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Das Emssperrwerk

Mehrzweck-Wasserbauwerk an der Unterems für einen besseren Sturmflutschutz
und für das Aufstauen der Ems zur Überführung tiefgehender Schiffe

Das Emssperrwerk steht an der Unterems, vier Kilometer vom Dollart entfernt, bei Strom-km 32,2 zwischen den Ortschaften Gandersum am Nordufer und Nendorp am Südufer.

Küstenschutz:

Das Sperrwerk verbessert den Sturmflutschutz an der Ems bis in die Stauhaltung oberhalb von Herbrum hinein erheblich. Durch das geschlossene Sperrwerk werden Sturmfluten gekehrt und dringen nicht mehr flussaufwärts vor. Dies gilt bei Wasserständen, die höher als NN +3,70 m und damit rund zwei Meter höher als das mittlere Tidehochwasser (MThw) auflaufen (MThw = NN +1,60 m). In diesen Schutz gelangt auch das Leda-Jümme-Gebiet, das bislang durch das Ledasperrwerk vor Sturmfluten geschützt wird. Das Ledasperrwerk wurde 1954 in Betrieb genommen und erfüllt ohne das Emssperrwerk nicht mehr die heutigen Sicherheitsanforderungen.

Das Emssperrwerk wird als Sturmflutsperrwerk im Mittel etwa alle zwei Jahre einmal geschlossen. Die Deiche hinter dem Sperrwerk müssen weiterhin erhalten werden.

Aufstau der Ems für Schiffsüberführungen:

Bislang können auf der Ems Schiffe mit einem Tiefgang von 7,30 m zwischen Papenburg und Emden verkehren. Da eine weitere Vertiefung der Emssohle durch Baggerungen auf diesem Flussabschnitt nicht mehr erfolgen soll, bleibt als einzige Möglichkeit zur Überführung von Schiffen mit einem Tiefgang bis 8,50 m die Ems mit Hilfe des Sperrwerkes kurzzeitig anzustauen. Durch den Planfeststellungsbeschluss ist die Stauhöhe auf maximal NN +2,70 Meter und die Gesamtstauzeit je Jahr auf 104 Stunden begrenzt. Das maximale Stauziel gilt nur im Winterhalbjahr. Während der Brutzeit darf das Vorland zum Schutz der Gelege und Jungenaufzucht nicht überstaut werden. Zur schnellen Auffüllung des Stauraumes bei geringem Abfluss in der Ems wurde im Sperrwerk mit 6 Pumpen eine Pumpleistung von 100 m³/s installiert.

Schifffahrtsöffnungen und Verschlüsse:

Das Emssperrwerk wurde in der Bundeswasserstrasse Ems errichtet. Die Sperrwerksöffnungen müssen dem Schiffsverkehr gerecht werden. Für Seeschiffe ist die Passage in der Hauptschifffahrtsöffnung ohne jede Höhenbegrenzung vorgesehen. Hier kommt ein im Themsesperrwerk vor London bewährter Drehsegmentverschluss zur Ausführung. Im Normalbetrieb (bei geöffnetem Sperrwerk) liegt das Verschlusssegment in einer Mulde im Drempel. Die Betriebsstellungen dieses Tores sind oben dargestellt.

Die Binnenschifffahrtsöffnung wird mit einem im Normalbetrieb hochgefahrenen Segmenttor verschlossen. Die lichte Durchfahrtshöhe unter Tor und Betriebsbrücke beträgt 5,25 m bei MThw. Diese Öffnung soll nur von Binnenschiffen auf der Fahrt in Richtung Leer/Papenburg passiert werden. Ein Brückenpegel stromab des Sperrwerks zeigt dem Schiffsführer an, ob die Durchfahrtshöhe für sein Schiff ausreichend ist. Ist dies vor allem bei erhöhten Tidewasserständen nicht gegeben, muss auf die Hauptschifffahrtsöffnung ausgewichen werden. Diese ist mit 60 m breit genug für den Begegnungsverkehr von Binnen und Küstenmotorschiffen.

Sollte die Hauptschifffahrtsöffnung durch Wartungsarbeiten oder Havarie längere Zeit blockiert sein, kann durch Herausnehmen von Betriebsbrücke und Segmenttor die Binnenschifffahrtsöffnung für die Passage von Seeschiffen hergerichtet werden.

Sperrwerksabmessungen:

Im Bereich des Emssperrwerks beträgt der Abstand zwischen dem Hauptdeich der Moormerländer Deichacht am Nordufer und dem der Rheider Deichacht am Südufer 1040 m. In der Ems wurde zwischen ihren Uferlinien das 476 m lange Sperrwerk errichtet. Anschlussdeiche binden das Sperrwerk beidseitig an die Hauptdeiche an. Aus der Forderung heraus, den Durchflussquerschnitt und ebenso die Tidedynamik in der Ems möglichst wenig zu beeinflussen, ergibt sich die Querschnittsgestaltung des Sperrwerks. Das Sperrwerk hat insgesamt 7 Öffnungen. Aus nautischen und hydraulischen Gründen liegen die Hauptschifffahrtsöffnung im Verlauf des bisherigen Fahrwassers; nördlich davon eine 50 m breite Nebenöffnung und südlich daneben die ebenso breite Binnenschifffahrtsöffnung. Daran schließen sich nach Süden vier weitere Nebenöffnungen an.

Aufgrund dieser Querschnittsgestaltung bleibt die Tidedynamik und damit auch die Überflutungshäufigkeit der Deichvorländer oberhalb des Sperrwerks nahezu unverändert.

Umweltbelange/Wasserwirtschaft:

Mit dem südlichen Anschlussdeich wurden im Nendorper Vorland 4,2 ha "atlantische Salzwiese" überbaut. Als Ersatz dafür sind 10 ha intensiv genutztes Vorland im Bereich der Ledamündung erworben worden, die dem Vogelschutz zur Verfügung gestellt wurden. Weitere 110 ha landwirtschaftliche Nutzfläche sind im Nendorper und Midlumer Vorland als Ausgleichsmaßnahmen erworben worden.

Es wurden eine Reihe von Blänken und größeren Wasserflächen für Wiesenvögel und Fischfauna geschaffen. Für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch die baulichen Anlagen wurden oberhalb von Papenburg 26 ha Auewald gepflanzt. Der Erfolg der Kompensationsmassnahmen wird von den Naturschutzbehörden überwacht.

Für den Staufall müssen die Umweltparameter Sauerstoffgehalt und Salinität in der Ems beachtet werden. Weiter dürfen durch das Anstauen der Ems die Vorflut für die entlang des Stromes liegenden Entwässerungsgebiete und das Leda-Jümme-Gebiet nicht unzulässig beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund wurde die Pumpleistung einiger Schöpfwerke an das Stauziel von max. NN +2,70 n angepasst. Für das Leda-Jümme-Gebiet wurde neben dem Ledasperrwerk ein Schöpfwerk mit einer Leistung von 40 m³/s errichtet. Dieses Schöpfwerk verbessert den Hochwasserschutz im Leda-Jümme-Gebiet auch ausserhalb eines Staufalles.

Betrieb und Unterhaltung:

Das Emssperrwerk wurde im September 2002 in Betrieb genommen und im Januar 2003 förmlich abgenommen. Seit dieser Zeit wurde ein umfangreicher Betriebsplan aufgestellt, der neben den Wetter- und Sturmflutprognosen die Belange der Schifffahrt auf der Bundeswasserstrasse Ems und der Entwässerungsverbände ausreichend berücksichtigt. Dieser Betriebsplan wurde vom NLWKN planfestgestellt und auch gerichtlich anerkannt.

Mit dem Sperrwerk wird die Sturmflutsicherheit an der Ems auf einen höheren Bemessungswasserstand und damit einen höheren Sicherheitsstandart ausgerichtet und der Werftstandort Papenburg mit mehr als zweitausend Arbeitsplätzen für die Zukunft gesichert.

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