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Baumfällungen und Abplaggen für den Naturschutz

Heidepflege am Naturschutzgebiet „Südliches Hagener Königsmoor“ für die Schlingnatter


  Bildrechte: Foto: Leonie Kulp, BioS
Nach den Baumfällungen wird der Oberboden auf Teilflächen per Bagger abgeplaggt – der nun entstandene Offenboden ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der wertvollen Gesamtfläche (Foto: Leonie Kulp, BioS).

Hagen/Landkreis Cuxhaven Zur Pflege des vielfältigen Heidelebensraums sind derzeit auf der trockenen Sandheide am Naturschutzgebiet „Südliches Hagener Königsmoor“ Motorsägen und Bagger im Einsatz. Durch ausgewählte Gehölzbeseitigungen und kleinflächigen Oberbodenabtrag versprechen sich der Landkreis Cuxhaven, die Ökologische Station in der Biologischen Station Osterholz e.V. (BioS) und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) günstige Bedingungen für eine Förderung einer seltenen Schlangenart, der Schlingnatter, und des wertvollen Biotops. Die Arbeiten erfolgen im Rahmen des von der EU geförderten Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“.

Das Naturschutzgebiet „Südliches Hagener Königsmoor“ liegt etwa fünf Kilometer südlich von Hagen. Das Moor geht östlich des Schutzgebiets im Übergang zur höher gelegenen, trockenen Geest in eine kleine Sandheide von gut einem Hektar Größe über. „Die hier vorhandenen nährstoffarmen Sandböden bieten ideale Voraussetzungen für schutzwürdige Biotoptypen wie trockene Sandheiden und Magerrasen. Sie sind damit Lebensraum zum Teil äußerst seltener Tier- und Pflanzenarten“, erklärt Paul Müller vom Landkreis Cuxhaven als Untere Naturschutzbehörde.

So sind an diesem sandgeprägten Standort, der von Kiefernwäldern umgeben ist, etwa zahlreiche Tagfalter, Wildbienen, Waldeidechsen und Schlangen zuhause.

Um den wertvollen Lebensraum zu verbessern und zu vergrößern, haben die beteiligten Institutionen und Behörden umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen geplant. Hierzu gehören in erster Linie Gehölz- und Bodenarbeiten. „Denn die Heide ist nicht natürlichen Ursprungs, sondern hat sich aufgrund historischer Landnutzung entwickelt“, erläutert Sabrina Schäfer vom NLWKN in Hannover. Dort, wo heute auf trockenen, armen Sandböden die Besenheide (Calluna vulgaris) wächst, hat früher Wald gestanden. Durch Rodungen und Beweidung mit Vieh hat der Mensch den Wald stark aufgelichtet und eine Entwicklung der Heide begünstigt. In der Heidebauernwirtschaft im späten Mittelalter wurden die Heideflächen beweidet und „geplaggt“. Das heißt die gesamte Vegetationsschicht mitsamt humosem Oberboden wurde abgetragen. Die Plaggen wurden als Einstreu in die Ställe gebracht und anschließend, mit dem Dung der Tiere, als Dünger auf die Äcker gebracht. Daher war der Boden in den Heideflächen immer sehr nährstoffarm.

„Die Entkusselung und Rodung zahlreicher Bäume ist unser erster Arbeitsschritt, um die Heidefläche zu vergrößern. Einige Bäume werden als Gehölzinseln und zur Strukturerhöhung aber bewusst belassen“, so Hendrik Zabel von der ausführenden Firma aus Geestland. Anschließend wird der Oberboden kleinflächig abgetragen. Das anfallende Material darf freundlicherweise auf einem benachbarten Acker verteilt werden. Der Wasser- und Bodenverband Königsmoor sowie eine Privatperson als Flächeneigentümer unterstützen das Projekt.

Zur Optimierung des Lebensraums insbesondere für Reptilien ist auch die Anlage zahlreicher Versteckmöglichkeiten und Sonnenplätze vorgesehen. „Besonnte aufgerichtete Wurzelstubben und Totholzhaufen werden gerne von den wechselwarmen Tieren zum Beispiel zur Regulierung der Körpertemperatur genutzt“, betont Leonie Kulp, Mitarbeiterin der Ökologische Station in der BioS. Kleinflächig strukturierte Lebensräume sind für die Tiere besonders wichtig. Kulp begleitet die Maßnahmenumsetzung vor Ort, um eine fachgerechte Umsetzung zu ermöglichen. Die BioS führt darüber hinaus gezielte floristische und faunistische Erfassungen durch, um die Effekte der Maßnahmen zu dokumentieren und weitere Maßnahmen für seltene Arten anzuschieben.

Das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Die Maßnahmen am NSG „Südliches Hagener Königsmoor“ sind Teil des von der Europäischen Union geförderten Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt, das gemeinsam von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachen umgesetzt wird. Charakteristische Biotope der atlantischen biogeographischen Region, wie zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, artenreiche Borstgrasrasen und nährstoffarme Stillgewässer, sollen dabei nachhaltig aufgewertet werden. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten, wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse, sollen gestärkt werden.

Für die zehnjährige Laufzeit des Projektes steht beiden Ländern insgesamt ein Budget von 16,875 Millionen Euro zur Verfügung. 60 Prozent der Mittel werden von der Europäischen Union gestellt, jeweils 20 Prozent von den beiden Bundesländern. Die Gesamtverantwortung für das Vorhaben liegt in Nordrhein-Westfalen beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV). Die operative Umsetzung der konkreten Einzelmaßnahmen in Niedersachsen liegt beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU).

Weitere Informationen sind im Internet unter www.sandlandschaften.de und unter www.nlwkn.niedersachsen.de verfügbar.

Für Rückfragen zum Gesamtprojekt steht Ihnen das IP-LIFE-Team des NLWKN gerne zur Verfügung (Tel.: 0511/3034-3352, E-Mail: Thomas.Kutter@nlwkn-h.niedersachsen.de). Für weitere Informationen bzgl. der Maßnahme am NSG „Südliches Hagener Königsmoor“ wenden Sie sich bitte an Sabrina Schäfer (Tel.: 0511/3034-3368, E-Mail: Sabrina.Schaefer@nlwkn-h.niedersachsen.de) oder direkt an die lokalen Partner vor Ort (Leonie Kulp, Ökologische Station in der Biologischen Station Osterholz e.V., Tel: 04791/9656995, L.Kulp@biologische-station-osterholz.de).

Artikel-Informationen

erstellt am:
08.10.2019

Ansprechpartner/in:
Bettina S. Dörr

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