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Gewässertyp des Jahres 2015: Salzreiches Wattenmeer

Auswahl des Umweltbundesamtes


Für die Bewirtschaftung der Gewässer nach den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie sind in ganz Europa die Oberflächengewässer in sogenannte Gewässertypen unterteilt worden. Aktuell werden in Deutschland 25 Fließgewässertypen, 14 Seentypen und 11 Typen für Küsten- und Übergangsgewässer unterschieden. Aus diesen wählt das Umweltbundesamt alljährlich zum Weltwassertag am 22. März einen „Gewässertyp des Jahres“. In diesem Jahr – 2015 - fiel die Wahl auf den Küstengewässertyp „Salzreiches Wattenmeer“. Die Fachbezeichnung für diese Gewässer lautet „Euhalines Wattenmeer“ oder Gewässertyp N2.

Vorkommen des Gewässertyps 2015 - Salzreiches Wattenmeer - in Niedersachsen Bildrechte: NLWKN
Vorkommen des Gewässertyps 2015 - Salzreiches Wattenmeer - in Niedersachsen

An der deutschen Nordseeküste gibt es sechs Wasserkörper, die dem Typ „Salzreiches Wattenmeer“ zugeordnet sind, davon liegen zwei an der Küste Niedersachsens und vier an der Küste Schleswig-Holsteins. Die beiden niedersächsischen Wasserkörper vom Typ N2 erstrecken sich im Wattenmeer an der ostfriesischen Küste vom östlichen Teil der Insel Baltrum über Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge bis in den Jadebusen und zur Halbinsel Butjadingen, dem Rand der Wesermündung. Der Wasserkörper "Euhalines Wattenmeer der Ems" (Baltrum bis Wangerooge) zählt zur Flussgebietseinheit Ems, der Wasserkörper Wattenmeer „Jadebusen und angrenzende Küstenabschnitte“ zwischen Wangerland und Butjadingen gehört zur Flussgebietseinheit Weser.


Merkmale

Der Küstengewässertyp N2 „Euhalines Wattenmeer“ ist gekennzeichnet durch marine Salzgehalte von häufig über 30 ‰ (Promille) und seine durch Inseln oder Buchten gegen Seegang geschützte Lage. Er grenzt sich damit ab gegen die ebenfalls geschützt liegenden aber salzärmeren Watten nahe der großen Flussmündungen (Typ N4) sowie gegen die salzreichen seegangsexponierten Küstengewässer des Typs N1 vor den Inseln. Die Begrenzung benachbarter Küstenwasserkörper gleichen Typs ist durch die Zuordnung zu unterschiedlichen Flusseinzugsgebieten (hier Ems und Weser) bestimmt und bildet darüber hinaus die Dynamik des Tidegeschehens ab.

Einteilung der Wasserkörper

Der Rhythmus der Gezeiten ist eines der augenfälligsten Merkmale der Küstengewässer, so auch dieses Gewässertyps. Bei Ebbe zieht sich das Meer zurück und knapp 70% der Fläche, die Watten, fallen nach und nach trocken bis die Flut einsetzt und die Wattflächen wieder überschwemmt. Das salzreiche Wattenmeer bietet wechselhafte Lebensbedingungen, denn mit dem Rhythmus der Gezeiten entstehen hohe Schwankungen des Salzgehaltes und der Wassertemperatur. Das Sediment, überwiegend aus Sand und Schlick, beherbergt zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Dazu gehören Algen und Blütenpflanzen, wie z.B. Queller und Seegras, das den geschützten Biotoptyp der Seegraswiese bildet. Würmer, Muscheln und Krebse sowie zahlreiche Kleinstlebewesen besiedeln die Watten und sind Nahrungsquelle für eine Vielzahl von Fischen und Vögeln. Für diese und auch für Seehunde und Kegelrobben ist der Gewässertyp des Jahres 2015 Lebensraum, Aufzuchtgebiet und Kinderstube. Auch Schweinswale werden hier häufig gesichtet.


Monitoring

Ziel der EG-Wasserrahmenrichtlinie ist es, einen guten ökologischen und chemischen Zustand in den Gewässern zu erreichen. Die Bewertung der Wasserkörper erfolgt anhand von EU-weit festgelegten vergleichbaren, chemischen, hydromorphologischen und ökologischen Qualitätskomponenten. Für deren Überwachung in den Niedersächsischen Gewässern betreibt der NLWKN ein Gewässerüberwachungssystem Übergangs- und Küstengewässer (GÜN).

Seeringelwurm Bildrechte: NLWKN/ Herlyn
Seeringelwurm

Nutzung, Belastung, Maßnahmen

Das Wattenmeer vor der niedersächsischen Nordseeküste ist seit 1986 als Nationalpark geschützt und hat seit 2009 zusammen mit dem niederländischen Wattenmeer den Status eines UNESCO Weltnaturerbes (seit 2014 zählt auch das dänische Wattenmeer dazu). Die vielfältigen Nutzungen durch Schifffahrt, Fischerei und Tourismus werden durch die Anforderungen der Schutzgebietsregesetze geregelt. Obwohl sich der Zustand des salzreichen Wattenmeeres in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert hat, kann das Ziel der EG-Wasserrahmenrichtlinie, der gute ökologische und chemische Zustand der Wasserkörper, in den Küstengewässern noch nicht erreicht werden.

Die dominierende stoffliche Belastung für die Küstengewässer Niedersachsens sind die Nährstoffeinträge (Stickstoff und Phosphor) aus diffusen Quellen, vor allem aufgrund landwirtschaftlicher Aktivität. Diese Nährstoffe werden aus den landseitigen Einzugsgebieten der Nordsee eingebracht und über die in die Nordsee mündenden Gewässer in die Nordsee eingetragen. Erhöhte Nährstoffgehalte können sich bspw. durch große Vorkommen von Phytoplankton im Wasser und Grünalgen auf den Wattflächen äußern.

Zwar nimmt das „Wattenmeer Jadebusen und angrenzende Küstenabschnitte“ auch Direkteinleitungen aus der Industrie auf (Sole, Wärme...), die punktuell zu Belastungserscheinungen führen können. Insgesamt ist ihre Bedeutung für die Gewässergüte der Küstengewässer jedoch nachrangig. Zur Bewirtschaftung dieser Einträge wurde ein Schadstofflastplan für die Jade entwickelt.

Bewertung

In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Zustand des salzreichen Wattenmeers durch Reduktion der flussbürtigen Einträge an Schad- und Nährstoffen deutlich verbessert. Trotzdem erreicht das salzreiche Wattenmeer gegenwärtig (2015) in Niedersachsen nur einen unbefriedigenden ökologischen Zustand. Hauptursache sind weiterhin stoffliche Belastungen, insbesondere durch Nährstoffe, und ihre vielfältigen Auswirkungen auf das Gewässer.

Auch der gute chemische Zustand wurde 2015 noch nicht erreicht. Grund hierfür sind Konzentrationsüberschreitungen einzelner Schadstoffe, die heute fast überall in der Umwelt verbreitet vorkommen, wie z.B. Quecksilber.


Gewässertyp "Salzreiches Wattenmeer" - Steckbrief

Anteil Wattfläche am der Gesamtfläche
des Gewässertyps

60-83%

Salzgehalt

Rund 30 Promille

Tidenhub

2 bis 4 m

Wellenexposition

Geschützt

Strömung

Meist < 5 m/s

Mittlere Sichttiefe

< 1 m

Sommerliche Höchsttemperaturen

bis 23 ° C

Natürlicherweise typische Habitate Gewässerform

Salzwiesen, Verlandungszonen, Watten und Rinnen

Durchmischung

Ständig durchmischt

Wasserverweilzeit

Bis 5 Tage

Substrat

Mischsediment und Schlick

Lebensgemeinschaft

Je nach Habitat treten sehr unterschiedliche Pflanzen (Algen bis Strandflieder) und Tiere (Wattwurm bis Seehund) auf; „Kinderstube“ für Fische; Rast- und Brutplatz für Vögel

Hauptbelastungsfaktoren

Nährstoffeinträge aus den Einzugsgebieten der Nordseezuflüsse, Tourismus, Schifffahrt

Poster des Umweltbundesamtes zum Gewässertyp des Jahres 2015 Bildrechte: Umweltbundesamt

Broschüre des Umweltbundesamtes zum Gewässertyp des Jahres 2015

Artikel-Informationen

erstellt am:
20.03.2015
zuletzt aktualisiert am:
26.03.2015

Ansprechpartner/in:
Herr Jürgen Knaack

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
NLWKN Betriebsstelle Brake-Oldenburg
Aufgabenbereichsleiter
Im Dreieck 12
D-26127 Oldenburg

www.nlwkn.niedersachsen.de

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