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Vogel-Volkszählung gestartet: Mehr 400 Freiwillige sind mit Fernglas und Notizblock unterwegs

Sommer, Sonne und – Vogelgezwitscher: Im eigenen Garten, im Wald, in Flussauen: Doch wie viele es sind und welche Arten wo aktuell noch vorkommen – all das ist nicht genau bekannt. Zwar gab es schon öfter Vogelzählungen, doch in jedem Bundesland wurde anders gezählt, ein deutschlandweites Bild hatte bisher niemand. Das wird jetzt anders. In diesem Frühling startete Deutschlands erste einheitliche Brutvogelerfassung - für ADEBAR, den Atlas deutscher Brutvogelarten. Ein Heer von mehr als 400 Hobby-Vogelkundlern übernimmt in Niedersachsen die Zählarbeit, mit Fernglas und Notizblock sind sie oft schon frühmorgens unterwegs auf Wiesen, Feldern oder im Wald. ADEBAR ist in erster Linie ein ehrenamtliches Projekt der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung: "Die dabei erhobenen Daten sind allerdings unverzichtbar für unser Vogelarten-Erfassungsprogramm", so Thorsten Krüger von der Staatlichen Vogelschutzwarte im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).

Krüger, der das Gesamtvorhaben landesweit koordiniert, ist begeistert von diesem Projekt: "Wir werden mit dem ADEBAR-Atlas erstmals für Deutschland ein Nachschlagewerk haben, in dem alle Brutvogelarten erfasst sind. Wir bekommen also bundesweit Angaben über die Verbreitung und die Häufigkeit der Arten. Und das hat es in dieser Qualität bisher nicht gegeben."

Für Deutschlands bisher größte Vogel-Volkszählung wurde das ganze Land in 3000 Rasterflächen aufgeteilt, in Niedersachsen sind es allein 420 Flächen Auf diesen etwa elf mal elf Kilometer großen Gebieten zählen und schätzen die Ornithologen den Vogelbestand - nach strengen Kartierungsvorschriften. Zwei Jahre werden sie dafür je Rasterfläche durchs Gelände streifen, dann werden die Daten zusammengetragen. Im Jahr 2008 soll die Erfassung abgeschlossen und bis 2010 der Atlas gedruckt sein. Für jede Vogelart enthält der ADEBAR-Atlas eine Karte, auf der sich genau ablesen lässt, wo sie wie oft vorkommt. Insgesamt ein stolzes Werk von über 500 Seiten.

Nicht nur die Herzen von Vogelforschern und -liebhabern wird der farbenprächtige Atlas höher schlagen lassen, sondern auch die der Naturschützer. Denn das Vorkommen der Brutvögel zeigt an, wo die Natur in Ordnung ist – und wo nicht. Dort, wo die Vögel fehlen, lassen sich so erste Hinweise auf die Ursachen ablesen und gezielte Natur- und Artenschutzmaßnahmen einleiten.

Insgesamt sind es über 250 Spezies, die in ganz Deutschland zu erfassen sind. Eine solch bundesweite Vogelzählung gab es bislang schlichtweg nicht. Für ADEBAR einigten sich alle Länder auf eine einheitliche, wissenschaftlich belastbare Erfassungsmethode. Nach der müssen die Brutvögel nun für ganz Deutschland neu gezählt werden - ein Mammutprojekt. Die Arbeit lastet dabei auf den Schultern von etwa 3000 erfahrenen Hobby-Ornithologen in ganz Deutschland. Mindestens 100 Stunden wird jeder brauchen, um sein Zählgebiet in den veranschlagten zwei Jahren abzuarbeiten. Alle arbeiten unentgeltlich, in ihrer Freizeit.

Und kurz nach Beginn der Arbeiten für den "Atlas deutscher Brutvogelarten" in Niedersachsen zieht Thorsten Krüger eine positive Zwischenbilanz: Von insgesamt 420 in Niedersachsen zu untersuchenden Rasterflächen sind bereits rund 50 Prozent an Ornithologinnen und Ornithologen vergeben. Um für das ganze Land aussagekräftige Daten in das gesamtdeutsche Atlasprojekt einspeisen zu können, müssen alle Flächen sorgfältig untersucht werden, aber dafür ist insgesamt noch bis zum Jahr 2008 Zeit.

Und die ehrenamtlichen Vogelzähler sind begeistert und melden sich mit sehr individuellen Rückmeldungen. Die Brutvogelerhebung für dieses Jahr, der ersten ADEBAR-Saison, ist fast abgeschlossen und dabei wurde beispielsweise ein bislang unbekanntes Vorkommen des seltenen Schwarzstorchs entdeckt; am Stadtrand von Hannover brütete überraschenderweise ein Paar des im Bestand gefährdeten Schwarzmilans und im Landkreis Cuxhaven waren die Zähler überrascht, als sie erstmals brütende Mittelspechte registrierten.

Doch Thorsten Krüger sucht weitere Freiwillige: Rund 200 werden noch gebraucht. Dabei setzt er in erster Linie auf die Kompetenz und die persönlichen Kontakte der lokalen und regionalen ornithologischen Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen, die bei der Verwirklichung des ehrgeizigen Projekts den Hauptanteil der Kartierarbeit leisten.

Weitere Infos gibt es unter www.dda-web.de oder www.vogelmonitoring.de oder www.ornithologie-niedersachsen.de

Vogelbeobachter Bildrechte: C. Sudfeldt

Vogelbeobachter

Artikel-Informationen

erstellt am:
29.07.2005
zuletzt aktualisiert am:
26.04.2010

Ansprechpartner/in:
Thorsten Krüger

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Betriebsstelle Brake-Oldenburg
Im Dreieck 12
D-26127 Oldenburg
Tel: +49 (0)441 / 95069-143
Fax: +49 (0)441/95069-202

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