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Klimawandel: NLWKN sieht Küstenschutzstrategie des Landes durch IPCC-Bericht bestätigt

Nicht nur Deiche stehen im Fokus der Küstenschützer: Durch Sandaufspülungen wie hier auf Langeoog wird der Sturmflutschutz auf den Inseln regelmäßig verbessert. Für das Festland erfüllen die Inseln selbst eine wichtige Schutzfunktion (Bild NLWKN).   Bildrechte: NLWKN
Nicht nur Deiche stehen im Fokus der Küstenschützer: Durch Sandaufspülungen wie hier auf Langeoog wird der Sturmflutschutz auf den Inseln regelmäßig verbessert. Für das Festland erfüllen die Inseln selbst eine wichtige Schutzfunktion (Bild NLWKN).

Norden. Als Antwort auf einen 2019 vorgestellten Sonderbericht des Weltklimarates IPCC hatte Niedersachsen in diesem Jahr ein neues Vorsorgemaß im Küstenschutz und den Niedersächsischen Klimadeich eingeführt. Der gestern veröffentlichte erste Teil des neuen IPCC-Untersuchungsberichts „Climate Change 2021: The Physical Basis“ bestätigt nach Ansicht des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) diese eingeschlagene Strategie im Küstenschutz. Die Anpassung an den Klimawandel erfordere in Niedersachsen aber nicht nur die Erhöhung der Deiche, so der Landesbetrieb in Norden: Auch eine nachhaltige Anpassung des gesamten Küstenschutzsystems sei erforderlich.

Der Sachstandsbericht des IPCC zeigt für das ungünstige SSP5-8.5 Szenario eine wahrscheinliche Bandbreite des Meeresspiegelanstieges bis zum Jahr 2100 von 0,63 m bis 1,02 m. Die Werte bewegen sich damit in der Größenordnung jenes Szenarios aus dem Sonderbericht von 2019 (RCP 8.5), welches bisher von den Küstenländern für Vorsorgezwecke verwendet wurde“, erläutert Prof. Frank Thorenz, Küstenschutzexperte des NLWKN und Leiter der Betriebsstelle Norden, die am Montag in Genf präsentierten jüngsten Erkenntnisse. Zusätzlich werden im Bericht noch Szenarien mit geringer Wahrscheinlichkeit dargestellt, die von höheren Anstiegsraten ausgehen, sowie längerfristige Projektionen aufgezeigt.

Im Juni hatte der NLWKN im Rahmen einer Pressekonferenz das neue Vorsorgemaß für Deiche von einem Meter und den Niedersächsischen Klimadeich vorgestellt. „Der Niedersächsische Klimadeich in Erdbauweise gewährleistet als technischer Standard ein hohes Maß an Flexibilität“, so Thorenz. Über die zusätzliche Nacherhöhbarkeit um einen weiteren Meter im Deichquerschnitt könne der Küstenschutz für den Fall noch ungünstigerer oder bisher nicht absehbarer Entwicklungen langfristig gewährleistet werden. Ferner werden die für den Küstenschutz relevanten Größen über Monitoringprogramme systematisch erfasst und bewertet. Diese bilden eine Grundlage für die regelmäßige Überprüfung der erforderlichen Deichhöhen.

Warum die auch künftig erforderlichen Investitionen in den Küstenschutz wichtig für Niedersachsen sind, belegt der NLWKN mit Zahlen: Insgesamt schützen heute 603 km Hauptdeiche auf dem Festland, 19 Sperrwerke, 566 km Schutzdeiche sowie 35 km Hauptdeiche und 97 km Schutzdünen auf den Inseln eine Fläche von 6.500 km² und Sachwerte von 129 Milliarden Euro. „Wir reden von einer 1.300 Kilometer langen Schutzlinie. Wegen der hohen Risiken, der zeitlich verzögerten Reaktion und der Unumkehrbarkeit des Anstiegs ist trotz der bestehenden Unsicherheiten eine Berücksichtigung des zukünftigen Meeresspiegelanstiegs in Planungsprozessen bereits heute unerlässlich“, so Thorenz.

Der NLWKN richtet den Blick im Rahmen seiner Planungen dabei nicht nur auf die niedersächsischen Deiche. „Wir betrachten immer das gesamte Küstenschutzsystem von den Inseln über die Deichvorländer und Deiche bis hin zur zweiten Deichlinie“, so Thorenz. Ein besonderer Fokus liege neben Deichen und massiven Bauwerken auch auf dem Erhalt und der Entwicklung natürlicher und naturnaher Küstenschutzelemente wie Dünen und Salzwiesen und deren Ökosystemleistung. Der Erhalt von Salzwiesen und deren Sicherung gegen zunehmenden Rückgang im Einklang mit Zielen des Naturschutzes bildet einen wesentlichen Baustein des Deichvorlandmanagements. Für den Schutz sandiger Küsten gegen fortschreitende Sandverluste wird - wo möglich – das Prinzip des „Bauens mit der Natur“ („Building with nature“) angewandt. „Sandaufspülungen und naturnahe gestaltete Dünenverstärkungen sind hier ein erprobtes nachhaltiges Instrument“, erläutert Thorenz.

Als Teil der Klimaanpassungsstrategie im Küstenschutz wird über das Landesraumordnungsprogramm zudem die Ausweisung von Flächen für die Klei- und Sandgewinnung festgelegt, um zukünftige Materialbedarfe zu sichern. Gleichzeitig gelte es, Planungsräume für den Küstenschutz von anderen Nutzungen frei zu halten. Für die tidebeeinflussten Schutzdeiche bildet eine Weiterentwicklung von Schutzdeichsystemen durch die Schaffung von Retentionsräumen in Kombination mit Maßnahmen des technischen Hochwasserschutzes ein Hauptziel.

„Diese und weitere Bausteine der Klimaanpassung und des Hochwasserrisikomanagements sind Bestandteil der Generalplanung Küstenschutz, die Niedersachsen zusammen mit Bremen in engem fachlichen Austausch mit den Küstenbundesländern, den Nordseeanrainern und Forschungseinrichtungen fortlaufend vorantreibt“, ergänzt NLWKN-Geschäftsbereichsleiter Planung und Bau Jörn Drosten. Den heute erreichten hohen Sicherheitsstandard im Küstenschutz als Lebensgrundlage des Menschen langfristig und nachhaltig zu gewährleisten stelle gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels eine Daueraufgabe dar.

Niedersächsischer Klimadeich hier als Schardeich mit Nacherhöhbarkeit binnen um einen weiteren Meter   Bildrechte: NLWKN
Der niedersächsische Klimadeich hier in der Ausführung eines Schardeichs. Gut im Schaubild erkennbar: Die Nacherhöhbarkeit binnen um einen weiteren Meter (Grafik NLWKN).
NLWKN-Logo Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
10.08.2021

Ansprechpartner/in:
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