Sturmflutwarndienst der Betriebsstelle Norden-Norderney
Wichtigste Basis sind dabei die online verfügbaren Ergebnisse der numerischen Windvorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die vier mal täglich auf den neuesten Stand gebracht werden:
An verschiedenen Gitterpunkten in der Deutschen Bucht werden Daten zur Entwicklung der Windverhältnisse gewonnen und aus ihnen der sogenannte Windstau des Wassers, d.h. das Verhältnis der aktuellen Wasserstände im Vergleich zur mittleren ("normalen") Tide für den Bereich der Ostfriesischen Inseln und des Festlandes ermittelt. Die daraus resultierende Vorhersage wird werktags jeweils um 9.00 Uhr erstellt und bei Bedarf aktualisiert. Die Weiterleitung der Vorhersage mit der zusammenfassenden Information über Windverlauf und Wasserstandsentwicklung an die Gefahrenabwehrbehörden erfolgt per Fax und e-mail.
Die konkrete Durchführung des vorsorglichen Sturmflutwarndienstes erfolgt in mehreren Schritten:
Der bis zu fünftägige Vorlauf erlaubt zunächst eine erste Abschätzung potenzieller Gefahren und gegebenenfalls die Vorplanung erforderlicher Dienstbereitschaften. Ferner werden die langfristigen Vorhersagen für betriebsinterne Einplanungen verwendet.
Bestätigt die zweitägige Prognose an Hand ihrer wesentlich zuverlässigeren Daten zur Wind- und Stauentwicklung die fünftägige Einschätzung, werden die betroffenen Dienststellen des NLWKN, die Landkreise und Inselkommunen über die Gefährdung informiert.
Die Übermittlung dieser Vorwarnungen richtet sich nach der Schwere der zu erwartenden Sturmfluten und erfolgt nach einem bestimmten Verteiler.
Stauhöhe Norderney | Alarmstufe | Meldung an |
Mehr als 1,75 Meter über Mittlerem Tidehochwasser (MThW) | Katastrophenwarnung | NLWKN- Küstenbetriebsstellen, GMLZ (Gemeinsames Melde- und Lagezentrum), große, tidebeeinflusste Küstenbaustellen, Inselgemeinden, Außenstellen der Betriebsstelle Norden-Norderney |
Mehr als 2,0 Meter über MThW | Katastrophenalarm Stufe I | NLWKN- Küstenbetriebsstellen, GMLZ, große, tidebeeinflusste Küstenbaustellen, Landkreise Aurich, Wittmund, Friesland, Leer, Stadt Emden Inselgemeinden, Außenstellen der Betriebsstelle Norden-Norderney Umweltministerium |
Mehr als 2,50 Meter über MThW | Katastrophenalarm Stufe II | NLWKN- Küstenbetriebsstellen, GMLZ, große, tidebeeinflusste Küstenbaustellen, Landkreise Aurich, Wittmund, Friesland, Leer, Stadt Emden, Inselgemeinden, Außenstellen der Betriebsstelle Norden-Norderney, Umweltministerium |
Fortlaufende Aktualisierungen der Windvorhersagen ermöglichen bei abnehmender Vorlaufzeit eine weitere Präzisierung der Sturmflutwarnungen.
Die zunehmende Genauigkeit ist neben der langfristigen und großräumigen Beobachtung der Entwicklung der entscheidende Vorteil des Verfahrens.
Wenige Stunden vor Eintritt des Tidehochwassers (Thw) wird die Vorhersage mit örtlich gemessenen Winddaten und Tidewasserständen abgeglichen. Rund fünf bis acht Stunden vor Eintritt des Tidehochwassers bei Norderney kann beispielsweise der Stau der ersten Flutphase aus den Niederlanden für die Ostfriesischen Inseln hochgerechnet werden, wobei die Berechnungsmöglichkeiten der MFPS-Software des Niederländischen Rijkswaterstaats wertvolle Dienste leisten. Noch sicherer wird die Vorhersage - in Abhängigkeit der Windentwicklung - rund drei Stunden vor Eintritt des Thw bei Norderney, wenn im Westen der Westfriesischen Inseln der Hochwasserscheitel erreicht wurde.
Zuverlässige Windvorhersagen durch den DWD und die tägliche Kontrolle der Wind- und Wasserstandsdaten sind wichtige Voraussetzungen für eine rechtzeitige Einschätzung von Entwicklungs- und Gefährdungslagen. Die NLWKN-Betriebsstelle Norden-Norderney wird den eingeschlagenen Weg fortsetzen und an weiteren Verfeinerungen des Prognosesystems arbeiten.