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Für mehr Summen und Brummen in der Natur

Niedersachsens Aktionsprogramm für mehr Insektenvielfalt


Die Blauflügel Prachtlibelle bevorzugt kühle, schattige, naturnahe und sauerstoffreiche Fließgewässer ohne Beeinträchtigung durch Wasserverschmutzung, intensive Unterhaltung, Begradigung, Uferverbauung oder Aufstau. (Foto: Fahr, NLWKN)   Bildrechte: Jakob Fahr, NLWKN
Die Blauflügel Prachtlibelle bevorzugt kühle, schattige, naturnahe und sauerstoffreiche Fließgewässer ohne Beeinträchtigung durch Wasserverschmutzung, intensive Unterhaltung, Begradigung, Uferverbauung oder Aufstau. (Foto: Jakob Fahr, NLWKN)

Von Katrin Schütte (Text) und Dr. Alexander Pelzer (insektenkundlicher Hintergrund)

Insekten sind integraler Bestandteil der biologischen Vielfalt und spielen in unseren Ökosystemen eine wichtige Rolle. Das Zirpen der Grillen und das Summen der Bienen sind allerdings leiser geworden. In den letzten Jahrzehnten haben Individuen, Biomasse und Artenvielfalt bei Insekten in Deutschland dramatisch abgenommen. Die Ursachsen sind vielfältig: Verlust und qualitative Verschlechterung von Lebensräumen, Reduzierung der Vielfalt von Wildpflanzen, Einsatz von Pestiziden, Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in Böden und Gewässer, Lichtverschmutzung sowie die fehlende Vernetzung von Lebensräumen.

Um diese Entwicklungen in Niedersachsen nicht nur zu stoppen, sondern sogar umzukehren, sind langfristige Anstrengungen und Aktivitäten erforderlich. Das „Aktionsprogramm Insektenvielfalt Niedersachsen“ fasst die erforderlichen Schritte zusammen. Ziel ist es, mit verschiedenen Handlungsansätzen und Maßnahmen sowohl in der freien Landschaft als auch in Städten und Dörfern wirksam dem Insektenrückgang entgegenzusteuern. Niedersachsen unterstützt damit die Aktivitäten des Bundes für die Erhaltung und Förderung der Insektenvielfalt sowie für die Umkehr der negativen Bestandstrends.

Das niedersächsische Programm soll die bereits vorliegenden Aktionsprogramme „Niedersächsische Moorlandschaften“, „Niedersächsische Gewässerlandschaften“ und „Niedersächsische Stadtlandschaften (Entwurf)“ ergänzen. Alle Aktionsprogramme sind wesentliche Bausteine zur Umsetzung des zukünftigen neuen Niedersächsischen Landschaftsprogramms.

Das im Aufbau befindliche „Aktionsprogramm Insektenvielfalt Niedersachsen“ des Niedersächsischen Umweltministeriums basiert auf den bisherigen Aktivitäten des Landes und setzt auf eine gezielte Verbesserung der Lebensbedingungen von Insekten. Und zwar in verschiedenen Lebensräumen: in der Agrarlandschaft, in Wäldern und Gewässern, im besiedelten Raum sowie innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten. Dazu werden insektenverträgliche Nutzungen umgesetzt sowie Lebensräume aufgewertet und vernetzt. Weitere Schwerpunkte des Programms sind die gezielte Forschung, um bestehende Kenntnislücken zu schließen sowie eine Verstärkung von Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.

Es richtet sich an alle Fachverwaltungen unterschiedlicher Ebenen für Naturschutz, Wasserwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft und Verkehr, Bildung und Forschung sowie an Kommunen, Stiftungen, Vereine und Verbände. Das Aktionsprogramm ist die fachliche Grundlage für die gezielte fachübergreifende Zusammenarbeit von Fachverwaltungen und unterschiedlichen Akteure, um gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln und Maßnahmen zu realisieren.

Der NLWKN ist verantwortlich für die konzeptionelle Grundlage des Programms, liefert die fachbehördlichen Beiträge und ist beratend tätig zum Beispiel durch die Teilnahme an der Arbeitsgruppe „Insektenvielfalt“ und den Abstimmungsprozessen mit den Ressorts der Landesregierung und nachgeordneten Behörden. Ebenso nimmt der NLWKN teil an den Bund-Länder-Fachgesprächen, die derzeit die Entwicklung des „Methodenleitfadens Insektenmonitoring“ des Bundesamts für Naturschutz erörtern. Auf der Grundlage dieser Bundesempfehlungen soll ein niedersächsisches Insektenmonitoring eingerichtet, getestet und langfristig etabliert werden. Die Ergebnisse des Monitorings sollen künftig unter anderem dazu dienen, die Wirksamkeit von Maßnahmen zur Förderung der Insektenvielfalt kontinuierlich zu überprüfen und weiterzuentwickeln.

Das Niedersächsische Umweltministerium wird in der zweiten Jahreshälfte 2020 die Abstimmungsgespräche abschließen, die Veröffentlichung des Aktionsprogramms ist Ende des Jahres 2020 geplant. Der NLWKN wird die Umsetzung des Programms weiter fachlich begleiten.

Der NLWKN hat im Zusammenhang mit dem Aktionsprogramm Insektenvielfalt bereits zwei thematische Broschüren veröffentlicht: „Insektenvielfalt in Niedersachsen - und was wir dafür tun können“ mit Empfehlungen für alle Bürgerinnen und Bürger, die aktiv zur Förderung der Insektenvielfalt einen Beitrag leisten wollen, und das Kinderheft „Entdecke die unbekannte Welt der Insekten“ mit Info- und Bastelmaterialien zur Insektenvielfalt für Kinder ab acht Jahren. Die Broschüren stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung und können als gedruckte Hefte bestellt werden: http://webshop.nlwkn.niedersachsen.de oder veroeffentlichungen@nlwkn-h.niedersachsen.de

Der Eremit besiedelt alte, höhlenreiche Laubbäume. Die Zahl geeigneter Brutbäume geht zurück, was seine Lebensräume gefährdet. Wenn dem Käfer ein Brutquartier zusagt, verlässt er es nicht. Daher der Name „Eremit“. (Foto: Fahr, NLWKN)   Bildrechte: Jakob Fahr, NLWKN
Der Eremit besiedelt alte, höhlenreiche Laubbäume. Die Zahl geeigneter Brutbäume geht zurück, was seine Lebensräume gefährdet. Wenn dem Käfer ein Brutquartier zusagt, verlässt er es nicht. Daher der Name „Eremit“. (Foto: Jakob Fahr, NLWKN)
Schachbrettfalter brauchen nährstoffarme, blütenreiche Wiesen. Diese sind aufgrund von Düngung und früher Mahd selten geworden. Dem Falter hilft es aber auch, Randstreifen an Feldwegen oder Gräben zu belassen oder anzulegen. (Foto: Wimmer, NLWKN)   Bildrechte: Walter Wimmer, NLWKN
Schachbrettfalter brauchen nährstoffarme, blütenreiche Wiesen. Diese sind aufgrund von Düngung und früher Mahd selten geworden. Dem Falter hilft es aber auch, Randstreifen an Feldwegen oder Gräben zu belassen oder anzulegen. (Foto: Walter Wimmer, NL

Artikel-Informationen

erstellt am:
10.09.2020
zuletzt aktualisiert am:
11.09.2020

Ansprechpartner/in:
Pressestelle NLWKN

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Am Sportplatz 23
26506 Norden

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