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Schlingnatterkorridor bei Handeloh

Biotopvernetzung entlang der Bahnstrecke Soltau-Buchholz


Die heimische Schlingnatter lebt sehr versteckt und ist nur schwer zu beobachten. Wanderkorridore zwischen vereinzelten Lebensräumen sind für die gefährdete Schlangenart sehr wichtig (Foto: Richard Podloucky).   Bildrechte: Richard Podloucky
Die heimische Schlingnatter lebt sehr versteckt und ist nur schwer zu beobachten. Wanderkorridore zwischen vereinzelten Lebensräumen sind für die gefährdete Schlangenart sehr wichtig (Foto: Richard Podloucky).

Harburg/HandelohEine Naturschutzmaßnahme mit Vorbildcharakter: Ein insgesamt etwa fünf Kilometer langer Korridor aus lichten Waldrändern soll geschaffen werden, um Vorkommen der gefährdeten Schlingnatter und der Zauneidechse miteinander zu vernetzen. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) setzt die Maßnahme zusammen mit dem Verein Naturschutzpark Lüneburger Heide (VNP) und den Klosterforsten mit der Hilfe lokaler Firmen um. Die Deutsche Bahn (DB) begrüßt das Projekt entlang ihrer Bahnstrecke und unterstützt die Gestaltung des „Schlingnatterkorridors“. Finanziert werden die Maßnahmen durch das EU-geförderte Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“.

Am Rand des Naturschutzgebiets Lüneburger Heide verläuft die Bahntrasse zwischen Handeloh und Schneverdingen. Dem Gleisbett soll nun eine weitere wichtige Funktion zukommen: Zusammen mit dem angrenzenden Wirtschaftsweg soll die Strecke eine wichtige Verbindungsachse zwischen mehreren isolierten Heidegebieten bilden, in denen die Schlingnatter (Coronella austriaca) nachgewiesen wurde. Die für den Menschen ungefährliche Schlangenart liebt lichte strukturreiche Waldränder und schlängelt sich hier gerne auf der Jagd nach kleinen Reptilien und Kleinsäugern entlang. Doch Nutzungsintensivierung und Aufforstung von Waldsäumen sind Faktoren, die den Lebensraum der Schlingnatter immer stärker bedrohen. Deshalb werden hier die dunklen Waldränder aktuell aufgelichtet. Der Korridor soll so konkret dabei helfen, wieder einen Austausch zwischen den kleineren Teilpopulationen herzustellen und den Lebensraum der Schlingnatter zu vergrößern.

Auch die Zauneidechse profitiert

Durch die Vernetzung soll ebenso die Zauneidechse (Lacerta agilis) gefördert werden. Die Art tummelt sich nicht nur in der Heide, sondern vor allem entlang des Gleisbettes. „Hier findet sie ideale Versteckmöglichkeiten und Sonnenplätze“, erklärt Dirk Mertens vom VNP.

Somit kann der Korridor den beiden Reptilienarten und vielen anderen Arten nicht nur als Wanderkorridor, sondern auch als Lebensraum an sich dienen.

Nach Aussage von Constantin von Waldthausen, Leiter des Klosterkammerforstbetriebs, ist das Projekt hervorragend dazu geeignet, den Biotopverbund innerhalb von Waldflächen in der Lüneburger Heide zu verbessern. „Die Erhaltung und Vernetzung wertvoller Biotope ist ein wesentliches Element unseres betrieblichen Naturschutzkonzeptes, deshalb beteiligen wir uns gerne an dem Projekt“, so von Waldthausen.

Erst die Kleinen dann die Großen

Die lichte Gestaltung der Waldränder erfolgte hauptsächlich in zwei Schritten. Seit September 2020 bekämpfen zunächst Minibagger die invasive Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina), die sich im Unterwuchs des Waldes ausgebreitet hat. Die einzelnen kleinen Bäumchen wurden mitsamt ihren Wurzeln ausgebuddelt. Die aus Nordamerika stammende und durch Menschen eingebrachte Pflanzenart breitet sich sehr schnell aus und bedroht durch ihre dichten Bestände andere Arten. Anfang Februar 2021 starteten im zweiten Schritt die großen Gehölzarbeiten, um den Waldbestand in einer Tiefe von zehn bis 30 Meter links und rechts der Achse stark aufzulichten. Hierbei werden auch die Fichten gefällt, die auf den DB-eigenen Flächen direkt an der Eisenbahntrasse stehen. „Wir freuen uns, dass wir als umweltfreundliches Unternehmen diese Aktion unterstützen dürfen, und somit zum Schutz gefährdeter Tiere beitragen“, erklärt Tim Gädcke, Bezirksleiter Vegetation der Deutschen Bahn. Die Rodungsarbeiten wurden nach Möglichkeit durch das Sicherheitspersonal der Deutschen Bahn unterstützt.

Das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Die Maßnahmen am Schlingnatterkorridor bei Handeloh sind Teil des von der Europäischen Union geförderten LIFE-Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt. Das Projekt wird gemeinsam von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen umgesetzt. Charakteristische Biotope der atlantischen biogeographischen Region sollen dabei nachhaltig aufgewertet oder entwickelt werden. „Dies sind zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, artenreiche Borstgrasrasen und nährstoffarme Stillgewässer“, zählt Leonie Braasch vom NLWKN auf. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse sollen gestärkt werden. Weitere Informationen über das LIFE-Projekt finden Sie unter

https://www.nlwkn.niedersachsen.de/naturschutz/fach_und_forderprogramme/life/atlantische_sandlandschaften/integriertes-life-projekt-atlantische-sandschaften-140861.html

Die Zauneidechse (Lacerta agilis) fühlt sich auch am Gleisbett wohl, durch die Auflichtung der Waldränder kann sie sich hier hervorragend sonnen (Foto: Friedrich Böhringer).   Bildrechte: Friedrich Böhringer
Die Zauneidechse (Lacerta agilis) fühlt sich auch am Gleisbett wohl, durch die Auflichtung der Waldränder kann sie sich hier hervorragend sonnen (Foto: Friedrich Böhringer).
Vor Umsetzung der Maßnahme bot der dichte, dunkle Waldrand nur sehr eingeschränkt einen Lebensraum bzw. Wanderkorridor für die Schlingnatter und andere Arten (Foto: Thomas Kutter, NLWKN).   Bildrechte: Thomas Kutter, NLWKN
Vor Umsetzung der Maßnahme bot der dichte, dunkle Waldrand nur sehr eingeschränkt einen Lebensraum bzw. Wanderkorridor für die Schlingnatter und andere Arten (Foto: Thomas Kutter, NLWKN).
Der Waldrand entlang der Bahntrasse wurde hier nun deutlich freigestellt (Foto: Leonie Braasch, NLWKN).   Bildrechte: Leonie Braasch, NLWKN
Der Waldrand entlang der Bahntrasse wurde hier nun deutlich freigestellt (Foto: Leonie Braasch, NLWKN).
NLWKN-Logo Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
03.03.2021

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
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30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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