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„Ein Schiff, das Tragödien verhindern kann“

Gemeinsames Projekt der Küstenländer: Mehrzweckschiff zur Schadstoffunfallbekämpfung kielgelegt


„Nicht irgendein Schiff“: In Tangermünde an der Elbe wurde Anfang Juni mit der feierlichen Kiellegung der Baustart für das neue Mehrzweckschiff mit der Projekt-Nummer NB 215 eingeleitet (Bild: Holger Dirks/NLWKN).   Bildrechte: Holger Dirks/NLWKN
„Nicht irgendein Schiff“: In Tangermünde an der Elbe wurde Anfang Juni mit der feierlichen Kiellegung der Baustart für das neue Mehrzweckschiff mit der Projekt-Nummer NB 215 eingeleitet (Bild: Holger Dirks/NLWKN).

Norden/Cuxhaven/Tangermünde. Es soll den Einsatz gegen Schadstoffaustritte im Meer künftig noch effektiver gestalten und obendrein wertvolle Daten für den Küsten- und Gewässerschutz sammeln: Mit einem gemeinsam finanzierten neuen Mehrzweckschiff forcieren die Länder-Partnergemeinschaft über die Bekämpfung von Meeresverschmutzungen und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ihre Anstrengungen im Küstenraum. Der vielseitige Schiffsneubau wurde jetzt bei der SET Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft in Tangermünde (Sachsen-Anhalt) feierlich kielgelegt.

NB 215 – hinter dieser nüchternen Projekt-Nummer für den bisher noch namenlosen Neubau verberge sich ein hochseetüchtiges Schiff mit wichtigen Aufgaben, betonte im Rahmen des Festakts an der Elbe Jörn Drosten, Geschäftsbereichsleiter Betrieb und Unterhaltung in der NLWKN-Direktion in Norden: „Dieser Neubau wird ein Schiff sein, das in der Lage ist künftige Tragödien zu verhindern“. Gemeint sind Unfälle mit hunderten und tausenden verölten Seevögeln, Fischen, Robben, Schweinswalen und anderen Meerestieren. Denn der gut 40 Meter lange und 9,5 Meter breite Neubau soll zuvorderst die Flotte an Spezialschiffen zur Schadstoffunfallbekämpfung an der deutschen Küste verstärken. Er ersetzt dabei nach Fertigstellung das 42 Jahre alte Ölbekämpfungsschiff THOR (Abkürzung für „Twin hull oil recovery-ship“), das derzeit von Wilhelmshaven aus im Nordseeraum operiert.

Operationsgebiet deutsche Küste

Im Rahmen des Projekts investieren Niedersachsen und die übrigen Küstenländer insgesamt rund 20 Millionen Euro in die Verbesserung der Leistungsfähigkeit bei der Bewältigung von Schadstoffunfällen. Das Havariekommando in Cuxhaven nimmt dabei die Aufgaben der Küstenländer wahr und koordiniert die Projektmaßnahmen. Die Ausschreibungen der Planungsleistungen (Zuschlag: Technolog services GmbH, Hamburg) und des Schiffsneubaus hatten Havariekommando und NLWKN gemeinsam auf den Weg gebracht. „Vor dem Hintergrund der partnerschaftlichen Anschaffung wird das neue Schiff nicht nur im Zuständigkeitsbereich Niedersachsens, sondern bei Bedarf auch in bremischen, schleswig-holsteinischen, mecklenburg-vorpommerischen und hamburgischen Gewässern zum Einsatz kommen können, um Meere und Küsten sowie Tiere und Pflanzen effektiv zu schützen“, unterstrich Dirk Baake vom Fachbereich „Schadstoffunfallbekämpfung Küste“ des Havariekommandos.

Um bei einer Havarie mit Schadstoffaustritt schnelle Hilfe leisten zu können, wird der Neubau im Zuge der jetzt in Tangermünde mit der Montage des Schiffsrumpfs begonnenen Schiffbauarbeiten dafür u.a. mit einem Ölauffang- und -abscheide-System ausgestattet: Seitlich in der Außenhaut befinden sich mit Bürstenskimmersystemen ausgestattete Strömungskammern, die über teleskopierbare Auslegerarme die Schadstoffe aufnehmen. Für aufgenommenes Öl sind an Bord insgesamt vier Ladetanks mit einer Auffangkapazität von zusammen 173 Kubikmetern vorgesehen.

„Datenkrake“ im Dienst des Küsten- und Meeresschutzes

Abseits seiner Rolle bei der Bekämpfung von Schadstoffunfällen wird das Mehrzweckschiff mit weiterem Spezialgerät ausgerüstet, denn: der Neubau wird für den NLWKN auch wichtige Aufgaben in der Seevermessung, der Gewässerüberwachung sowie bei Untersuchungen der Biologie und der Morphologie der Nordsee übernehmen. „Ein effektiver Küsten- und Meeresschutz, wie ihn etwa die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie zum Ziel hat und für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels unverzichtbar ist, kann nur unter Rückgriff auf eine breite Datenbasis gelingen. Genau diese Daten wird das neue Schiff in Form von Vermessungsdaten, chemischen Wasserproben, biologischen Proben und Sedimentuntersuchungen künftig sammeln“, so Jörn Drosten. Dafür wird das Mehrzweckschiff in den kommenden Monaten unter anderem mit einer Öffnung im Schiffsrumpf, dem sogenannten „Moonpool“, einem Deckskran, einem Nasslabor, Fächer- und Sedimentlot sowie einem hochgenauen Unterwasserpositionierungssystem ausgestattet.

Auf Kiel gelegt: Jörn Drosten platzierte im Rahmen des Festakts zum Baustart Münzen auf der sogenannten Pallung, einer Trageeinrichtung im Schiffbau. Sie sollen der künftigen Besatzung bei ihren wichtigen Einsätzen Glück bringen (Bild: Holger Dirks/   Bildrechte: Holger Dirks/NLWKN
Auf Kiel gelegt: Jörn Drosten platzierte im Rahmen des Festakts zum Baustart Münzen auf der sogenannten Pallung, einer Trageeinrichtung im Schiffbau. Sie sollen der künftigen Besatzung bei ihren wichtigen Einsätzen Glück bringen (Bild: Holger Dirks/
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Artikel-Informationen

erstellt am:
09.06.2023

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

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30453 Hannover / 26506 Norden
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