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„Alles neu!“ nach 50 Jahren verlässlichem Einsatz

Das Ilmenau-Sperrwerk wird saniert – langjähriger Betrieb macht umfangreiches Maßnahmenpaket erforderlich


Kein alltäglicher Anblick: Die trockengelegte Schifffahrtsöffnung (Bild: Löhn/NLWKN).   Bildrechte: Löhn/NLWKN
Kein alltäglicher Anblick: Die trockengelegte Schifffahrtsöffnung (Bild: Löhn/NLWKN).

Von Stefan Löhn und Karina Bettin

Frischzellenkur im Zeichen steigender Anforderungen: Das längst zur Umgebung gehörende Ilmenau-Sperrwerk, das bei Sturmfluten die Ilmenau- und die Luheniederung vor einer Überflutung durch das in die Luhe drückende Elbewasser schützt, bekommt ein neues Betriebsgebäude, neue Tore und auch eine neue Technik. Die umfassenden mehrjährigen Baumaßnahmen sind dem fast 50-jährigen Betrieb geschuldet, nehmen aber auch künftige Herausforderungen in den Blick.

Gebaut wurde das Ilmenau-Sperrwerk dabei einst als Reaktion auf die Erfahrungen der schweren Sturmflut vom Februar 1962. Es entstand zwischen 1969 und 1973 als Teil umfangreicher Schutzmaßnahmen entlang der Küste und der Unterelbe. Gelegen in der Hauptdeichlinie der Tideelbe in der Ortslage Hoopte im Landkreis Harburg, sperrt die Anlage die Mündung der Bundeswasserstraße Ilmenau bei Bedarf ab und schützt so die Ilmenau- und Luheniederungen mit der Stadt Winsen (Luhe) vor Sturmfluten.

Das Sperrwerk besteht aus einer Schifffahrtsöffnung mit einer lichten Weite von 16 Metern und zwei links und rechts davon liegenden Flutöffnungen von jeweils 10 Metern lichter Weite. Das Sperrwerk hat eine Länge von knapp 34 und eine Breite von 48 Metern. In der wasserwirtschaftlichen Anlage sind derzeit neben den für den Betrieb erforderlichen Räumlichkeiten wie Maschinen- und Lagerraum auch der Bedienungsstand, die Hubtoraussparungen der Flutöffnungen sowie die Dammtafellager für die Reparatur- und Notverschlüsse untergebracht.

Die Betriebsstelle Lüneburg des NLWKN betreibt und unterhält das Sperrwerk, das rund einhundert Mal im Jahr geschlossen wird. Nach fast 50 Betriebsjahren mit insgesamt rund 5.000 Schließvorgängen haben die Steuerungs- und Elektrotechnik, die Hydraulik und der Stahlwasserbau des Sperrwerks das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht und sind auch hinsichtlich des Arbeitsschutzes veraltet.
Hinzu kommt, dass nicht nur die Deiche, sondern auch die Sperrwerke entlang der Unterelbe an die neu ermittelten Bemessungswasserstände anzupassen sind, um den Anforderungen an einen zeitgemäßen Küstenschutz zu genügen.

Aufgrund der festgestellten Defizite hat sich der NLWKN entschlossen, eine Grundinstandsetzung des Ilmenau-Sperrwerks vorzunehmen und das Bauwerk an die neuen Bemessungswasserstände anzupassen.

Die Maßnahmen sind wichtig, da das Ilmenau-Sperrwerk – zusammen mit den anderen Sperrwerken entlang der Niedersächsischen Unterelbe – einen bedeutsamen Beitrag für den Küstenschutz in der Region leistet.
Das neue Betriebsgebäude in Hoopte während der Bauphase (Bild: Löhn/NLWKN).   Bildrechte: Löhn/NLWKN
Das neue Betriebsgebäude in Hoopte während der Bauphase (Bild: Löhn/NLWKN).
Mit Schwerlastkränen wurde das elbseitige südliche Hubtor und sein nördliches Pendant aus der Anlage herausgehoben (Bild: Löhn/NLWKN).   Bildrechte: Löhn/NLWKN
Mit Schwerlastkränen wurde das elbseitige südliche Hubtor und sein nördliches Pendant aus der Anlage herausgehoben (Bild: Löhn/NLWKN).

Baustart im August 2020

In einem ersten Bauabschnitt wurde deshalb, beginnend ab August 2020, auf der Nordseite des Sperrwerkes ein neues Betriebsgebäude errichtet. Das Bauwerk soll zukünftig neben dem Bedienungsstand unter anderem auch die neue Anlagen- und Steuerungstechnik aufnehmen.

Für die Arbeiten an den Verschlüssen des Sperrwerkes steht aus hydrologischen und rechtlichen Gründen der Sturmflutsicherheit dabei wie bei vielen Projekten des Küstenschutzes jeweils nur das Sommerhalbjahr zur Verfügung.

Im Sommer 2021 wurden daher im ersten Schritt die vier Hubtore in den beiden Flutöffnungen des Sperrwerkes instandgesetzt. Jedes Tor ist gut 10,5 Meter breit, knapp viereinhalb Meter hoch und wiegt gut 18 Tonnen. Die Tore wurden mittels Mobilkran ausgebaut, per LKW nach Bremen transportiert, verstärkt und anschließend mit einem neuen Korrosionsschutz versehen. Zudem wurden die Dichtungen, die Laufrollen und die seitlichen Führungsrollen ausgetauscht.

Zu Beginn der Sturmflutsaison 2021/2022 konnte die Instandsetzung und Verstärkung der vier Hubtore in den beiden seitlichen Flutöffnungen des Sperrwerkes erfolgreich abgeschlossen werden. Damit wurden bereits wichtige Baufortschritte erzielt, um das Ilmenau-Sperrwerk grundlegend zu modernisieren und an die gestiegenen Anforderungen anzupassen.

Bevorstehende Arbeitsschritte

Für das Sommerhalbjahr 2022 folgt nun mit dem Einbau neuer, höherer Stemmtore in der Schifffahrtsöffnung ein weiterer wesentlicher Bauabschnitt. Hierzu wurde die Schifffahrtsöffnung mit Hilfe der Revisionsverschlüsse abgedämmt und trockengelegt. Voraussichtlich ab Mitte September 2022 kann die Anlage wieder geflutet werden.
Einrüstung…   Bildrechte: Löhn/NLWKN
Einrüstung…
…und segmentweise Demontage der elbseitigen Stemmtore (Bilder: Löhn/NLWKN).   Bildrechte: Löhn/NLWKN
…und segmentweise Demontage der elbseitigen Stemmtore (Bilder: Löhn/NLWKN).

Mit den Arbeiten zur Herstellung der neuen Stemmtore wurde bereits kurz vor Weihnachten 2021 begonnen. Diese werden in Faltwerksbauweise mit umlaufenden Hohlkästen als Schweißkonstruktion ausgebildet und durch neue hydraulisch angetriebene Differenzialzylinder bewegt.

Um den Herausforderungen der Zukunft gut gewappnet begegnen zu können, passt der NLWKN die Höhe der Sperrwerkstore von bisher NHN +7,50 Meter auf NHN + 8,60 Meter an. Er erfüllt damit nicht zuletzt die Vorgaben aus den 2019 neu ermittelten Bestickhöhen für die Deiche und Sperrwerke an der Elbe.

Um den Einbau der neuen Tore vorzubereiten, sind umfangreiche Anpassungen des Massivbaus am Sperrwerk erforderlich. Unter anderem müssen die Drempel, die seitlichen Dichtungsanschläge in den Wendesäulen, die Spur- und Halslager sowie die Nischen für die Antriebszylinder angepasst werden. Hierzu müssen zuerst die alten Stemmtore ausgebaut werden.

Parallel zu diesen noch andauernden Arbeiten wird in mehreren Abschnitten die Antriebs- und Steuerungstechnik neu erstellt. Ferner ist an sämtlichen zugänglichen Betonflächen eine allgemeine Betoninstandsetzung vorgesehen.

Insgesamt geht der NLWKN von einer Bauzeit von rund drei Jahren aus. Der Abschluss des Vorhabens ist für 2023 vorgesehen. Die Finanzierung der rund zwölf Millionen Euro teuren Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahme erfolgt über die Gemeinschaftsaufgabe zur "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" , eine Gemeinschaftsfinanzierung des Bundes und des Landes Niedersachsen.

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