, auch im gerade renaturierten Sommerpolder. Auch auf Spiekeroog sind die menschlichen Nesträuber unterwegs. Auf Norderney wurde die Lachmöwenkolonie auf der Ostplate geplündert. Letztes Jahr brüteten dort etwa 1200 Brutpaare, dieses Jahr hat sich die Kolonie Ende April dort wieder angesiedelt. Bei der Gelegezählung am vorletzten Wochenende waren die Möwen fort, es wurden nur leere Nester gefunden.

Natürlich werden die Eiersammler von der Nationalpark-Wacht angesprochen und aufgefordert, die Kolonien zu verlassen. Offensichtlich weckt das bei den Betroffenen wenig Einsicht – die Plünderung der Gelege wurde fortgesetzt, mit den genannten dramatischen Folgen.

Aus diesem Anlass weisen die Nationalparkverwaltung, der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) wie auch die Landkreise Wittmund und Aurich als Untere Jagdbehörden darauf hin, dass das Sammeln von Eiern wild lebender Vögel verboten ist – sowohl nach dem Nationalpark-Gesetz als auch nach dem Bundesjagdgesetz. Für Nichtjäger ist es Jagdwilderei und stellt damit eine Straftat dar. Auch "zieht" eine Ausrede der Sammler nicht, sie hätten eine Erlaubnis des Jagdpächters. Dieser würde bei einem Gesetzesverstoß nicht nur die Kündigung seines Pachtvertrages riskieren. Verantwortungsbewusste Jäger wirken im Rahmen des Jagdschutzes am Erhalt der Vogelkolonien mit.

Der massenhafte Abschuss von Möwen und die Plünderung ihrer Nester waren vor fast 100 Jahren Auslöser für die Einrichtung der ersten Schutzgebiete im Wattenmeer. Seitdem wurde stetig daran gearbeitet, den Schutz zu verbessern, nicht zuletzt durch die Schaffung des Nationalparks vor 20 Jahren. Dieser Schutz hat Erfolg gezeigt.

Wie die kürzlich vom Umweltministerium veröffentlichte "Weiße Liste" der Brut- und Gastvögel belegt, hat sich der Bestand von 90 Brutvogelarten landesweit erfreulich erholt – nicht zuletzt durch die Ausweisung von Schutzgebieten, die Sicherung wertvoller Brut- und Nahrungsflächen und die Umsetzung spezieller Artenhilfsmaßnahmen, aber auch über den Vertragsnaturschutz mit Land- und Forstwirtschaft. Einheimische und Touristen, die rücksichtsvoll mit der einzigartigen Natur des Wattenmeeres umgehen, haben zu diesem schönen Erfolg beigetragen. "Es wäre mehr als bedauerlich und nicht im Interesse der vielen Unterstützer, wenn dieser Erfolg von einigen wenigen Uneinsichtigen in kurzer Zeit zunichte gemacht würde", heißt es in einer gemeinsamen Presseinformation der Nationalparkverwaltung, des NLWKN und der Landkreise Aurich und Wittmund.

Silbermöwe mit Küken

Eiersammler gefährden den Bruterfolg der Silbermöwen

Artikel-Informationen

erstellt am:
24.05.2006
zuletzt aktualisiert am:
26.04.2010

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