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Sander: Illegalen Handel bekämpfen/ Jeder kann Beitrag leisten

9. Juni 2008 // Erhalt der biologischen Vielfalt


"Der illegale Handel mit seltenen Wildtieren und Wildpflanzen gefährdet weltweit den Erhalt der biologischen Vielfalt", erklärte Umweltminister Hans-Heinrich Sander heute (Montag) in Hannover, als er sich beim NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) über die Ergebnisse der Bekämpfung des illegalen Handels informierte. "Insbesondere bei Reisen in ferne Länder müssen die Urlauber umsichtig sein, wenn es um den Erwerb von Souvenirs und Artikeln geht, die aus seltenen wild lebenden Tieren und Pflanzen hergestellt sind - ganz zu schweigen von dem Erwerb und der Einfuhr von seltenen lebenden geschützten Tieren und Pflanzen. Vieles geschieht aus Unwissenheit. Daher sollte sich jeder, der entsprechende Kaufabsichten hegt, vorher ausreichend informieren, unsere Fachleute stehen dafür zur Verfügung."

In Niedersachsen haben die Fachleute des NLWKN umfassende weltweite Artenkenntnisse, hier lagern die von den niedersächsischen Behörden eingezogenen Handelsobjekte. Die Artenschutzexperten beraten, schulen und unterstützten sowohl die Landkreise und Kommunen, aber auch die Staatsanwaltschaften, die Polizei und die Zollfahndung.

"Dieses effektive Zusammenspiel mit den Vollzugsbehörden vor Ort hat in den vergangenen 25 Jahren bewirkt, dass zum Beispiel der illegale Handel mit Greifvögeln, Papageien und heimischen Singvögeln stark eingedämmt werden konnte", sagten Wolfgang Kaufmann und Wolfgang Borgmeyer vom NLWKN. "In den nächsten Jahren werden sich die Naturschutzbehörden verstärkt dem Handel mit Kaviar und Reptilien widmen." Die illegal eingeführten Tiere und Pflanzen werden inzwischen auch weltweit über das Internet in den Verkehr gebracht. "Für die zuständigen Behörden ist das eine neue Herausforderung". Spektakuläre Fälle im vergangenen Jahr waren die Aufdeckung der illegalen Einfuhr von 68 Sternschildkröten mit einem Endhandelswert von rund 27.000 Euro.

Tiere und Pflanzen der streng geschützten Arten dürfen nur mit einer zuvor vom NLWKN erteilten Ausnahmegenehmigung gehandelt werden – und diese Genehmigung gibt es nur nach einer genauen Legalitätsprüfung. Im Jahr 2007 wurden knapp 3000 solcher Ausnahmegenehmigungen überwiegend für nachgezüchtete Tiere erteilt.

Vor 35 Jahren wurde das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen (CITES) beschlossen, um diesem Ausverkauf entgegenzuwirken. Mittlerweile haben 172 Staaten das Übereinkommen unterzeichnet. Es wird auf ca. 5.000 Tierarten und etwa 28.000 Pflanzenarten angewendet. Nur mit Genehmigung des Bundesamtes für Naturschutz ist es erlaubt, Exemplare dieser CITES-Arten nach Deutschland einzuführen.

Immer neue Arten müssen aufgrund der Bedrohung durch den internationalen Handel in die CITES-Listen aufgenommen werden. So zum Beispiel im Jahr 2005 die Pflanzengattung Hoodia, kaktusähnliche Gewächse aus Südafrika. Diese zur Familie der Hundsgiftgewächse gehörende Pflanze, die extrem langsam wächst, wird seit Jahrhunderten traditionell von den Buschmännern als Hunger stillendes Mittel eingesetzt. Plötzlich findet diese Pflanze als "Wundermittel" zur Gewichtsabnahme reißenden Absatz in den Industriestaaten. Im vergangenen Jahr wurden beispielsweise die kompletten Lagerbestände von Hoodia-Kapseln bei zwei Pharmabetrieben beschlagnahmt.

Der illegale Handel mit Kaviar, Elfenbein, Nashörnern, Schneeleoparden, Schildkröten, Orchideen oder Kakteen ist ein Millionengeschäft. So liegt der Preis für ein Kilogramm Beluga-Kaviar zurzeit bei etwa 8.650 Euro, er hat sich in zehn Jahren verdoppelt. Vor 20 Jahren wurden noch 3.000 Tonnen Kaviar gehandelt, heute sind es wegen des Rückgangs der Störe aufgrund der illegalen Verfolgung nur noch ca. 150 Tonnen.

Ein gefangenes Wildtier kostet im Ursprungsgebiet je nach Art umgerechnet 5 bis 50 Cent. Auf dem internationalen Markt erzielt dieses Tier dann einen Preis von 100 bis 10.000 Euro. Diese hohe Gewinnspanne ist die treibende Kraft, Wildtiere und Wildpflanzen aus den Ursprungsländern zu schmuggeln, da finanzkräftige Einzelpersonen, um jeden Preis die letzten Exemplare aussterbender Tier- oder Pflanzenarten oder neu entdeckter Arten besitzen wollen. So ist eine erst vor wenigen Jahren neu in Vietnam entdeckte Orchideenart durch illegales Ausgraben in freier Natur bereits wieder ausgestorben.

Von den Naturschutzbehörden und den Staatsanwaltschaften eingezogene Exemplare werden in Niedersachsen vom NLWKN gelagert. In der Asservatenkammer des NLWKN sind zum Beispiel Felsenpythonhäute, Elfenbeinstoßzähne und Meeresschildkröten zu finden. Diese Exemplare werden Schulen und wissenschaftlichen Einrichtungen für Lehr- und Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Der NLWKN hat in den Jahren 2006 und 2007 z.B. 88 Tierpräparate, 74 Reptilleder-Armbänder, acht Pelzprodukte, zwei Elfenbeinstoßzähne und elf Krokodilledertaschen an verschiedene Einrichtungen bundesweit abgegeben.

Presseinfo

Artikel-Informationen

erstellt am:
09.06.2008
zuletzt aktualisiert am:
27.04.2010

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