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Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Libellen mit Gesamtartenverzeichnis

3. Fassung, Stand 31.12.2020


Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen
Heft 1/2021
, 40 S., 4,- €, Download als PDF in der Infospalte


Inhalt


RoteListe der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Libellen mit Gesamtartenverzeichnis 3. Fassung – Stand 31.12.2020
von Kathrin Baumann, Friederike Kastner, Angelika Borkenstein, Werner Burkart, Reinhard Jödicke & Uwe Quante

Inhalt
1 Einleitung
2 Methodik der Roten Liste
2.1 Allgemeines und Aktualität
2.2 Aktuelle Bestandssituation
2.3 Kurzfristiger Bestandstrend
2.4 Langfristiger Bestandstrend
2.5 Risikofaktoren
2.6 Ableitung der Rote-Liste-Kategorie aus den Einzelkriterien
2.7 Definition der in den Roten Listen angegebenen Gefährdungskategorien und Statusangaben
3 Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Libellen
3.1 Bilanz der Roten Liste
3.2 Veränderungen seit der vorangegangenen Roten Liste (Stand 2007)
3.3 Erläuterung der Gefährdungssituation ausgewählter Arten
4 Zusammenfassung
5 Summary
6 Literatur


4 Zusammenfassung

Die ehrenamtlich tätige Arbeitsgemeinschaft Libellen in Niedersachsen und Bremen hat einen Libellenatlas für diese beiden Bundesländer erarbeitet, der für jede Art auch eine umfassende Analyse von Bestandssituation und -entwicklung umfasst. Insofern war es folgerichtig, in diesem Zusammenhang auch eine neue Rote Liste zu erstellen. Atlas und Rote Liste greifen auf einen sehr großen Fundus an Daten zurück, der im Wesent-lichen auf weit mehr als 1.000 ehrenamtlich tätige Personen zurückgeht.

Die Libellenfauna des Untersuchungsgebietes ist derzeit rasanten Veränderungen unterworfen, die in erster Linie vom Klimawandel verursacht werden. Bei zehn mooraffi-nen Arten wurden unmittelbar negative Auswirkungen des Klimawandels festgestellt. Dagegen sind mindestens neun weitere Arten Profiteure dieser Veränderung, darunter aus dem Süden einwandernde Arealerweiterer. Die in Niedersachsen und Bremen nachgewiesene Anzahl an Arten ist dadurch auf 73 gestiegen. Von diesen werden 70 Arten in der Roten Liste bewertet, 69 sind aktuell bodenständig, eine Art ist seit langem ausgestorben. Insgesamt 23 Arten (33 %) stehen als ausgestorben bzw. bestandsgefährdet auf der Roten Liste. Fast die Hälfte davon (11) ist vom Aussterben bedroht, was eine deutliche Verschlechterung gegenüber der vorangegangenen Roten Liste aus dem Jahr 2007 ist (6). Insgesamt hat sich die Zahl der Rote-Liste-Arten jedoch verringert, was teils in Maßnahmen zum Fließgewässerschutz, teils in der Klimaerwärmung und teils im Erkenntnisgewinn durch eine verbesserte Datenlage begründet ist.


5 Summary

The volunteer dragonfly working group of Lower Saxony and Bremen („Arbeitsgemeinschaft Libellen in Niedersach-sen und Bremen“) has recently compiled a dragonfly atlas for the two federal states. For each species, the atlas includes a comprehensive analysis of the population situation and trend. It was therefore logical to compile a new Red List in this context. The atlas and the Red List are based on a comprehensive data set gathered by well over 1,000 volunteers.

The dragonfly fauna of the study region is currently fa-cing rapid changes, primarily caused by climate change. Direct negative effects of climate change have been identified for ten species with an affinity for bogs. In contrast, at least nine other species are profiting from this change, including those extending their range from the south. As a result, the number of species recorded from Lower Saxony and Bremen has increased to 73. Of these, 70 have been assessed in this Red List, 69 are established in the region, and one species is extinct since a long time. A total of 23 species (33 %) are ranked as Extinct or Endangered in the Red List. Almost half of these (11) are threatened with extinction, which is a significant deterioration from the previous Red List in 2007 (6). Overall, however, the number of Red List species has decreased, partly due to measures protecting streams, partly due to climate warming, and partly due to increased knowledge as a result of improved data.


FINKA- Projekt zur Förderung von Insekten im Ackerbau ist gestartet
von Sara Kuschnereit

Unter dem Kurznamen „FINKA“ ist im April 2020 ein Verbundprojekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt zur „Förderung von Insekten im Ackerbau durch den Verzicht auf chemisch-synthetische Insektizide und Herbizide“ gestartet. Ziel ist es, praxisnahe Lösungsstrategien zur Förderung der Biodiversität von Insekten in der Agrarlandschaft zu erarbeiten und damit innerhalb der Landwirtschaft eine breite Diskussion anzustoßen.

Für die Umsetzung von FINKA haben sich die Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN), das Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V., das Landvolk Niedersachsen e.V. sowie das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn und die Georg-August-Universität Göttingen als Verbundpartner zusammengeschlossen.

Die Auseinandersetzung mit der Fragestellung, wie Landwirtinnen und Landwirte den Verzicht auf einen Großteil der Pflanzenschutzmittel in der Praxis betriebswirtschaftlich und arbeitstechnisch umsetzen können, steht im Mittelpunkt des Projektes. Dafür wurden in den ersten Monaten des Projektes 30 Betriebspartnerschaften zwischen je einem konventionell und einem ökologisch wirtschaftenden Ackerbaubetrieb geschlossen. Die Betriebspaare liegen überwiegend im östlichen und mittleren Niedersachsen und sind max. 15 Kilometer voneinander entfernt.

Um die Lebensgrundlage von Insekten in der Agrarlandschaft zu verbessern, verzichten die konventionellen Partner auf einer Versuchsfläche von einem bis drei Hektar auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Insektiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Insekten) und Herbiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Unkräuter). Gleichzeitig bewirtschaften sie eine Vergleichsfläche gewohnt konventionell. Die ökologisch wirtschaftenden Partnerbetriebe legen eine Vergleichsfläche ähnlicher Größe und mit ähnlichen Standortbedingungen an. Sie unterstützen ihre Partnerbetriebe mit Hack- und Striegeltechnik für die maschinelle Beikrautregulierung sowie ihrem Know-how.

Gemeinsam gehen sie mit landwirtschaftlichen Beraterinnen und Beratern in einen fachlichen Austausch. Sie erarbeiten zusammen Lösungsansätze für mehr Biodiversität auf den Ackerflächen bei weiterhin hoher Produktivität. Die alternativen Anbaumethoden werden direkt auf den Versuchsflächen erprobt. Die Ergebnisse werden von den Projektpartnern erfasst und ausgewertet. Die Fruchtfolgen der teilnehmenden Betriebe sollen auch unter den Projektbedingungen weitgehend erhalten werden. Anpassungen durch Zwischenfrüchte, Sortenwahl etc. werden gemeinsam diskutiert und umgesetzt. Das Projekt setzt auf Lerneffekte durch den fachlichen Austausch und konkretes Ausprobieren.

Zudem werden auf den Modellflächen sowie auf konventionellen und ökologisch bewirtschafteten Vergleichsflächen wissenschaftliche Erhebungen zur Ackerbegleitflora und Insektenfauna durchgeführt, um die biologische Vielfalt der Flächen anhand ökologischer Messgrößen (unter anderem Artenvielfalt, Biomasse) vergleichen zu können. Nur im ersten Anbaujahr 2020/21 wurde auf den Versuchsflächen aller FINKA-Betriebe Wintergetreide (Wintergerste, -weizen, -roggen oder Triticale) ausgesät, um ähnliche Ausgangsbedingungen für die wissenschaftlichen Untersuchungen zu schaffen. Die Kartierungen beginnen im Frühjahr 2021. In den Folgejahren werden die Betriebe dann wieder ihre betriebseigenen Fruchtfolgen weiterführen.

Jedes Jahr sollen öffentliche Feldtage und weitere regionale und überregionale Veranstaltungen die Öffentlichkeit über das Projekt einerseits und insektenfreundliche Agrarmaßnahmen andererseits informieren. Die gewonnenen Erkenntnisse im Projekt werden von den Projektpartnern sowohl in landwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Medien als auch im Internet (www.finka-projekt.de)veröffentlicht und so über die Projektregion in Niedersachsen an die Fachöffentlichkeit verbreitet. Aus der Landwirtschaft heraus werden nachhaltige Lösungsansätze zum Erhalt der biologischen Vielfalt erarbeitet und innerhalb des Berufsstandes sowie an relevante politische Akteure kommuniziert. Die Ergebnisse sollen die Auseinandersetzung mit dem Thema „Biodiversität in der Agrarlandschaft“ unter den Landwirtinnen und Landwirten fördern und dazu beitragen, dass zukünftig mehr Betriebe den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren und durch praktikable, insektenfreundliche Anbaumethoden ersetzen. Das Projekt läuft bis Ende 2025.

FINKA wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Das Land Niedersachsen beteiligt sich mit einer Kofinanzierung. Die Landesmittel werden vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz sowie dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bereitgestellt und durch den NLWKN bewilligt. Insgesamt stehen rund 3,65 Mio. Euro zur Verfügung.


Neue Veröffentlichung
Atlas der Libellen in Niedersachsen/Bremen

von Kathrin Baumann, Reinhard Jödicke, Friederike Kastner, Angelika Borkenstein, Werner Burkart, Uwe Quante & Torsten Spengler (Hrsg.) (2021) – 384 Seiten, DIN A4, Verlag NIBUK, Natur in Buch und Kunst, ISBN 978-3-931921-34-7, 30,- €, https://nibuk.de. Das Buch kann direkt beim Verlag bestellt werden (Prestel-Dieter@web.de) und wird innerhalb Deutschlands versandkostenfrei verschickt.

Infodienst 1/20 Titelseite   Bildrechte: AG Libellen Nds./Bremen

Der neue „Atlas der Libellen in Niedersachsen/Bremen“ bildet die Basis für die in diesem Informationsdienst ver-öffentlichten 3. Fassung der „Roten Liste der in Niedersach-sen und Bremen gefährdeten Libellen mit Gesamtartenver-zeichnis“. Der Atlas wurde von der „Arbeitsgemeinschaft Libellen in Niedersachsen und Bremen“ erarbeitet und pa-rallel zur Roten Liste veröffentlicht. Die Atlas-Herausgeber und das Autorenteam der Roten Liste sind daher nahezu identisch.

Libellen sind als Artengruppe zwar allgemein bekannt und auch zunehmend populär geworden, aber genauere Daten über ihre aktuelle Situation im Nordwesten Deutschlands, auch vor dem Hintergrund des Klimawandels, fehlten bislang. Diese Lücke wird nun geschlossen.

Der „Atlas der Libellen in Niedersachsen/Bremen“ basiert auf der Auswertung von rund 300.000 Datensätzen, die überwiegend ehrenamtlich zusammengetragen und an die AG Libellen oder den NLWKN gemeldet wurden. Dieser im bundesweiten Vergleich einmalig große Datenbestand ermöglicht eine sehr differenzierte Darstellung von Verbreitung sowie Bestandssituation und -entwicklung der 73 bislang im Gebiet nachgewiesenen Arten.

Insgesamt 27 Autorinnen und Autoren sind an diesem Werk beteiligt, wodurch das geballte Wissen um die Libellen in Niedersachsen/Bremen zusammengetragen werden konnte.

Der Atlas enthält detaillierte Informationen zu folgenden Themen:

  • Verbreitung aller Arten mit Rasterkarten
  • Analyse von Bestandssituation und -entwicklung aller Arten
  • Rote Liste der Libellen mit Stand vom 31.12.2020
  • Lebensraumansprüche aller Arten
  • Lebenszyklen und jahreszeitliches Auftreten aller Arten mit Flugzeitendiagrammen
  • Ergebnisse regionaler Forschung zur Ökologie und zum Verhalten der Arten
  • Hinweise zu Gefährdung und Schutz
  • Über 300 Fotos aller Arten und typischer Lebensräume.
Infodienst 1/20 Titelseite   Bildrechte: NLWKN

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D-30453 Hannover
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Fax: +49 (0)511 / 3034-3501

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