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Renaturierung: Am „Dullborn“ fließt das Wasser wieder frei

NLWKN renaturiert ehemalige Teichanlage Riggert am Schnegaer Mühlenbach


Vom Plan zur Umsetzung (v.l.): Philipp Stoedter (NLWKN), Timm Kabus (Landkreis Lüchow-Dannenberg), Danny Wolff (NLWKN) und Lena Jaernecke (Landkreis) begutachten das Ergebnis des zweijährigen Projektes am Dullborn (Bild: NLWKN).   Bildrechte: NLWKN
Vom Plan zur Umsetzung (v.l.): Philipp Stoedter (NLWKN), Timm Kabus (Landkreis Lüchow-Dannenberg), Danny Wolff (NLWKN) und Lena Jaernecke (Landkreis) begutachten das Ergebnis des zweijährigen Projektes am Dullborn (Bild: NLWKN).

Lüchow/Lüneburg. Etwa ein Jahrhundert lang prägte die Forellenzuchtanlage „Dullborn“ das Tal des Schnegaer Mühlenbachs im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Nach Aufgabe der privaten Fischzucht erwarb der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die über 50 Teiche. Das Ziel der Naturschützer: Am Dullborn sollten wieder auentypische Lebensräume und eine naturnahe Fließgewässerentwicklung ermöglicht werden. Nach zweijähriger Bauzeit ist das ambitionierte Vorhaben nun abgeschlossen. Im Rahmen einer Exkursion überzeugten sich die beteiligten Kooperationspartner am Mittwoch (14.09.) von den Ergebnissen der Renaturierung.

Sie war bei Weitem nicht die einzige, aber die größte gewerbliche Teichanlage am Schnegaer Mühlenbach und seinen Zuläufen: Die um das Jahr 1900 entstandene gewerbliche Anlage Riggert am „Dullborn“ bei Gledeberg mit ihren über 50 Einzelteichen. Rund 100 Jahre wurden hier vor allem Forellen gezüchtet. Doch mit der intensiven Fischzucht waren auch negative Auswirkungen auf den Schnegaer Mühlenbach und seine Tierwelt, wie etwa Kleinfische und Muscheln verbunden. „Die kleinen Stauwehre verhinderten über Jahrzehnte den Aufstieg von Fischen in die oberen Bachabschnitte“, erklärte Danny Wolff, Leiter der NLWKN-Betriebsstelle Lüneburg. Erwärmtes und mit Nährstoffen angereichertes Teichwasser verschlechterte im Mühlenbach die Lebensbedingungen für anspruchsvolle, sauerstoffliebende Arten kühler Oberläufe.

Als die Fischzucht am Dullborn zunehmend unrentabel wurde, erwarb der Landesbetrieb 2014 das Gelände mit Naturschutzfördermitteln der EU. Er schuf damit die Voraussetzungen für die in diesem Jahr abgeschlossene naturnahe Umgestaltung der Teichanlage. „Die letzten Jahre mit ihrer zunehmenden Trockenheit insbesondere im Frühjahr und Frühsommer haben gezeigt, dass die Anstrengungen des Fließgewässerschutzes weiter intensiviert werden müssen“, betonte Danny Wolff am Rande der Exkursion über die Projektfläche. Geringere Abflüsse und niedrigere Wasserstände führen potenziell zu einer weiteren Verschlechterung der Gewässerqualität. „Als neuer Eigentümer dieser Naturschutzfläche war es uns ein wichtiges Anliegen, mit dem Dullborn-Projekt unserer Vorbildfunktion für die Pflege und Entwicklung des Natura 2000- und Naturschutzgebietes „Schnegaer Mühlenbachtal“ gerecht zu werden“, so Wolff.

In einem mehrjährigen Prozess mit dem Landkreis Lüchow-Dannenberg als Genehmigungsbehörde, dem Unterhaltungsverband, der Gemeinde Schnega, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der ehemaligen Eigentümerin, der Bewilligungsstelle für Fördermittel und anderen Akteuren wurden die erforderlichen Umgestaltungsmaßnahmen intensiv und einvernehmlich abgestimmt. Für diese „sehr gute Kooperation“ bedankte sich Wolff beim Gang über die Fläche bei allen Beteiligten.

Zwei Jahre, mehrere Bauschritte

In mehreren Baufenstern wurden hier seit 2020 umfangreiche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durchgeführt. So wurden in allen Teichkomplexen die zahlreichen naturfernen Elemente wie Gebäude, Uferverbauungen, Betonsohlen, Teich-Mönche, Masten und Leitungen entfernt und Teichdämme in großen Teilen beseitigt. Das bisher für die Teiche genutzte aufgestaute Quell- und Grundwasser wird nun in kleinen, neu gestalteten Quellbächen direkt dem Mühlenbach zugeleitet, um eine Erwärmung zu vermeiden. Bestehende Abfluss- und Wanderhindernisse im Mühlenbach wurden beseitigt und die Querung des benachbarten Gemeindeweges durch den Einbau eines neuen Rahmendurchlasses optimiert.

Der Kreisverband der Wasser- und Bodenverbände Lüchow-Dannenberg übernahm den Einbau von Kies und Steinen im Schnegaer Mühlenbach, um ein naturnäheres Längs- und Querprofil auf einer Strecke von insgesamt rund 500 Metern herzustellen. „Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag zum Arten- und Biotopschutz, sondern setzen auch aktiv die EU-Wasserrahmenrichtlinie um. Diese hat die Erhaltung und Entwicklung eines ökologisch guten Zustandes der Gewässer zum Ziel,“ betonte Frank Socha, der die Arbeiten des Kreisverbandes koordinierte.

Erschwerte Bedingungen

In der Bachaue wurden Teiche teilweise in eine naturnahe Überflutungsmulde umgestaltet. Auch die Fremdbestockung mit Fichten auf grundwassernahen Standorten wurde entnommen. „Schwierige Standortverhältnisse mit teilweise hohen Grundwasserständen stellten eine besondere Herausforderung für die Maßnahmendurchführung dar,“ berichtete Philipp Stoedter, der als Projektingenieur beim NLWKN die Baumaßnahmen betreute. Erschwert wurden die Baumaßnahmen auch durch die unvollständige Dokumentation der über Jahrzehnte erfolgten baulichen Veränderungen der Teichanlage. Stoedter lobte deshalb die Flexibilität der ausführenden Firmen und des Unterhaltungsverbandes.

Stefan Beilke, zuständiger Schutzgebietsbetreuer des NLWKN in der Kooperativen Naturschutzstation Wendland-Drawehn, bewertet als Biologe den Abschluss des Projektes schon jetzt als guten Erfolg: „Eine aktuelle, vom NLWKN beauftragte Fledermauserfassung belegt mit einer hohen Anzahl von zwölf Arten und teilweise hohen Individuenzahlen die herausragende Bedeutung des Dullborn-Areals für den Schutz dieser besonders gefährdeten Artengruppe.“ Die hohe Strukturvielfalt im Gebiet mit einem kleinräumigen Mosaik aus naturnahen Wäldern, Grünland, Fließ- und Stillgewässern stelle die Grundlage für den hohen Artenreichtum dar. Beilke rechnet durch die Kieseinbringung und die neuen Quellbäche mit einer baldigen Zunahme der Population von anspruchsvollen Bachbewohnern, wie etwa Bachforelle, Bachneunauge, Feuersalamander oder Quelljungfern (Libellen): „Um die Strukturvielfalt zu erhalten, werden Teilbereiche des Dullborn-Areals zukünftig zur extensiven Grünlandnutzung verpachtet. Andere Teilbereiche bedürfen gegebenenfalls in mehrjährigen Abständen einer gezielten Pflege, während die landeseigenen Auwälder des NLWKN der natürlichen Waldentwicklung überlassen bleiben.“

Zusammen mit Begleituntersuchungen hat der NLWKN in das Projekt knapp 410.000,-Euro aus Landesmitteln der Fließgewässerentwicklung und des Naturschutzes investiert.

„Bei aller Freude über den Abschluss des Projektes soll die Bedeutung der ehemaligen Teichwirtschaft für die örtliche Bevölkerung und für mehrere Generationen eines Familienbetriebes nicht in Vergessenheit geraten,“ betonte Wolff zum Abschluss der Exkursion und enthüllte zusammen mit der ehemaligen Eigentümerin einen Gedenkstein mit der Aufschrift „Naturnahe Umgestaltung der Teichanlage Riggert 2020 – 2022“.


Die neuen großen Feldsteine im Schnegaer Mühlenbach erhöhen die Struktur- und Strömungsvielfalt im Gewässer.   Bildrechte: NLWKN
Die neuen großen Feldsteine im Schnegaer Mühlenbach erhöhen die Struktur- und Strömungsvielfalt im Gewässer.
NLWKN-Logo Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
15.09.2022
zuletzt aktualisiert am:
20.09.2022

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