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Weniger für mehr Insektenvielfalt

Weniger Gartenpflege – Insekten profitieren von mehr Wildwuchs


  Bildrechte: Katrin Furche/NLWKN
Ob im eigenen Hinterhof oder an der Straße: Auch Pflasterritzen und Spalte zwischen Mauern und Asphalt können Lebensraum bieten. An Gehwegrändern locken Wildpflanzen Insekten an (Bild: Katrin Furche/NLWKN).

Windschutzscheiben sind auch nach langen Fahrten noch sauber, Frühjahr und Sommer werden immer stiller. Nicht nur Experten beobachten seit längerem einen Rückgang der Gesamtmenge und der Vielfalt der Insektenarten in Deutschland. „Das Insektensterben ist ein großes Thema“, so Katrin Furche, Ansprechpartnerin zum Thema Insektenvielfalt im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Der NLWKN gibt daher mit einer neuen Broschüre - „Insektenvielfalt in Niedersachsen – und was wir dafür tun können“ - praxisnahe Tipps, wie jeder Lebensräume für Bienen, Käfer, Schmetterlinge und Heuschrecken in seinem direkten Umfeld schaffen und verbessern kann.

Es hilft schon, wenn man weniger macht, manches zulässt oder einfach ganz weglässt, zum Beispiel das regelmäßige Rasenmähen. Denn durch eine naturnahe Grünflächenpflege können sich artenarme, oft gemähte Rasenflächen mit der Zeit zu artenreichen Rasen oder Wiesen entwickeln. Idealerweise düngt man Rasenflächen nicht und mäht sie auch nur zwei Mal im Jahr. Um den Nährstoffgehalt des Bodens zu senken, wird das Schnittgut vom Rasen entfernt. Dadurch entstehen langfristig Lücken im Rasenfilz, die eine Keimung von Samen anderer Arten ermöglichen.

Mähroboter schädigen Insekten direkt und zerstören Blütenpflanzen; auf sie sollte man daher komplett verzichten. Einzelne Blumeninseln oder das Stehen lassen von ungemähten Streifen auf der Rasenfläche eignen sich als Rückzugsräume für Insekten. In Rasenflächen kann man Zwiebeln von Frühlingsblühern wie zum Beispiel Krokusse, Narzissen oder Sternhyazinthen setzen. Wildbienen schätzen diese als Nahrungsquelle im Vorfrühling. Man mäht sie erst im Sommer, wenn die Blätter vergilbt sind und die Pflanzen genug Nährstoffe in ihre Zwiebeln einlagern konnten.

Eine weitere, längerfristige Alternative ist die sogenannte Selbstbegrünung. Dazu entfernt man die Rasensohle und überlässt die Rohbodenfläche der Natur. Der Bewuchs ist dann vom Samenflug der Umgebung abhängig. Oder man bringt selbst an Wegrändern gesammelte Samen auf der Fläche aus.

„Wilde Ecken“ in Städten und Dörfern

Durch das Zulassen natürlicher Entwicklungen entstehen sogenannte „wilde Ecken“, also Spontanvegetation auf Brachflächen, zwischen Pflasterfugen, entlang von Wegen, Mauern oder Zaunrändern, in Saumbereichen von Grünflächen oder unter Bäumen. Dort können sich Gräser, Brennnesseln, Taubnesseln, Disteln und andere heimische Wildpflanzen ansiedeln. Sie sind unverzichtbare Nahrungsgrundlage für auf diese Arten spezialisierte Schmetterlingsraupen und andere Larven sowie Nahrungsquelle für pollen- und nektarsuchende Insekten wie Schmetterlinge, Käfer und Wildbienen. Diese Selbstbegrünung ist auch in Städten und Dörfern für den Natur- und Insektenschutz von Bedeutung.

Laub für Leben

Herbstlaub auf Beeten oder Laubhaufen können liegen gelassen werden. Viele Schmetterlinge und andere Insekten überwintern als Puppen in diesen Laubschichten. Für den Erhalt der Arten und ihres Unterschlupfs im Laub ist es von Vorteil, wenn keine Laubsauger eingesetzt werden.

Insekten lieben es warm

Bei der natürlichen Vegetationsentwicklung sollten Gartenbereiche oder Rohbodenflächen nicht vollständig mit Büschen und Sträuchern zuwachsen. Denn dichte und stark verschattete Bereiche sind für die meisten Insekten weniger attraktiv. Für Wildbienen und andere Insekten, die ihre Eier im Boden ablegen, sollten auch immer wieder offene Bodenstellen geschaffen werden.

Einfach mal Gras drüber wachsen lassen - Artenreiche Straßen- und Wegeränder

Eine Entwicklung von artenarmen Straßen- und Wegerändern zu artenreichen Grün- und Saumstreifen fördert ebenfalls die Insektenvielfalt und verbessert zusätzlich die Vernetzung zwischen verschiedenen Lebensräumen. Hierzu sollte der Pflegeschnitt auf zwei Mal im Jahr, im Juni und im September, und auf Dünge- und Spritzmittel verzichtet werden. An den Randstreifen können sich so Brennnesseln, Disteln, Kletten-Labkraut, Wiesenkerbel, Giersch ansiedeln.

Die Broschüre „Insektenvielfalt in Niedersachsen – und was wir dafür tun können“ gibt es als Download unter https://www.nlwkn.niedersachsen.de/insektenvielfalt/insektenvielfalt-in-niedersachsen--und-was-wir-dafuer-tun-koennen-177015.html oder kann im NLWKN-WebShop bestellt werden: http://nlwkn-webshop.webshopapp.com/insektenvielfalt.html.

  Bildrechte: Katrin Furche/NLWKN
Immer schön auf dem Boden bleiben: Die Rotpelzige Sandbiene ist eine Wildbienenart, die ihre Nester gerne in kahlem Untergrund anlegt. Ein lückiges Beet oder Rasenflächen mit Offenbodenbereichen bieten ihr und anderen Insekten günstige Bedingungen.
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Rückzugsraum statt „Mähroboter-Arena“: Wer seinen Rasen ganz oder teilweise wachsen lässt, kann ohne viel Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Insektenvielfalt leisten. In offenen Bodenbereichen siedeln sich schnell verschiedene Wildkräuter an.
Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
02.08.2019

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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