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Ergänzende Untersuchungen zum UBA-Projekt

Ursachen der Funde von Tierarzneimitteln im Grundwasser


Hintergrund und Ausgangssituation

In der intensiven Tierhaltung werden große Mengen an Tierarzneimitteln (TAM), insbesondere Antibiotika eingesetzt.Vor allem der häufige Einsatz von antibiotischen Wirkstoffen ist vor dem Hintergrund nicht auszuschließender Resistenzbildungen und nicht abschätzbarer ökotoxikologischer Wirkungen auf Nichtzielorganismen terrestrischer und aquatischer Umweltkompartimente kritisch zu sehen. Die verabreichten Medikamente werden nach der Ausscheidung durch die Tiere mit dem Wirtschaftsdünger auf landwirtschaftliche Nutzflächen in diffuser Form ausgebracht. Mit der Versickerung können sie in den Boden, die ungesättigte Zone und das Grundwasser eingetragen werden bzw. in oberirdische Gewässer gelangen.

Die Auswirkungen des Einsatzes der großen Mengen von Tierarzneimitteln auf Umweltkompartimente sind bisher nicht umfassend untersucht. Insbesondere zum Eintrag von Tierarzneimitteln in das oberflächennahe Grundwasser liegen in Deutschland nur vereinzelt Untersuchungen vor. Eine systematische Untersuchung des Eintrages von TAM-Wirkstoffen in das Grundwasser, zum Beispiel im Rahmen der Monitoring-Programme der Länder im Zusammenhang mit der Europäischen Grundwasser-Richtlinie bzw. der sich darauf beziehenden deutschen Grundwasser-Verordnung, wurde aufgrund des Fehlens von Schwellenwerten bisher nicht durchgeführt.

2008 wurde erstmals in Nordrhein-Westfalen ein gesicherter Nachweis eines Stoffes im oberflächennahen Grundwasser erbracht und anhand einer Wiederholungsmessung bestätigt. Bei Untersuchungen in Schleswig Holstein, die zeitgleich durchgeführt wurden, konnten in 20 % der beprobten Messstellen TAM-Wirkstoffe nachgewiesen werden, die Funde bezogen sich auf drei Einzelstoffe aus der Gruppe der Sulfonamide.

Auch in Österreich sind Funde von Tierarzneimitteln bekannt, aktuell laufende Arbeiten dort beschäftigen sich mit der Identifizierung möglicher Ursachen der Funde.

Aktuelle Ergebnisse aus laufenden Untersuchungen dokumentieren sowohl für Gärreste und die als organischen Wirtschaftsdünger verwendete Gülle der Tiere als auch für den Boden und die ungesättigte Zone hohe Anteile nachgewiesener Konzentrationen von Tierarzneimitteln in den Umweltmedien und bestätigen die Risiken der ökotoxikologischen Wirkungen.


Tierarzneimitteluntersuchungen Umweltbundesamt

Das Umweltbundesamt (UBA) hatte ein Forschungsvorhaben (Laufzeit Dezember 2011 bis Dezember 2013) durchgeführt, um zu klären, ob mit einem „worst-case“ Ansatz ein Eintrag ausgewählter Antibiotika in das oberflächennahe Grundwasser nachgewiesen werden kann. 48 Standorte in vier Bundesländern in Nord- und Süddeutschland wurden beprobt, um den möglichen Eintrag systematisch auf Grundlage einer vorab durchgeführten, weltweiten Literaturrecherche zu untersuchen. Dabei wurden an neun Standorten Funde in zwei Bundesländern festgestellt. Die Werte zeigten große zeitliche Schwankungen und lagen in ihrer Mehrheit in nur sehr geringen Konzentrationen von wenigen Nanogramm pro Liter (ng/l), z. T. auch unterhalb der Bestimmungsgrenze vor. Sechs der neun Standorte liegen in Niedersachsen in den drei Landkreisen Cloppenburg, Vechta und der Grafschaft Bentheim.

Eine eindeutige Interpretation der Ursachen und Gründe sowie der Faktoren und Mechanismen, die zu Einträgen unterschiedlicher Wirkstoffe in hohen und geringen Konzentrationen führen, war nicht Teil des ersten Projektes. Die vorliegenden Befunde waren jedoch Anlass ein weiteres Projekt: „Ursachen der Funde von Tierarzneimitteln im Grundwasser – Entwicklung und Anwendung eines Kriterienkatalogs für die Untersuchung eintragsgefährdeter Standorte in Deutschland durchzuführen. Dieses Projekt läuft derzeit und hat das Ziel die Ursachen für zeitlich variable, stoffspezifisch und quantitativ unterschiedliche Einträge von den in der Tiermedizin eingesetzten Sulfonamiden an den sechs Standorten aus dem ersten Projekt in das oberflächennahe Grundwasser zu erforschen. Der Fokus der Betrachtungen liegt dabei auf Grundwasser-, Gülle- und Gärrestuntersuchungen.


Antibiotika-Untersuchungen NLWKN

Das Projekt wird vom 22. Juni 2015 bis zum 31. Dezember 2016 durchgeführt.

Das wesentliche Ziel des NLWKN-Projektes ist es, die bisher als Einzelfunde bekannten Nachweise von Antibiotika im Grundwasser an den sechs Standorten in Niedersachsen durch zeitlich und räumlich intensivierte Beprobungen zu bestätigen und den Ursachen des Eintrages nachzugehen.

In Erweiterung zum laufenden UBA-Projekt werden im NLWKN-Projekt ergänzende Untersuchungen für folgende Stofftransportpfade durchgeführt:

- Tierarzneimittel – Gülle/Gärreste – Boden – Dränen sowie

- Tierarzneimittel – Gülle/Gärreste – Boden – GW und

- Tierarzneimittel – Kleinkläranlage – Grundwasser



Beprobung eines Güllekellers Bildrechte: NLWKN
Beprobung eines Güllekellers

Durch Verdichtung der Probenahmeintervalle bzw. Erweiterung der Zeitreihen des UBA-Folgeprojektes (Grundwasser, Gülle bzw. Gärreste) und Hinzunahme weiterer Medien (Boden, Kleinkläranlagen, Dränauslässe) soll die Datenlage in Niedersachsen weiter verbessert werden.

Die Kreislandvolk-Verbände und die betroffenen Landwirte sind direkt in das Projekt einbezogen und arbeiten eng mit den projektbegleitenden Institutionen zusammen.

Die Auswertung der Daten soll unter Einbeziehung der Ergebnisse des UBA-Projektes zu einer Identifikation der beteiligten Faktoren und Prozesse führen und eventuell erforderliche Risiken und Handlungshorizonte aufzeigen.


Antibiotika Bildrechte: NLWKN

Zu klären ist auch die Frage, ob es sich bei den Antibiotika um Stoffe aus der Tiermedizin oder um Wirkstoffe aus der Humanmedizin handelt.



In die Auswertung und Interpretation der Daten einbezogen werden die im Rahmen der UBA-Projekte bis September 2015 gewonnenen Daten, so dass ein umfassender Bericht über Antibiotika-Funde im Bereich der sechs Messstellen vorgelegt werden kann.

Im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit werden im Projektverlauf insgesamt fünf Newsletter erstellt und an dieser Stelle zum Download zur Verfügung gestellt.

Messstellen Bildrechte: NLWKN

Messstellen

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Christel Karfusehr

NLWKN Cloppenburg
Drüdingstraße 25
D-49661 Cloppenburg
Tel: +49(0)4471 / 886-128

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