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Vom Pilotprojekt zum Zukunftsmodell? – Die Gewässerallianz Niedersachsen

Unterhaltungsverbände intensivieren die Maßnahmenumsetzung an Fließgewässern – bestehende „Hindernisse“ gilt es weiter abzubauen


Von Frauke Köhne, Katharina Boese und Lisa Hoff

Das Instrument der Gewässerallianz ist als wichtiger Baustein in der Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) in Niedersachsen nicht mehr wegzudenken. Der zeit- und personalintensiven Fließgewässerentwicklung wird hier mit regional engagierten Gewässerkoordinatoren Rechnung getragen. Das Verbundvorhaben profitiert von der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Praxis sowie dem Erfahrungsaustausch der Akteure untereinander. Inzwischen blickt die Gewässerallianz auf ein breites Spektrum erfolgreich umgesetzter Maßnahmen zurück. Hinsichtlich der voraussichtlich noch lange nicht erreichten Ziele der WRRL sollten schnellstmöglich bestehende Barrieren, sowohl wasserbaulich als auch förderrechtlich, ausgeräumt werden.
*leer   Bildrechte: Foto: Landkreis Harburg
Renaturierungsmaßnahme an der Este in der Durchführung
Projektinhalte

Die Gewässerallianz befindet sich 2022 nach etappenweiser Verlängerung und Gebietsausweitung aktuell mit zwölf Gewässerallianzen im achten Jahr ihres Bestehens. Die Laufzeit der derzeitigen Projektphase geht bis 2025. Pilothaft verfolgt die zwischen dem NLWKN und 24 Unterhaltungsverbänden (UHV) geschlossene Vertragspartnerschaft den Zweck einer verstärkten Umsetzung von Maßnahmen an Schwerpunktgewässern nach Zielvorgaben der WRRL. Daneben steht die Optimierung der Gewässerunterhaltung unter ökologischen Gesichtspunkten im Fokus des Projekts.

Vielfältiges Maßnahmenspektrum zur Gewässer- und Auenentwicklung
Die UHV spielen in Niedersachsen bislang die zentrale Rolle bei der Übernahme von Trägerschaften für Maßnahmen der Gewässer- und Auenentwicklung. Die Vorhaben reichen von Habitatverbesserung im vorhandenen Flusslauf (z. B. mittels Einbau von Kies oder Totholz), über mäandrierende Laufverlängerungen und Schaffung von Retentionsraum bis hin zur Herstellung der linearen Durchgängigkeit. Letzteres meint insbesondere den Rückbau von Querbauwerken, welche Wanderungshindernisse für Fische und Makrozoobenthos darstellen und vielerorts noch bestehen.


Unbürokratische, risikoarme und kostendeckende Förderung
Wesentliche Voraussetzung für die Initiierung dieser Vorhaben ist die Bereitstellung von Fördermitteln sowie ein damit einhergehendes unkompliziertes Verfahren zur Antragsstellung und zur Abwicklung. Die landeseigenen und nationalen Fördertöpfe (FGE) weisen hier eine deutlich höhere Nachfrage der an der Gewässerallianz mitwirkenden Verbänden gegenüber einer Projektfinanzierung unter Beteiligung von EU-Mitteln (ELER) auf. Es gilt demnach, den bürokratischen Aufwand sowie Vorbehalte hinsichtlich Finanzierungsrisiken bei der ELER-Förderung schnellstmöglich abzubauen, um vor dem Hintergrund der für 2027 angestrebten, aber noch weit entfernten WRRL-Zielerreichung, diese Finanzierung noch attraktiver auszugestalten.
Zudem bieten Förderprogramme aus dem Natur- und Hochwasserschutz unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel bei Synergien mit der Fließgewässerentwicklung (u. a. bei Gewässerrandstreifen und Wasserrückhaltfunktion von Auen) geeignete Finanzierungsquellen.
Die Renaturierung eines Fließgewässers kann unter bestimmten Umständen auch im Rahmen von Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen durchgeführt werden, wenn beispielsweise der Eingriff, dessen Folgen kompensiert werden müssen, ein Fließgewässerökosystem negativ beeinträchtigt. Ferner besteht die Möglichkeit, Ersatzzahlungen gezielt in die Bereiche Gewässer und Auen zu lenken, um dort Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege umzusetzen, die der Erreichung eines guten Zustands gemäß WRRL dienen.

*leer   Bildrechte: NLWKN
Aktuelle Projektkulisse der Gewässerallianz in 2022
Projektweite Erfolgsbilanz und Perspektiven

Insgesamt wurden im Projekt in einer rund 200 der entwicklungsfähigsten Wasserkörper umfassten Kulisse über 340 Maßnahmen umgesetzt (Stand 2021). Dabei wurden über 80 Querbauwerke ab- oder umgebaut. Zahlreiche Veranstaltungen zur fachlichen Weiterbildung, Akzeptanzförderung von Anliegern sowie Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit wurden ausgerichtet. Veröffentlichungen in lokalen Zeitungen, auf verbandseigenen Websites und in Fachzeitschriften verdeutlichen die überregionale Reichweite der Gewässerallianz. Um das Engagement an den niedersächsischen Fließgewässern und ihren Auen noch weiter zu intensivieren, wird die Gewässerallianz sowohl um Projektpartner als auch in ihrer Gebietskulisse stetig erweitert. Die enge Kooperation zwischen fachtechnischer Verwaltung (NLWKN) und Praxis (UHV) ist für den Projekterfolg essentiell und beispielgebend für zukünftige Bestrebungen in der Fließgewässerentwicklung. Ergänzend zu den Initiativen der Gewässerallianz und Gebietskooperationen wird der in 2020 gestartete Dialogprozess mit allen Unterhaltungsverbänden sowie Landkreisbehörden zur Intensivierung der Maßnahmenumsetzung kontinuierlich fortgeführt.

*leer Bildrechte: NLWKN

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