Biogasanlagen - Zukunftsenergie oder Gefahr fürs Grundwasser?
Serie (2): 100 Jahre Wasserwirtschaft für Ostfriesland / Grundwasserschutz
Mit der Gründung des Meliorationsbauamtes am 1. April 1906 in Aurich wurde der Grundstock für die staatliche Wasserwirtschaft aus einem Guss für ganz Ostfriesland gelegt. Anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Wasserwirtschaft für Ostfriesland" beschreibt diese Serie, wie die staatliche Wasserwirtschaft im 21. Jahrhundert funktioniert.
Teil 2 - Grundwasserschutz:
Wer aufmerksam durch Ostfriesland fährt, hat es längst bemerkt: Maisfelder machen sich breit. Immer mehr Landwirte bauen Mais an – schon lange nicht mehr als Viehfutter, sondern als "Futter" für Biogasanlagen. Und diese Anlagen wollen kräftig gefüttert werden: Jede Einzelne benötigt im Schnitt rund 200 Hektar Mais und produziert damit mehr als 4000 Megawattstunden Energie. Allein in Ostfriesland laufen bereits 30 dieser Anlagen oder nehmen den Betrieb in Kürze auf. Dirk Post vom NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) in Aurich beobachtet diese Entwicklung sehr aufmerksam: "Der NLWKN ist langjähriger Partner im Gewässerschutz und muss sich daher der Frage der Energieerzeugung aus Mais mit all seinen Auswirkungen stellen".
Wenn stillgelegte Flächen oder Grünland jetzt für den Maisanbau genutzt werden, bedeutet das eine höhere Belastung des Grundwassers, vor allem mit Nitrat. Und jetzt kommt der NLWKN ins Spiel: Zum einen ist er dafür zuständig, dass die wichtige Lebensgrundlage Wasser in ausreichender Menge und Qualität auch den folgenden Generationen zur Verfügung steht und überwacht deshalb die Qualität des Grundwassers mit Hilfe von mehr als 100 Messstellen. Zum anderen wird erfolgreich aktiver Grundwasserschutz betrieben - durch die Förderung einer Landbewirtschaftung in den Wasserschutzgebieten, die das Grundwasser schont. Post: "Schließlich wird unser Trinkwasser in Ostfriesland komplett aus dem Grundwasser gewonnen – nicht nur Teetrinker wissen die Qualität zu schätzen!" Landwirte düngen ihre Flächen weniger und bekommen dafür eine finanzielle Entschädigung vom Land - das ist der beste Grundwasserschutz. Jährlich werden in Ostfriesland rund 750 Verträge mit den Landwirten abgeschlossen. Der Maisanbau passt zunächst nicht ins Bild und bereitet Kopfzerbrechen: Denn die Belastung des Grundwassers ist das eine; dem gegenüber steht die Energieerzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen und ein weiteres wirtschaftliches Standbein für die Landwirte. Die reizvolle Aufgabe für den NLWKN: Als Partner der Landwirte gemeinsam mit ihnen Lösungen erarbeiten. "Die Qualität des Grund- und Oberflächenwassers darf sich nicht verschlechtern – das ist die Maxime für den NLWKN.
Biogasanlagen in Ostfriesland boomen und bereiten dem NLWKN Kopfzerbrechen, weil die Biogasanlagen mit Mais "gefüttert" werden. Durch den verstärkten Maisanbau wird das Grundwasser belastet.
Artikel-Informationen
erstellt am:
25.07.2006
zuletzt aktualisiert am:
26.04.2010
Ansprechpartner/in:
Dirk Post
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Oldersumer Straße 48
26603 Aurich
Tel: +49 (0)4941/176-150