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LIFE-Projekt fördert in Ostfriesland gefährdete Lebensraumtypen, Biotope und Arten

Biotopentwicklung und Lebensraumoptimierung // Abnehmer für Oberboden gesucht


  Bildrechte: NLWKN/Kutter
Auch am ehemaligen Sprengplatz „Zweiberge“ sollen vorhandene Gewässer mit hohem ökologischem Wert von Gehölzen befreit werden.

Friedeburg-Marx Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bereitet derzeit Instandsetzungsmaßnahmen für einzigartige Lebensräume Ostfrieslands vor. Die Arbeiten finden in Kooperation mit der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland, der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Wittmund sowie der GEW Wilhelmshaven GmbH im zum Friedeburger Ortsteil Marx gehörenden Gemarkung Barge statt. Im Laufe des Winterhalbjahres sollen dort im Bereich des Naturschutzgebietes „Schwarzes Meer“ sowie auf dem ehemaligen Sprengplatz „Zweiberge“ in größerem Umfang Gehölze entfernt, Biotopgewässer entschlammt und Oberboden abgetragen werden. Der abgetragene Boden kann durch interessierte Landwirte übernommen werden. Die Maßnahmen sind Bestandteil des vom NLWKN betriebenen EU-LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ und mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Wittmund abgestimmt.

Das Naturschutzgebiet „Schwarzes Meer“ beherbergt den einzigen Grundmoränensee Ostfrieslands. Dessen Zustand als ursprünglich sehr nährstoffarmes und von sandigen Ufern geprägtes Stillgewässer hat sich unter anderem aufgrund des umgebenden Gehölzaufwuchses aus Naturschutzsicht negativ verändert. Daher soll der überwiegend aus Birken bestehende Gehölzbestand deutlich reduziert werden. Auch am ehemaligen Sprengplatz „Zweiberge“ sollen vorhandene Gewässer mit hohem ökologischem Wert von Gehölzen freigestellt werden. Vorgesehen ist auch eine teilweise Entschlammung von Gewässern. Vorbereitungen werden im Zuge der Arbeiten darüber hinaus für eine nachfolgend geplante Beweidung getroffen, die dann ebenso wie im Naturschutzgebiet „Schwarzes Meer“ den Wiederaustrieb der Gehölze kurzhalten soll. Zu Gute kommen sollen diese Maßnahmen insbesondere auch den teils seltenen Amphibienarten Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Grasfrosch, Moorfrosch, Kleiner Wasserfrosch, Teichmolch und Erdkröte.

„Eine große Besonderheit des Naturschutzgebietes „Schwarzes Meer“ sind die trockenen Sandheiden und Magerrasen, die zu den letzten Vorkommen Ostfrieslands zählen“, betonte Michael Steven, Leiter der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland. Letztere gehören dem Typ der sogenannten Borstgrasrasen an und beherbergen reihenweise botanische Kostbarkeiten wie zum Beispiel die Mondraute oder das Quendelblättrige Kreuzblümchen. Da das Vorkommen zu den nordwestlichsten in Niedersachsen zähle und der Lebensraum in Niedersachsen insgesamt in einem schlechten Erhaltungszustand sei, soll das Vorkommen vergrößert und insgesamt gestärkt werden, so Michael Steven weiter. Durch den teilweisen Abtrag der Grasnarbe, die noch von einer früheren Ackernutzung im Schutzgebiet negativ beeinflusst ist, sollen daher günstige Voraussetzungen für die Etablierung der nährstoffarme Sandböden erfordernden Sandheiden und Borstgrasrasen geschaffen werden.

Abnehmer für Oberboden gesucht

Den dabei anfallenden und zur landwirtschaftlichen Verwertung als Bodenverbesserer besonders geeigneten Oberboden bietet der NLWKN interessierten Landwirten zur Übernahme an. Eine Bodenuntersuchung wurde durchgeführt und weist den Boden als unbedenklich aus. Interessenten können sich bei der Ökologischen NABU-Station Ostfriesland bzw. dem zuständigen Ansprechpartner Michael Steven (Tel. 0172-5146633, michael.steven@nabu-station-ostfriesland.de) melden. In einem weiteren Schritt sollen auf der Fläche durch ein leicht bewegtes Relief aus Mulden, Senken und Kuppen variable Standortbedingungen entwickelt werden, damit diese einem großen Teil der charakteristischen Pflanzen- und Insektenarten als Lebensraum dienen können. Im Anschluss an diese Erdarbeiten ist eine „Beimpfung“ durch Mähgutübertragung, kleinflächigen Transfer von Soden und Direktsaat von bestehenden Borstgrasrasen vorgesehen. Die bereits erfolgende Beweidung durch Schafe und Ziegen soll künftig ausgeweitet und naturschutzfachlich begleitet werden.

Das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Die Maßnahme im NSG „Schwarzes Meer“ und am „ehemaligen Sprengplatz Zweiberge“ ist Teil des von der Europäischen Union geförderten Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt, das gemeinsam von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachen umgesetzt wird. Charakteristische Biotope der atlantischen biogeographischen Region, wie zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, artenreiche Borstgrasrasen und nährstoffarme Stillgewässer, sollen dabei nachhaltig aufgewertet werden. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten, wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse, sollen gestärkt werden. Für die zehnjährige Laufzeit des Projektes steht beiden Ländern insgesamt ein Budget von 16,875 Millionen Euro zur Verfügung. 60 Prozent der Mittel werden von der Europäischen Union gestellt, jeweils 20 Prozent von den beiden Bundesländern. Die Gesamtverantwortung für das Vorhaben liegt in Nordrhein-Westfalen beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV).

Die operative Umsetzung der konkreten Einzelmaßnahmen in Niedersachsen liegt beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU). Weitere Informationen sind im Internet unter www.sandlandschaften.de und unter www.nlwkn.de verfügbar. Für Rückfragen zum Gesamtprojekt steht Ihnen das IP-LIFE-Team des NLWKN gerne zur Verfügung (Tel.: 0511 / 3034-3352, E-Mail: Thomas.Kutter@nlwkn-h.niedersachsen.de). Für weitere Informationen bzgl. der Maßnahme im NSG „Schwarzes Meer“ wenden Sie sich bitte an die Ökologische NABU-Station Ostfriesland (Michael Steven, Tel.: 0172 / 5146633, E-Mail: michael.steven@nabu-station-ostfriesland.de) oder die Untere Naturschutzbehörde des Landkreis Wittmund (Regina Kuklok-Grimm, 04462-861299).

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Bereits jetzt tragen Ziegen in Teilen des Naturschutzgebietes „Schwarzes Meer“ dazu bei, den Wiederaustrieb von Gehölzen kurzzuhalten.
Presseinformation Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
27.11.2018

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