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Start der Renaturierungsmaßnahmen in der „Hannoverschen Moorgeest“

NLWKN beginnt im Otterhagener Moor und bittet um erhöhte Vorsicht während der Arbeiten


In regenreichen Jahren sind die Blänken im Süden d. Otternhagener Moors mit Wasser gefüllt. Dann gedeihen Torfmoose, Weißes Schnabelried u. andere moortypische Pflanzen. Wird es zu trocken, dominieren Kiefer u. Birke. (Foto: Susanne Brosch, NLWKN)   Bildrechte: Susanne Brosch, NLWKN
In regenreichen Jahren sind die Blänken im Süden d. Otternhagener Moors mit Wasser gefüllt. Dann gedeihen Torfmoose, Weißes Schnabelried u. andere moortypische Pflanzen. Wird es zu trocken, dominieren Kiefer u. Birke. (Foto: Susanne Brosch, NLWKN)

Hannover/Resse - Beim EU-LIFE+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“ starten am 10. September die ersten vorbereitenden Maßnahmen zur Anhebung der Wasserstände im Otternhagener Moor. „Wir werden in dem etwa 960 Hektar großen Moor Entwässerungsgräben verschließen und Verwallungen aus örtlich anstehendem Torf aufsetzen. Dies verhindert den Abfluss von Regenwasser und trägt maßgeblich dazu bei, dass sich der Torfkörper des rund 3000 Jahre alten Moores wieder mit Wasser sättigen kann“, erläutert Susanne Brosch, Projektmanagerin im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Aufgrund der Arbeiten kann es ab September bis in den Winter hinein auch im Außenbereich des Otternhagener Moores zu vermehrtem Aufkommen von großen Maschinen wie zum Beispiel Harvestern oder Holztransportern kommen. Spaziergänger und Radfahrer werden gebeten, auf die Maschinen zu achten. Für das gesamte Naturschutzgebiet Otternhagener Moor besteht ein Betretungsverbot. Ausgenommen hiervon ist der Moorerlebnispfad am Sportplatz in Resse.

Damit die vorgesehenen Arbeitstrassen von Baumaschinen befahren und Torfentnahmebereiche entstehen können, müssen dort in einem ersten Schritt Bäume gefällt werden. Hierzu sind im Naturschutzgebiet bereits mit großem Aufwand Gehölze markiert worden. So kann sich die beauftragte Firma gut orientieren. Die umzusetzenden Maßnahmen für das Otternhagener Moor sind seit 2020 in einem Planfeststellungsbeschluss festgelegt, somit liegen alle erforderlichen Genehmigungen vor. Das gesamte Maßnahmenpaket ist umfangreich und umfasst Gehölzentnahmen auf 45 Hektar, den Bau von 23 Kilometer Torfverwallungen und den Verschluss von 13 Kilometer Entwässerungsgräben. Die Umsetzung soll bis spätestens Ende 2023 abgeschlossen sein und wird in mehreren Etappen erfolgen. Die eigentlichen Baggerarbeiten im Moor beginnen jedoch erst im Nachgang zur Freistellung der Arbeitstrassen.

„Auch wenn die Umsetzung der Maßnahme zu Beginn noch sichtbare Wunden hinterlässt, werden diese schnell verheilt sein. Die Gesamtbilanz für den Natur- und Klimaschutz ist eindeutig positiv“, erklärt Aaron Schad, zuständiger Mitarbeiter im NLWKN. Durch den optimierten Regenwasserrückhalt werden sich nicht nur die Wasserstände im Torfkörper, sondern auch im Grundwasserleiter erhöhen. Die derzeit noch stattfindende Mineralisierung des Torfs wird unterbunden, somit wird künftig weniger klimaschädliches CO2 entweichen.

„Im Vordergrund stehen bei diesem Projekt der Schutz und die Entwicklung der hochmoortypischen Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume. Sie sind in unserer Kulturlandschaft durch Torfabbau und Entwässerung sehr selten geworden“, ergänzt Susanne Brosch. „Wir versprechen uns einen enormen Zuwachs der hochmoorbildenden Torfmoose und der feuchteliebenden Pflanzenarten, aber auch von Tierarten wie die typischen Moorlibellen sowie Tag- und Nachtfaltern.“

Weitere Informationen zum LIFE+-Projekt liefert die Projektwebsite des NLWKN

www.nlwkn.niedersachsen.de/naturschutz/fach_und_forderprogramme/life/hannoversche_moorgeest/life-projekt-hannoversche-moorgeest-113670.html, welche auch über das Stichwort „LIFE+-Projekt Hannoversche Moorgeest NLWKN“ zugänglich ist.

Auf dem Moorerlebnispfad in Resse kann das Moor auf Holzbohlenwegen über neun Erlebnisstationen hautnah erfahren werden: Die Stationen laden zum Ausprobieren, Beobachten und Entspannen ein. Im Moorinformationszentrum in Resse werden die Moore, ihre Nutzungsgeschichte und die vorkommenden Tier- und Pflanzenarten in einer interaktiven Ausstellung vorgestellt. Mit dem Fahrrad können sich Erholungssuchende die Randbereiche des Otternhagener Moores zwischen Resse, Otternhagen, Scharrel und der Waldsiedlung Brelingen erschließen. Mit etwas Glück trifft man hier im Grünland auf die Otternhagener Störche oder die im Moor heimischen Kraniche.

Hintergrundinformationen

Niedersachsen hat innerhalb Deutschlands den größten Flächenanteil an Hochmooren. Sie haben jedoch fast alle durch Entwässerung, Abtorfung und Kultivierung ihren ursprünglichen Charakter verloren. Das Bissendorfer, Helstorfer, Otternhagener und Schwarze Moor in der „Hannoverschen Moorgeest“ gehören zu den wenigen weitestgehend erhaltenen naturnahen Hochmooren Niedersachsens. Aufgrund ihrer starken Gefährdung und der großen ökologischen Bedeutung stehen sie unter dem Schutz der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU und sind Bestandteile des europäischen Netzwerkes „Natura 2000“. Sie haben das Potenzial, sich wieder zu lebenden Hochmooren mit wachsenden Torfmoosen zu entwickeln. Das Naturschutzprojekt dient aber auch dem Klimaschutz. Die renaturierten Moore werden laut Schätzung etwa 2.700 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich einsparen.

2012 hat die EU-Kommission das LIFE+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“ mit einer Laufzeit von 11 Jahren bewilligt, damit vier Hochmoore in der Region Hannover wiedervernässt werden können. 58 Prozent der Gesamtkosten von 14,75 Millionen Euro trägt die EU, 35 Prozent das Land Niedersachsen und sieben Prozent die Projektpartnerin Region Hannover. Die Federführung für die Umsetzung des Projekts liegt beim Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU). Dieses hat den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) mit der Gesamtkoordination und Umsetzung des Projektes beauftragt. Bei der Planung und Umsetzung des Projektes arbeiten die Bereiche Naturschutz und Wasserwirtschaft des NLWKN Hand in Hand. Die Region Hannover bringt sich personell, finanziell und im Zuge der Maßnahmenumsetzung ein.

Das Projektgebiet – das sind das Bissendorfer, Otternhagener, Helstorfer und das Schwarze Moor – umfasst 2.243 Hektar. Zur Wiedervernässung sollen Entwässerungsgräben zurückgebaut und Dammbauten (Ringwälle) aus vorhandenem Torf errichtet werden, welche das Regenwasser auf den Moorflächen zurückhalten. Ergänzt werden diese baulichen Maßnahmen durch zahlreiche weitere Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen.

Seit Ende 2012 läuft begleitend das Flurbereinigungsverfahren „Hannoversche Moorgeest“ mit etwa 900 Grundeigentümern und über 2.200 Flurstücken. Aktuell sind etwa 89 Prozent der Flächen im Besitz der öffentlichen Hand.

In allen Phasen des Projekts wird großer Wert auf die Einbindung der örtlichen Bevölkerung und Nutzergruppen gelegt. Ein 2012 gegründeter Projektbeirat begleitet das Vorhaben über die gesamte Laufzeit. Der Beirat ist als Praktikerforum konzipiert, in welchem unter anderem die Forstwirtschaft, die Jagd, die Landwirtschaft sowie die Unterhaltungsverbände der Wasserwirtschaft und die Naturschutzverbände vertreten sind.

Ansprechpersonen zum LIFE+-Projekt „Hannoversche Moorgeest“ im NLWKN:

Projektmanagement

Susanne Brosch, 0511-3034-3115, susanne.brosch@nlwkn.niedersachsen.de

Technischer Projektbetreuer

Aaron Schad, 0511-3034-3109, aaron.schad@nlwkn.niedersachsen.de

Kleine Moosjungfer an einem Baumstumpf   Bildrechte: Jens Fahning, NLWKN
Im Otternhagener Moor ist die Kleine Moosjungfer heimisch. Sie ist eine von vielen stark gefährdeten hochmoortypischen Arten, die von der Umsetzung der Baumaßnahmen profitieren werden. (Foto: Jens Fahning, NLWKN)
NLWKN-Logo Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
03.09.2021

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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