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Ergebnisse der Radon-Messkampagne 2023/2024

Auf Grundlage des Strahlenschutzgesetzes (StrlSchG) und der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) und im Auftrag des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU) führte der NLWKN zwischen November 2022 und März 2024 die dritte Messkampagne zur Bestimmung der Radon-Innenraumkonzentration in Niedersachsen durch.

Die Kampagne dient zur Information der Bevölkerung wie auch zur Gewinnung von Messwerten (siehe auch frühere/spätere Messkampagnen). Die Messwerte erweitern kontinuierlich die bestehende Datenbasis, welche wiederum zur regelmäßigen Aktualisierung von Übersichten, Abschätzungen und Prognosen durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) herangezogen wird.

Radon in Niedersachsen - Innenraum Messprogramm 2023/2024

Von November 2022 bis März 2024 führte der NLWKN die dritte großangelegte Kampagne zur Messung der Radon-Innenraumkonzentrationen in Niedersachsen durch. Den Aufruf zur freiwilligen Teilnahme an Messungen der Radon-222-Aktivitätskonzentration in Innenräumen richtete der NLWKN während dieser Kampagne an alle Privathaushalte mit Aufenthaltsräumen in Keller- oder Erdgeschossen in den Gemeinden entlang des Südharzes im Landkreis Göttingen. Zielsetzung bei dieser Auswahl war ein verantwortungsvoller Umgang mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen durch Priorisierung von Regionen, deren Radonpotential im niedersachsenweiten Vergleich mit höheren Werten prognostiziert wird. Diese Strategie unterstützt am wirkungsvollsten das Schutzziel mit vorhandenen Mitteln Innenräume mit erhöhten Radon-222-Aktivitätskonzentrationen zu identifizieren, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu eröffnen, die Radonexposition durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren.

Der Anmeldezeitraum endete Ende Januar 2023 und im Anschluss wurden 1057 passive Messgeräte an 398 Privathaushalte versendet. Im März 2023 starteten die Messungen in folgenden elf Gemeinden des Landkreises Göttingen:

Bad Grund Bad Lauterberg Bad Sachsa Elbingerode
Hattdorf am Harz Herzberg am Harz Hörden am Harz Osterode am Harz
Rhumspringe Walkenried Wulften

Trotz einiger Verluste (Postweg, Umzug, Todesfälle,...) konnte eine sehr gute Rücklaufquote von etwa 90% der versandten Messgeräte verzeichnet werden. Nach deren Überprüfung lagen 902 valide Messwerte für die Auswertung vor.

Ergebnisse

Die Anfang 2024 abgeschlossene Radon Innenraum Messkampagne liefert erfreuliche Ergebnisse. Von insgesamt 902 verwertbaren Radon Messungen wurden im Untersuchungsgebiet während des 12-monatigen Messzeitraums 140 Referenzwertüberschreitungen nachgewiesen, das entspricht knapp 16 % aller Messergebnisse. 84 % der Messergebnisse liegen somit unterhalb des Referenzwertes von 300 Bq/m³.

Radon-222-Äktivitätskonzentration [Bq/m³) Anzahl Anteil in % Anteil in %
>= 1000 20 2,2 ~ 16%
500 - 999 39 4,3
400 - 499 28 3,1
300 - 399 53
5,9
200 - 299 88 9,7 ~ 84%
100 - 199 208 23,1
50 - 99 260 28,8
< 50 206 22,8
Gesamt 902 100,0 100
Etwa 75 Prozent der 140 erfassten Referenzwertüberschreitungen stammen dabei aus Räumen im Keller oder im Souterrain. In den meisten dieser Räume finden unregelmäßige und kurze Aufenthaltszeiten statt. Es ist daher von einer eher geringen Exposition auszugehen.
Quantitative Messwertverteilung der 140 Referenzwertüberschreitungen in Kellern/Souterrain, Erd- und Obergeschossen im Vergleich   Bildrechte: NLWKN
Abbildung 1: Quantitative Messwertverteilung der 140 Referenzwertüberschreitungen in Kellern/Souterrain, Erd- und Obergeschossen im Vergleich
Ein Blick auf die prozentuale Verteilung der Referenzwertüberschreitungen innerhalb der Etagen bestätigt, dass Radon durch Undichtigkeiten in erdberührenden Räumen in die Gebäudehülle eindringt. Hier reichert es sich aufgrund seiner hohen spezifischen Dichte bevorzugt an. Üblicherweise nimmt dessen Konzentration in höheren Etagen ab.
Prozentualer Anteil der Referenzwertüberschreitungen für jeweils Keller/Souterrain, Erd- und Obergeschoss   Bildrechte: NLWKN
Abbildung 2: Prozentualer Anteil der Referenzwertüberschreitungen für jeweils Keller/Souterrain, Erd- und Obergeschoss

Geographische Verteilung der Messwerte

Abbildung 3 zeigt die geographische Verteilung aller Messwerte in Kombination mit der Radonpotentialkarte des BfS (Stand 12/2024). Das geogene Radonpotential als dimensionslose Größe stellt ein errechnetes Maß an Verfügbarkeit von Radon unter Berücksichtigung der Gaspermeabilität im Boden dar. Je größer also der Wert, desto mehr Radon steht für das Eindringen in Gebäude zur Verfügung, was statistisch betrachtet wiederum erhöhte Werte bei Innenraummessungen erwarten lässt. Diese Prognosekarte wird vom BfS kontinuierlich weiterentwickelt und aktualisiert.

Da es sich aber immer um punktuelle Einzelmessungen handelt, können die Messergebnisse sich selbst in direkter Nachbarschaft erheblich voneinander unterscheiden. Einflussfaktoren wie z.B. unterschiedliche Gebäudestrukturen, Gebäudetechnik, lokale Bodenunterschiede bezüglich Durchlässigkeit und Porosität sowie das Nutzerverhalten variieren individuell für jeden Standort und beeinflussen die Radonkonzentration in Innenräumen maßgeblich.

Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich entlang des südlichen Harzes. In diesem Mittelgebirge liegen die prognostizierten Radonpotentialwerte aufgrund der geologischen Beschaffenheit dieser Region tendenziell im oberen Bereichen.
Räumliche Verteilung der Radon Messwerte im Landkreis Göttingen auf der Radonpotentialkarte (BfS 2024)   Bildrechte: NLWKN/Susanne Herrmann
Abbildung 3: Räumliche Verteilung der Radon Messwerte im Landkreis Göttingen

Referenzwertüberschreitungen, regionale Analyse

Abbildung 4 veranschaulicht alle Referenzwertüberschreitungen in den Siedlungsgebieten der elf Gemeinden. Auf der Karte wird die Nähe zum benachbarten Landkreis Goslar (rot) und dessen Radonvorsorgegebiete (rot schraffiert) erkenntlich. Die Landkreise Goslar und Göttingen im südöstlichen niedersächsischen Raum liegen in Gebieten mit mittlerem bis hohem Radonpotential. In dieser Region herrschen Formationen des Mesozoikums und Paleozoikums vor, welche durch saure magmatische/metamorphe Gesteine wie Granite, Rhyolithe und Gneise potentielle Radonlieferanten bilden. Durch Erosion und Transport entlang der Harztäler lagern sich uranhaltige Verwitterungsprodukte auch in den Randgebieten des Harzes ab.

Die Auswertung dieser Kampagne bekräftigt erneut die Ergebnisse bisheriger Messkampagnen: Referenzwertüberschreitungen treten durch stichprobenhafte Ermittlungen vergleichsweise häufig in der Harzer Region auf. Eine Überprüfung möglicher weiterer Radonvorsorgegebiete auf Gemeindeebene steht noch aus (eine aktualisierte Prognosekarte wird in 2025 erwartet, ggf. sind auch noch weitere Datenerfassungen notwendig).


Räumliche Verteilung der Referenzwertüberschreitungen in den ausgewählten Gemeinden des Landkreises Göttingen   Bildrechte: NLWKN/Susanne Herrmann
Abbildung 4: Referenzwertüberschreitungen in den Siedlungsgebieten der Harzrandgemeinden im Landkreis Göttingen. Rotschraffierte Flächen zeigen die Radonvorsorgegebiete im benachbarten Landkreis Goslar

Fazit und Ausblick

Erneut konnte sich der NLWKN über eine rege Teilnahme in der Bevölkerung an dieser Messkampagnen freuen. Die Öffentlichkeitsarbeit der vergangenen Jahre zeigt wachsendes Interesse , sich durch eine einfache Radonmessung Gewissheit über die Situation in den eigenen vier Wänden zu verschaffen. Der gewonnene Datensatz dieser Messwerte trägt wiederum zur Verbesserung künftiger Prognosekarten bei.

Die Messkampagnen sollen daher in ähnlicher Form fortgesetzt werden. Im Fokus stehen zukünftig vorrangig Regionen, für die höhere Radonkonzentrationen prognostiziert werden, aber bislang nur wenige Innenraum-Messdaten vorliegen. So fiel die Wahl für die nächste Messkampagne auf die Landkreise Hameln-Pyrmont und Holzminden. Das Jahr 2025 ist dabei nach der logistischen Vorbereitung als Messzeitraum geplant, so dass mit einer Auswertung im Sommer 2026 gerechnet werden kann.

Ergebnisse der Radon-Messkampagne 2020/2021/2022

Auf Grundlage des Strahlenschutzgesetzes (StrlSchG) und der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) und im Auftrag des niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU) führte der NLWKN zwischen September 2020 und April 2022 die zweite Messkampagne zur Bestimmung der Radon-Innenraum- und Radon-Boden­luftkonzentrationen in Niedersachsen durch.

Die Kampagne dient zur Information der Bevölkerung wie auch zur Gewinnung von Messwerten (siehe auch frühere/spätere Messkampagnen). Die Messwerte erweitern kontinuierlich die bestehende Datenbasis, welche wiederum zur regelmäßigen Aktualisierung von Übersichten, Abschätzungen und Prognosen durch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) herangezogen wird.

Radon in Niedersachsen - Innenraummessprogramm 2020/2021/2022

Von September 2020 bis April 2022 führte der NLWKN die zweite großangelegte Kampagne zur Messung der Radon-Innenraumkonzentrationen in Niedersachsen durch. Der Aufruf richtete sich an alle niedersächsischen Haushalte mit Aufenthaltsräumen im Keller- oder Erdgeschoss.

Unterschiede zur vorherigen Messkampagne:

  • Wahl zwischen zwei Messzeiträumen: drei oder zwölf Monate
  • Haushalte mit Kellergeschoss erhielten drei Messgeräte (übrige zwei Messgeräte)

Der Anmeldezeitraum wurde Ende Januar 2021 beendet, danach wurden über 5.000 passive Messgeräte an 1.813 Privathaushalte versendet. Anschließend starteten die Messungen in folgenden Zeiträumen:

  1. Messzeitraum ( drei Monate): Februar - Mai 2021
  2. Messzeitraum (zwölf Monate): März 2021 - max. 15. April 2022

Trotz einiger Verluste (Postweg, Umzug, Todesfälle, ...) konnte eine sehr gute Rücklaufquote von etwa 90% der versandten Messgeräte verzeichnet werden, insgesamt flossen 4641 Messwerte in die Auswertung ein!


Ergebnisse

Etwa 7% der Innenraummesswerte überschreiten den Referenzwert von 300 Bq/m3 sowohl bei den 3-monatigen als auch bei den 12-monatigen Messungen.

Bei den 12-monatigen Messungen liegen etwa 89% unterhalb von 200 Bq/m3 und etwa 75% unter 100 Bq/m3,
bei den 3-monatigen Messungen sind es etwa 87% (unter 200 Bq/m3) bzw. etwa 68% (unter 100 Bq/m3).

In der Regel stehen im Sommer Türen und Fenster häufiger offen und das Gebäude ist besser gelüftet als im Jahresdurchschnitt. Da die 3-monatigen Messungen überwiegend im Winterhalbjahr stattfanden, ist es daher plausibel, dass die Messwerte generell etwas höher liegen als die Jahresmittelwerte und auch die Höchstwerte (über 500 Bq/m3) einen etwas größeren Anteil haben (Tabelle 1).


Radon-222-Aktivitätskonzentration in Bq / m3 3-monatige Messung 12-monatige Messung
Anzahl Anteil in % Anzahl Anteil in %
>= 1000 25 0,9 6 0,3
500 - 999 68 2,5 38 2,0
400 - 499 29 1,0 30 1,6
300 - 399 77 2,8 43 2,3
200 - 299 171 6,1 84 4,5
100 - 199 525 18,9 257 13,8
50 - 99 914 32,9 444 23,9
< 50 970 34,9 960 51,6
Gesamt 2.779 100 1.862 100

Tabelle 1: Radon-Innenraummessungen in Zahlen

Geographische Verteilung der Messwerte

Abbildung 1 und Abbildung 2 zeigen die geographische Verteilung der Messwerte im landesweiten Überblick.

Da es sich prinzipiell immer um individuelle Messungen handelt, können die Messwerte bei direkten Nachbargebäuden voneinander abweichen. Einflussfaktoren sind z.B. unterschiedliche Gebäudestrukturen, Gebäudetechnik, lokale Bodenunterschiede bezüglich Durchlässigkeit etc.

Jahreszeitliche Schwankungen können zudem u.U. dazu führen, dass im selben Raum mit einer 3-monatigen Messung im Winterhalbjahr ein höherer Messwert erzielt wird im Vergleich zum Ganzjahresmittel (siehe oben unter "Ergebnisse", Stichwort "Gebäudelüftung").

Tendenziell ähneln sich die Verteilungen für die betrachteten Messzeiträume aber, insbesondere, wenn viele Messwerte für eine Region vorliegen.

  Bildrechte: NLWKN
Abbildung 1: Geographische Verteilung der Innenraummesswerte (3-monatige Messung)
Bildrechte: NLWKN
Abbildung 2: Geographische Verteilung der Innenraummesswerte (12-monatige Messung)

Referenzwertüberschreitungen, regionale Analyse

Abbildung 3 veranschaulicht alle Grenzwertüberschreitungen in Niedersachsen in Kombination mit der Radonpotentialkarte des BfS (Stand 08/2023). Das geogene Radonpotential als dimensionslose Größe stellt ein errechnetes Maß an Verfügbarkeit von Radon unter Berücksichtigung der Gaspermeabilität (Gas-Durchlässigkeit) im Boden dar. D.h. je größer der Wert, desto mehr Radon steht für das Eindringen in Gebäude zur Verfügung, was (statistisch betrachtet) wiederum erhöhte Werte bei Innenraummessungen erwarten lässt. Diese Prognosekarte wird vom BfS kontinuierlich weiterentwickelt und aktualisiert.

Der überwiegende Teil der gemessenen Referenzwert-Überschreitungen liegt im südöstlichen niedersächsischen Raum und damit in oder in der Nähe von Gebieten mit mittlerem bis hohem Radonpotential (Mittelgebirge "Harz" und Umgebung).

Die Messergebnisse passen damit sehr gut zur Prognosekarte. Zudem liegt knapp die Hälfte der Überschreitungen in den ausgewiesenen Radonvorsorgegebieten des Landkreises Goslar.


  Bildrechte: NLWKN
Abbildung 3: Übersicht der Referenzwertüberschreitungen (12-monatige Messungen) mit Bezug zum prognostizierten Radonpotential (BfS, Stand 08/2023)

Ausblick

Die rege Teilnahme an den bisherigen Messkampagnen zeigt, dass mit zunehmender Öffentlichkeitsarbeit das Interesse in der Bevölkerung daran wächst, sich Gewissheit über die Radon-Aktivitätskonzentration in den eigenen vier Wänden zu verschaffen. Der gewonnene Datensatz an Messwerten trägt wiederum zur Verbesserung künftiger Prognosekarten bei.

Die Messkampagnen sollen daher in ähnlicher Form fortgesetzt werden. Im Fokus stehen zukünftig vorrangig Regionen, für die höhere Radonkonzentrationen prognostiziert werden, aber nur wenige Innenraum-Messdaten vorliegen. Für 2023/24 fiel die Wahl auf die Südharzrandgemeinden zwischen Bad Grund und Walkenried im Landkreis Göttingen (Abbildung 4).

  Bildrechte: NLWKN
Abbildung 4: Vorschau auf Messkampagne 2023/24 im Landkreis Göttingen (Harzrandgemeinden) mit prognostiziertem Radonpotential (BfS, Stand 08/2023)
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