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Aktuelles aus der Naturschutzstation Ems

Januar bis März 2016


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21.03.2016

Vogelzug am Aper Tief bei Vreschen-Bokel

Sonniges Hochdruckwetter und Tide-Niedrigwasser am Nachmittag – beste Rahmenbedingungen, um rastende Zugvögel an der Ems „und umzu“ beobachten zu können. So auch an der großen Rückdeichung am Aper Tief, ein Gewässer, das über Jümme und Leda mit der Ems verbunden ist. Die etwa 40 ha große Überflutungsfläche bei Vreschen-Bokel wurde Ende 2012 wieder dem natürlichen Tidegeschehen überlassen. Ausgedehnte, bei Niedrigwasser trockenfallende Süßwasserwatten werden von durchströmten Prielen und angelegten Tiefwasserzonen gegliedert – attraktive Zwischenstopps für zahlreiche Vögel auf ihrem Frühjahrszug.


Neu geschaffene Überschwemmungsbereiche am Aper Tief bei Tide-Niedrigwasser im März   Bildrechte: NLWKN
Neu geschaffene Überschwemmungsbereiche am Aper Tief bei Tide-Niedrigwasser im März
Auffliegende Zugvögel am Aper Tief: Kiebitze, einzelne Rotschenkel, Stock- und Krickenten   Bildrechte: NLWKN
Auffliegende Zugvögel am Aper Tief: Kiebitze, einzelne Rotschenkel, Stock- und Krickenten
Zahlreiche Enten- und Watvögel nutzen zur Zugzeit Gewässer und Wattflächen zur Rast und Nahrungssuche   Bildrechte: NLWKN
Zahlreiche Enten- und Watvögel nutzen zur Zugzeit Gewässer und Wattflächen zur Rast und Nahrungssuche
Zum Teil in großen Schwärmen auf dem Durchzug – der Kiebitz   Bildrechte: NLWKN
Zum Teil in großen Schwärmen auf dem Durchzug – der Kiebitz
Einfliegende Krickenten an Wasserflächen, die auch bei Ebbe nicht trocken fallen; vorne rechts ein Erpel der Löffelente   Bildrechte: NLWKN
Einfliegende Krickenten an Wasserflächen, die auch bei Ebbe nicht trocken fallen; vorne rechts ein Erpel der Löffelente
Im Süßwasserwatt nach Nahrung stochernde Uferschnepfen   Bildrechte: NLWKN
Im Süßwasserwatt nach Nahrung stochernde Uferschnepfen
Brandgans-Paar an wasserführendem Graben, das Männchen rechts ist am dicken, roten Schnabelhöcker zu erkennen   Bildrechte: NLWKN
Brandgans-Paar an wasserführendem Graben, das Männchen rechts ist am dicken, roten Schnabelhöcker zu erkennen
Große Brachvögel erkennt man am abwärts gebogenen Schnabel   Bildrechte: NLWKN
Große Brachvögel erkennt man am abwärts gebogenen Schnabel
Kormorane am Ufer weisen auf Fischbestände der Tiefwasserbereiche hin   Bildrechte: NLWKN
Kormorane am Ufer weisen auf Fischbestände der Tiefwasserbereiche hin

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17.03.2016

Pilotpolder Vellage: Bericht zur Fledermausnachsuche vorgelegt

Ende Januar wurden drei Baumweiden im Bereich des Altarms bei Vellage, die im Zuge des dort vorgesehenen Pilotpolders gefällt werden mussten, auf Fledermausvorkommen untersucht (siehe Kurzmitteilung vom 29.01.2016: „Auf Fledermauspirsch am Altarm Vellage“). Nun wurde das Kurzgutachten von Axel Donning, Büro für Faunistische Erfassungen aus Rheine, Westfalen, der Naturschutzstation Ems in Leer vorgestellt. Landschaftsökologin Anja Tepe, die die Untersuchungen vor Ort durchführte, resümiert darin: „Da bei keinem der Stämme der Verdacht auf eine als Winterquartier geeignete Baumhöhle bestätigt werden konnte, ergeben sich aus fledermauskundlicher Sicht keine Einwände gegen die Fällung der Baumweiden.“

Das Gutachten wurde an die Projektverantwortlichen beim NLWKN in Aurich sowie an die zuständige Untere Naturschutzbehörde beim Landkreis Emsland weitergegeben.



Ausgefaultes Astloch an einer Baumweide – Beispiel für eine der kontrollierten, möglichen Fledermaus-Quartiere  
Ausgefaultes Astloch an einer Baumweide – Beispiel für eine der kontrollierten, möglichen Fledermaus-Quartiere
Mit spezieller Endoskopkamera untersuchte Stammhöhle  
Mit spezieller Endoskopkamera untersuchte Stammhöhle
Auch solche Längsrisse in der Borke können tiefer in den Stamm reichen und Fledermäuse beherbergen  
Auch solche Längsrisse in der Borke können tiefer in den Stamm reichen und Fledermäuse beherbergen


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11.03.2016

Erster Weißstorch gesichtet

Ein kreisender Weißstorch verwies am Freitagmittag auf den nahenden Frühling in Ostfriesland. Das vermutlich auf dem Durchzug befindliche Tier schraubte sich über dem Gebäude der Naturschutzstation in Leer in größere Höhen und strich dann Richtung Nordosten ab.

Weißstörche kehren als Langstreckenzieher in zwei voneinander getrennten Gruppen über Gibraltar (sogenannte „Weststörche“) oder über den Bosporus („Oststörche“) aus den afrikanischen Winterquartieren zurück. Am Brutplatz eingetroffen beginnen Balz, Nestbau und Eiablage im April/Mai.

Der Weißstorch konnte noch vor hundert Jahren in ganz Ostfriesland angetroffen werden, obschon er hier wohl nie die hohen Siedlungsdichten des Elbtals oder des nordostdeutschen Tieflands erreichte. Starke Rückgänge seit Beginn des 20. Jahrhunderts führten zwischen Ems und Jade jedoch zu einem nahezu vollständigen Verschwinden des imposanten Vogels. Heute brüten letzte Paare nur noch im Niederungsgebiet um Leda und Jümme. Da der Bestand seit dem Tiefstand Ende der 1980er Jahre niedersachsenweit wieder zunimmt, bleibt zu hoffen, dass auch verwaiste Brutgebiete Ostfrieslands wieder besetzt werden. Voraussetzung ist aber – wie für viele Vogelbestände des Offenlandes – eine angepasste, nicht zu intensive Landnutzung mit weiten, grundwasserbeeinflussten Grünlandgebieten.


am 11. März schraubt sich ein Weißstorch in der aufsteigenden Luft über Leer in die Höhe.   Bildrechte: NLWKN
Am 11. März schraubt sich ein Weißstorch in der aufsteigenden Luft über Leer in die Höhe.
Der Vogel streicht Richtung Nordosten ab.   Bildrechte: NLWKN
Der Vogel streicht Richtung Nordosten ab.
Weißstorch im Jümmiger Hammrich (Archivbild: Peter Pauschert)   Bildrechte: Peter Pauschert
Weißstorch im Jümmiger Hammrich (Archivbild: Peter Pauschert)

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25.02.2016

Gehölzentfernung im Altarm Vellage

Nach den ergiebigen Regenfällen der vergangenen Tage nutzten die Mitarbeiter der Firma Baumdienst Boekhoff aus Filsum den sonnigen, trockenen Dienstag, um noch ausstehende Fällungen durchzuführen. Im Bereich des Naturschutzgebietes bei Vellage waren drei einzeln stehende Baumweiden zu entnehmen. Die Gehölze wuchsen im Bereich des geplanten Pilotpolders, der als Maßnahme des Masterplan Ems hier errichtet und zwei Jahre im Probebetrieb gefahren werden soll.

Die Bäume gelten nach Aussagen von Experten als potenzielle Sommerverstecke für Fledermäuse (siehe Kurzmeldung vom 29.01.). Um bei Baubeginn im Spätsommer/Herbst nicht in Konflikt mit artenschutzrechtlichen Bestimmungen zu geraten, wurden die Weiden jetzt nach Absprache mit der zuständigen Naturschutzbehörde des Landkreises Emsland gefällt. Im weiträumigen Gelände konnten zwei der drei Bäume über einen alten Sommerdeich von einem Minibagger erreicht werden, der dritte war dann „in Handarbeit“ zu zerlegen.


Vorbereitende Arbeiten zum Abtransport des gefällten Baumes mit Minibagger und Holzverladezange   Bildrechte: NLWKN
Vorbereitende Arbeiten zum Abtransport des gefällten Baumes mit Minibagger und Holzverladezange
Fällung der mehrstämmigen Weiden bei strahlendem Sonnenschein   Bildrechte: NLWKN
Fällung der mehrstämmigen Weiden bei strahlendem Sonnenschein

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18.02.2016

Winterliche Überflutung der Emsvorländer

Die deutlich erhöhten Tide-Hochwasserstände der vergangenen Woche führten zu Überschwemmungen vieler Außendeichsflächen an der Unterems. Mit Pegelständen von 2,7 m (Pegel Pogum) lag der Wasserstand am 09. und am 11. Februar um ca. 1,20 über dem langjährigen Mittel. Besonders tief liegende Vorländer wurden in diesem Jahr bereits mehrfach geflutet.


Nendorper Deichvorland, noch immer steht Wasser in den Flächen.   Bildrechte: NLWKN
Nendorper Deichvorland, noch immer steht Wasser in den Flächen.
Die Schlitzung des Sommerdeichs und der Verschluss von Grüppenabflüssen führten zur Wiedervernässung zuvor trockener Bereiche im Nendorper Deichvorland.   Bildrechte: NLWKN
Die Schlitzung des Sommerdeichs und der Verschluss von Grüppenabflüssen führten zur Wiedervernässung zuvor trockener Bereiche im Nendorper Deichvorland. Die Maßnahmen wurden im Rahmen von Sperrwerkskompensationen durchgeführt.
Äsende Graugänse auf der Binnenseite des Deiches   Bildrechte: NLWKN
Äsende Graugänse auf der Binnenseite des Deiches
Auch Bläss- und Weißwangengänse, Wintergäste aus dem hohen Norden, halten sich zur Äsung auf den Flächen hinterm Deich auf.   Bildrechte: NLWKN
Auch Bläss- und Weißwangengänse, Wintergäste aus dem hohen Norden, halten sich zur Äsung auf den Flächen hinterm Deich auf.
Vorlandgraben mit Eis bei der Midlumer Ziegelei   Bildrechte: NLWKN
Vorlandgraben mit Eis bei der Midlumer Ziegelei
In den Außendeichsflächen bei Midlum sind nur stellenweise Spuren der Hochwässer zu sehen.   Bildrechte: NLWKN
In den Außendeichsflächen bei Midlum sind nur stellenweise Spuren der Hochwässer zu sehen.

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29.01.2016

Auf Fledermauspirsch am Altarm Vellage

Westlich von Papenburg soll im Bereich einer alten Emsschleife ein sogenannter Tidepolder im Probebetrieb eingerichtet werden. Mittels eines zweijährigen Messprogramms wird hier die Wirksamkeit von Tide-Speicherbecken auf den Schwebstoffaustrag untersucht. Die Planungen für den „Pilotpolder Vellage“ schreiten weiter voran. Der enge Zeitplan peilt den Beginn der Bauarbeiten noch für diesen Herbst an, gleichzeitig sind im Schutzgebiet aber auch zahlreiche naturschutzrechtliche Auflagen zu beachten.

Einige dieser Bestimmungen betreffen das Vorkommen heimischer, streng geschützter Fledermäuse. Mehrere Arten der kleinen Flugsäuger wurden bei den faunistischen Kartierungen im vergangenen Sommer auch im Bereich des Altarmes bei Vellage nachgewiesen. Der beauftragte Gutachter, Dipl. Landschaftsökologe Axel Donning, konnte nicht ausschließen, dass stärkere Bäume im Gebiet eventuell sogar als Winterquartier für Arten wie die Rauhautfledermaus in Frage kommen. Insgesamt drei solcher Gehölze, allesamt Baumweiden, befinden sich innerhalb des Planbereiches und müssen noch vor Brutzeitbeginn im Winter gefällt werden.

Vor diesem Hintergrund machten sich Ende Januer Anja Tepe, Fledermaus-Expertin wie Dönning, zusammen mit Peter Pauschert von der Naturschutzstation Ems auf den Weg ins Gebiet. Ausgerüstet mit Leiter, Taschenlampe, Fernglas, Kamera und Endoskop ging es bei stürmischem Wetter durch dichtes Schilf und über schlickige Priele in die weitläufigen Flächen am Altarm. Vor Ort wurden die drei Weiden eingehend nach Fledertieren abgesucht. Nach rund zwei Stunden konnte „Entwarnung“ gegeben werden: Zwar fanden sich einige als Tagesverstecke im Sommer durchaus denkbare Höhlen und Vorsprünge, geeignete Winterquartiere oder gar aktuell anwesende Tiere wurden jedoch nicht vorgefunden.


Mehrstämmige Baumweide im Bereich des Altarms Vellage   Bildrechte: NLWKN
Mehrstämmige Baumweide im Bereich des Altarms Vellage
Zunächst wird der Stamm mit Hilfe eines Fernglases nach möglichen Fledermaus-Verstecken abgesucht   Bildrechte: NLWKN
Zunächst wird der Stamm mit Hilfe eines Fernglases nach möglichen Fledermaus-Verstecken abgesucht.
Dipl. Landschaftsökologin Anja Tepe mit Endoskop für die Untersuchung schwer einsehbarer Höhlen   Bildrechte: NLWKN
Dipl. Landschaftsökologin Anja Tepe mit Endoskop für die Untersuchung schwer einsehbarer Höhlen
Höhle am Stammfuß einer älteren Baumweide – potenzielles Versteck von Fledermäusen   Bildrechte: NLWKN
Höhle am Stammfuß einer älteren Baumweide – potenzielles Versteck von Fledermäusen
Anja Tepe bei der Endoskopie der Höhle   Bildrechte: NLWKN
Anja Tepe bei der Endoskopie der Höhle
Fledermaussuche in luftiger Höhe   Bildrechte: NLWKN
Fledermaussuche in luftiger Höhe

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19.01.2016

Besuche bei Verbänden – Naturschutzstation berichtet über Aktuelles zum Masterplan Ems

Gleich zwei abendliche Veranstaltungen standen in der zweiten Januarwoche auf der Agenda der Naturschutzstation. Am Dienstag stellte Heinrich Pegel dem landwirtschaftlichen Zweigverein Rheiderland in einem Lichtbildvortrag die jüngsten Planungsstände zu den Projekten in Vellage, Coldemüntje und Stapelmoor vor.

Während für den Pilotpolder Vellage, der in einem beschränkten Zeitraum Aussagen zur Effizienz von Tidepoldern liefern soll, bereits Genehmigungsunterlagen erstellt werden, befinden sich die Maßnahmen zur Schaffung ästuartypischer Lebensräume Coldemüntje und vor allem Stapelmoor noch in jüngeren Planungsphasen. Auf Wunsch der Landwirte erläuterte Pegel darüber hinaus in einem groben Abriss Hintergründe, Vereinbarungen, Organe und weitere Projekte des Masterplan Ems. In der anschließenden, lebhaft aber sachlich geführten Diskussion brachten mehrere Landwirte ihre grundsätzliche Skepsis gegenüber den Planungen zum Ausdruck.

Am darauffolgenden Mittwoch waren Peter Pauschert und Heinrich Pegel zu Gast bei der Ortsgruppe Rheiderland des Naturschutzbundes (NABU). Hier stellten die Mitarbeiter Aufgaben und Ziele der Station sowie ihre aktuellen Umzugsbemühungen in ein geeignetes Gebäude an der Ems vor. Sobald größere Räume bezogen sein werden, sind regelmäßige Treffen mit den Ortsgruppen der Naturschutzverbände - sogenannte „Stationstische“ – geplant. Dadurch sollen die oftmals bereits seit langem ehrenamtlich vor Ort aktiven Naturschützer in die Arbeit der Station eingebunden werden.

Anschließend wurden auch hier die aktuellen Planungsstände Vellage, Coldemüntje und Stapelmoor vorgestellt und diskutiert. Die Verbandsmitglieder wiesen auf die langjährigen negativen Entwicklungen, die zum heutigen schlechten ökologischen Zustand der Ems führten, hin, begrüßten grundsätzlich aber die in den Masterplan-Projekten des NLWKN verfolgten naturschutzfachlichen Zielsetzungen.


Altarm Vellage   Bildrechte: Volker Blüml
Der Altarm bei Vellage verlandet zunehmend, nur noch wenige Bereiche wie hier im Bild unterliegen der natürlichen Tidedynamik. Für einen begrenzten Zeitraum soll hier ein Polder im Probebetrieb entstehen. (Foto: Volker Blüml)
Emsschlinge   Bildrechte: Peter Pauschert
Stark verlandete und zunehmend verbuschte alte Emsschlinge bei Coldemüntje. Hier soll wieder Raum für gewässerdynamische Prozesse geschaffen werden. (Foto: Peter Pauschert)
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