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Klimaschutz durch Moorentwicklung in Naturschutzgebieten

NLWKN wiedervernässt FFH-Gebiete Sellstedter See und Hahnenknooper Moore


  Bildrechte: Foto: Lars Panzer, NLWKN
Durch den Bau von Moorpoldern wird das Niederschlagswasser auf Hochmoorflächen zurückgehalten. Bei der Bodenentnahme entstehen flache Moorkolke, die durch das Wachstum von Torfmoosen und Pflanzen wertvolle Biotope bilden. (Foto: Lars Panzer, NLWKN)

In den Naturschutzgebieten „Sellstedter See und Ochsentriftmoor“ und „Hahnenknooper Moore“ im Landkreis Cuxhaven hat der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) auf jeweils etwa zwanzig Hektar landeseigener Naturschutzflächen eine Wiedervernässung sensibler Moor-Lebensräume durchgeführt. Mit dieser Moorentwicklung leistet der Landesbetrieb einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Beide Naturschutzgebiete haben eine Größe von jeweils ca. 500 Hektar und sind Bestandteil des europäischen ökologischen Netzes Natura 2000. In diesen Gebieten kooperieren der Landkreis Cuxhaven und der NLWKN seit vielen Jahren und setzen gemeinsam Schutzmaßnahmen um. Die Renaturierung ist dort möglich, weil bis auf wenige Grünlandflächen keine landwirtschaftliche Nutzung mehr stattfindet. Das Land Niedersachsen und weitere öffentliche Eigentümer haben seit vielen Jahren sukzessiv Flächen angekauft. Sobald die öffentlichen Flächenkomplexe eine ausreichende Größe erreicht haben, wird mit der Vernässung begonnen. Für die Wiedervernässung des Hahnenknooper Moors entstanden Baukosten in Höhe von rund 32.000 Euro, am Sellstedter See in Höhe von 55.000 Euro.

In Tausenden von Jahren ihres Wachstums haben sich bei Hochmooren Torfschichten von mehreren Metern Dicke herausgebildet. Torfe bestehen aus nicht zersetzten Pflanzenresten. Im Falle von Hochmooren bilden vor allem Torfmoose den Torf. Im Laufe ihres Wachstums binden die Moose das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid. Bei der Torfbildung bleibt dieses Gas in Form von Kohlenstoff im Torf erhalten. Der Torfkörper wirkt somit als Kohlenstoffspeicher.

In der Vergangenheit wurden fast alle Moore mehr oder weniger stark genutzt. Gräben wurden zur Entwässerung gezogen. Das Land wurde als Grünland oder nach entsprechend starker Melioration - kulturtechnische Maßnahmen zur Werterhöhung des Bodens - als Acker genutzt. Der Torf wurde zuerst als Brennstoff, später als Pflanzsubstrat abgebaut. Diese Prozesse setzten den Hochmooren vor allem seit der Mitte des letzten Jahrhunderts so sehr zu, dass heutzutage nur noch wenige naturnahe Relikte dieser einst Nordwestdeutschland prägenden Landschaften erhalten sind.

„Dennoch sind in den Böden der ehemaligen Hochmoore noch immer sehr große Mengen Kohlenstoff enthalten. Mit der Entwässerung und Mineralisierung der Böden wird dieser allerdings als klimaschädliches Kohlenstoffdioxid wieder freigesetzt. Entwässerte Moore wirken somit als große Quelle dieses Treibhausgases“, betont Stephan Scherer, in der NLWKN-Betriebsstelle Lüneburg verantwortlich für das Projekt. „Dem kann am besten durch optimierte Wasserrückhaltung entgegengewirkt werden“.

Durch den Verschluss von Entwässerungsgräben und den Bau von Torfverwallungen kann das Regenwasser nicht mehr aus dem Moor herausfließen. Der Torfkörper saugt sich wieder wie ein Schwamm voll Wasser und bleibt so erhalten. Sind die Bedingungen optimal eingestellt, kommt es zu einer Moorregeneration und erneutem Torfwachstum. Die Umsetzung der jüngsten Maßnahmen ist eng mit der unteren Naturschutz- und Wasserbehörde des Landkreises Cuxhaven abgestimmt.

Klimaschutz durch Moorentwicklung ist das wesentliche Ziel der EFRE-KliMo-Richtlinie des Landes Niedersachsen. Die NLWKN-Betriebsstelle Lüneburg führt hierzu ein KliMo-Projekt in insgesamt elf Hochmoorgebieten zwischen Cuxhaven und dem Landkreis Uelzen durch. Projektkoordinator Lars Panzer vom NLWKN bewertet die Planungen sehr positiv: „Klimaschutz und Naturschutz gehen hier Hand in Hand.“ Denn die typischen Pflanzen der Hochmoore, wie Torfmoose, Glockenheide und Moosbeere sind auf wassergesättigte, nährstoffarme Bodenverhältnisse angewiesen. „Viele Hochmoorspezialisten unter den Insekten, wie zum Beispiel der Hochmoor-Bläuling, sind eng an eben diese Pflanzenarten gebunden“, so Panzer weiter.

Das KliMo-Projekt des NLWKN wird mit EU- und Landesmitteln des Niedersächsischen Umweltministeriums aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung nach der Richtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ gefördert.

  Bildrechte: Foto: Lars Panzer, NLWKN
Winteraspekt auf ehemaliger Hochmoorfläche am Sellstedter See vor Umsetzung von Vernässungsmaßnahmen. Gehölzaufwuchs und Pfeifengras zeigen die Entwässerung im FFH-Gebiet. (Foto: Lars Panzer, NLWKN)

Artikel-Informationen

erstellt am:
20.11.2019

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

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