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Lies eröffnet 24. Grundwasser-Workshop in Cloppenburg

Mikroschadstoffe aus Arzneimitteln waren ein Schwerpunkt der Veranstaltung/ Pressemitteilung vom 22. Mai 2019


Cloppenburg – Mikroschadstoffe aus Arznei- und Röntgenkontrastmitteln bildeten einen Schwerpunkt des 24. Grundwasser-Workshops in Cloppenburg, den Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies auf Einladung des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) gestern eröffnete.

„Aktuelle Befunde des landesweiten Screenings von 2015 bis 2018 unterstreichen mit Nachdruck, dass wir uns neben der Nährstoffproblematik verstärkt dem Thema Mikroschadstoffe in Gewässern widmen müssen“, betonte Lies in seiner Eröffnungsrede vor über 200 Fachleuten aus Wasserwirtschaft und Landwirtschaft. Demzufolge müsse gemeinsam mit den relevanten Akteuren an Strategien zur Vermeidung oder einer weiteren Verringerung der Einträge in die Gewässer gearbeitet werden.

An 31 Prozent der 287 landesweit untersuchten Grundwassermessstellen wurden Rückstände von Arznei- oder Röntgenkontrastmitteln nachgewiesen. Von den 37 untersuchten Substanzen wurden 22 in den Grundwasserproben ermittelt. Am häufigsten wurden die Wirkstoffe Sulfadimidin (Antibiotikum) und Amidotrizoesäure (Röntgenkontrastmittel) gefunden.

In den Oberflächengewässern konnten in den Jahren 2010 und 2011 an bis zu 84 Prozent der 140 untersuchten Messstellen Wirkstoffrückstände (hier Diclofenac) nachgewiesen werden. „Die Höhe der Belastung, vorwiegend durch Humanarzneimittel, in den Oberflächengewässern nimmt in der Regel mit steigendem Abwasseranteil zu“, erläuterte NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer.

Aufgrund dieser Befundlagen im Grundwasser und in Oberflächengewässern sprach sich Rickmeyer für ein kontinuierliches Monitoring von Arzneimitteln im Rahmen des bestehenden Messkonzeptes aus. Darüber hinaus gehende Fragestellungen zu weiteren Mikroschadstoffen können in entsprechenden Sonderuntersuchungen bearbeitet werden, so Rickmeyer.

Haupteintragsquelle der Humanarzneimittel in die Gewässer sind Kläranlagen und defekte Abwasserkanäle, während die Tierarzneimittel durch die Anwendung in den jeweiligen Viehbeständen in das System kommen: „Die Rückstände gelangen mit den Wirtschaftsdüngern auf die Böden und durch Versickerung schließlich ins Grundwasser oder in die Oberflächengewässer“, erläuterte Hubertus Schültken vom NLWKN.

In einem aktuellen Projekt des NLWKN untersucht die Technische Universität Braunschweig die Gehalte von Arzneimitteln in Wirtschaftsdüngern aus unterschiedlichen Tierbeständen. „Es soll Erkenntnisse darüber liefern, ob und wieviel Arzneimittelrückstände mit Wirtschaftsdüngern auf den Acker gelangen, um eventuellen negativen Langzeitfolgen in Böden und Gewässern entgegenwirken zu können“, ergänzte Schültken.

Um die Weiterentwicklung einer grundwasserschonenden Land- und Forstwirtschaft zu fördern, führt der NLWKN eine Reihe von Modell- und Pilotprojekten durch. Eines davon erarbeitet Methoden zur Einschätzung der Stickstoffnachlieferung in humusreichen Böden und deren Berücksichtigung bei der Düngeplanung und im Rahmen von Genehmigungsverfahren bei Grünlandumbrüchen. Mit diesen Erkenntnissen werden der Gewässerschutzberatung und den Genehmigungsbehörden wichtige Instrumente an die Hand gegeben.

In einem weiteren Projekt wurde ein ergebnisorientiertes Honorierungssystem zur Reduzierung der gesamtbetrieblichen Stickstoffüberschüsse entwickelt. Aktuell werden im Trinkwasserschutz primär handlungsorientierte Maßnahmen (Freiwillige Vereinbarungen) umgesetzt, die sich in der Regel auf konkrete Flächen beziehen. Im Gegensatz dazu wird mit der „E-Saldo-Maßnahme“ das eigenverantwortliche und gesamtbetriebliche Stickstoffmanagement unterstützt. „Honoriert wird die nachgewiesene Stickstoffreduzierung auf Gesamtbetriebsebene. Die Umsetzung dieser zukunftweisenden Maßnahme in Trinkwassergewinnungsgebieten ist ab diesem Jahr bereits möglich“, erklärte Rickmeyer.

„Zur Absicherung einer am aktuellen Stand des Wissens ausgerichteten Gewässerschutz-beratung benötigen wir ein differenziertes und fachlich anspruchsvolles Versuchswesen“, betonte Lies. Daher betreut die Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein mit dem NLWKN abgestimmtes umfangreiches Versuchsprogramm, finanziert aus der Was-serentnahmegebühr, in dem zentrale Fragen einer gewässerschutzorientierten Bewirtschaf-tung untersucht werden.

In der Veranstaltung am Mittwoch im Kreishaus wurden aktuelle Ergebnisse zur reduzierten Stickstoffdüngung und mechanische Verfahren zur Unkrautregulierung vorgestellt.

Presseinformation Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
22.05.2019

Ansprechpartner/in:
Achim Stolz

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