Wie viel Natürlichkeit geht?
Fachaustausch Prielentwicklung und technisch-biologische Ufersicherungen im Tidebereich
Ein Ziel des Masterplan Ems 2050 ist die Wiederherstellung typischer, tidebeeinflusster Flusslebensräume, die sogenannten ästuartypischen Lebensräume. Diese entstehen großflächig in Tidepoldern, zum Beispiel in Coldemüntje. Planungen für die Umgestaltung von Deichvorländern sind ebenfalls angelaufen. Und auch der Rückbau konventioneller Ufersicherungen (Steinschüttungen) und Ersatz durch technisch-biologische Lösungen wird geprüft.
In den tidebeeinflussten Ästuaren wirken neben schiffsinduzierten Strömungen und Wellen auch durch die Tidedynamik bedingte Belastungen auf die Ufer des Hauptstromes sowie der Nebengewässer. Bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen im Uferbereich sowie der Initiierung von Prielen im Deichvorland muss also ein besonderes Augenmerk auf die Sicherung der Böschungen und Deiche gelegt werden. Die PlanerInnen müssen sich deshalb regelmäßig mit der Abwägung beschäftigen, wie viel Dynamik insbesondere bei Erosionsprozessen im Rahmen der Ufer- und Prielentwicklung zugelassen werden kann, und wie viel Sicherung der Prieleinläufe und Ufer nötig ist.
Zu dieser Thematik fand bereits im April ein Fachaustausch in Oldenburg statt, der vom NLWKN und der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) organisiert wurde. Neben Masterplan-KollegInnen der organisierenden Behörden, nahmen weitere ExpertInnen der Bundesanstalt für Gewässerkunde, der Bundesanstalt für Wasserbau sowie PraktikerInnen der Stiftung Lebensraum Elbe und bremenports teil. Somit war Expertise von den drei großen deutschen Ästuaren Ems, Weser und Elbe vertreten.
Gemeinsam wurden Themenkomplexe wie Zulassen von Erosionsprozessen, Potenziale zur Verwendung technisch-biologischer Ufersicherungen an Böschungen und Prieleinläufen, Möglichkeiten zur Herstellung und Anbindung von Auengewässern mit dauerhafter Wasserführung und Veränderungen im Geschiebehaushalt und deren Konsequenzen auf Unterhaltungsmaßnahmen innerhalb und außerhalb der Fahrrinne diskutiert.
Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen der Praxis. Vertreter von bremenports und der Stiftung Lebensraum Elbe stellten ihre bereits umgesetzten Maßnahmen zur Schaffung tidebeeinflusster Lebensräume an Weser und Elbe vor und berichteten von ihren Erfahrungen.