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Vereinte Kräfte für gefährdete Binnendünen

NLWKN und lokale Partner setzen Naturschutzmaßnahme in der Itterbecker Heide um


Der Bagger verstärkt den ursprünglichen Offenland-Charakter in der Itterbecker Heide durch die gezielte Entnahme von Kiefern (Foto: Hanna Liesenfelder/NLWKN).   Bildrechte: Liesenfelder/NLWKN
Der Bagger verstärkt den ursprünglichen Offenland-Charakter in der Itterbecker Heide durch die gezielte Entnahme von Kiefern (Foto: Hanna Liesenfelder/NLWKN).

Grafschaft Bentheim/Itterbeck Krähenbeere, Silbergras, Ziegenmelker - In der Itterbecker Heide finden seltene Pflanzen- und Tierarten in einer stark durch den Menschen genutzten Landschaft noch einen Lebensraum. Zusammen mit lokalen Akteuren setzt sich der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) für deren Schutz ein und deshalb in diesem Gebiet eine wichtige Naturschutzmaßnahme um: Es werden Gehölze entfernt, die die seltenen Arten verdrängen würden. Mit dabei sind die Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim, die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Landkreises und die Ökologische Station Grafschaft Bentheim/Emsland Süd (ÖGE). Die gemeinsamen Arbeiten kommen den seltenen Sandheiden mit Krähenbeere auf Binnendünen zugute. Dieser Lebensraum steht im Fokus des EU-geförderten Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“, das in Niedersachsen durch den NLWKN umgesetzt wird.

Die Winterstille in der Itterbecker Heide wurde jetzt im Januar durch Maschinengeräusche durchbrochen. Da kommt die Frage auf: Was machen große Bagger und Rückezüge mitten in einem Naturschutzgebiet? „Die Maschinen helfen uns in diesem Fall beim Naturschutz“, beruhigt Leonie Braasch, Mitarbeiterin beim NLWKN für das LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“. Sie erklärt den Hintergrund: „Die nicht-heimische Spätblühende Traubenkirsche und die Kulturheidelbeere setzen den hier vorkommenden Sandheiden mit Krähenbeere stark zu. Typische Pflanzenarten werden dadurch verdrängt. Auch die zum Teil aufgeforsteten Kiefern gehören nur bedingt in diesen Offenland-Lebensraum. Deshalb lassen wir die Gehölze entfernen, aber ohne größeres Gerät würden wir dabei nicht weit kommen.“ Manuela Monzka, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, ergänzt: „Wir lassen die Maschinen nur zu einer Zeit arbeiten, in der möglichst wenig Tiere gestört werden. Und wir achten darauf, dass keine gefällten Bäume auf Krähenbeerheide oder Wachholdern abgelegt werden.“

Eine Besonderheit des Lebensraums wird durch kleine Hügelchen und den sandigen Untergrund sichtbar: Es handelt sich um Binnendünen, die während der letzten Eiszeit entstanden sind und heute nur noch sehr selten sind. Hier in der Itterbecker Heide befindet sich etwa ein Sechstel der niedersächsischen Gesamtfläche der Sandheiden mit Krähenbeere auf Binnendünen. Auch die EU hat diesen Lebensraum im Blick und ihn durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt.

„Es ist sehr spannend, sich alte Luftbilder aus der Zeit der Unterschutzstellung der Itterbecker Heide Ende der 1930er-Jahren anzuschauen“, erzählt Johannes Weise von der ÖGE. „Damals war diese Fläche kaum bewaldet und große offene Sandflächen prägten das Landschaftsbild.“ Die Wiederherstellung dieses Offenland-Charakters ist das Ziel der nun laufenden Naturschutzmaßnahme. Einige knorrige Kiefern bleiben jedoch als Schattenspender und als Lebensraum für Spechte und Co. stehen.

Der Grunderwerb dieser Fläche wurde der Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim im Jahr 2018 durch die GAK-Fördermaßnahme „Nicht produktiver investiver Naturschutz“ in Niedersachsen finanziert (GAK = Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“). Das LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“ wickelte die anschließenden Maßnahmen zur Wiederherstellung des Offenlandcharakters ab.

„Wir freuen uns, dass in der Itterbecker Heide nun fleißig umgesetzt wird und die von uns mitgegründete neue Ökologische Station die Maßnahme auf unserer Fläche begleitet. Hier greifen die verschiedenen Naturschutzinstitutionen gut ineinander“, erklärt Paul Uphaus, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung. Für die zukünftige Offenhaltung der Fläche sollen vor allem Schafe und Ziegen als Landschaftspfleger sorgen.


Hintergrund zum Integrierten LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“:
Das Projekt setzt Maßnahmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt in fast ganz Niedersachsen und weiten Teil Nordrhein-Westfalens um. Die beiden Bundesländer finanzieren 40 % des IP LIFE, die anderen 60 % werden durch die Europäische Kommission gefördert. Im Fokus stehen neben den Binnendünen auch andere nährstoffarme Lebensräume wie Borstgrasrasen sowie gefährdete Arten wie Kreuz- und Knoblauchkröte. In Niedersachsen wird das Projekt durch den NLWKN umgesetzt.

Ansprechpersonen zur Maßnahme:

Ökologische Station Grafschaft Bentheim- Emsland Süd (ÖGE)

Johannes Weise

Telefon: 05921 3032065

E-Mail: johannes.weise@oege.info

Untere Naturschutzbehörde Grafschaft Bentheim

Jeanette Langener

Telefon: 05921 961657
E-Mail: Jeanette.Langener@Grafschaft.de

Naturschutzstiftung Grafschaft Bentheim

Jörg Brouwer

Tel: 05921 961512

E-Mail: Joerg.Brouwer@Grafschaft.de

NLWKN, IP LIFE „Atlantische Sandlandschaften“
Leonie Braasch
Tel: 0511/3034-3368
E-Mail: leonie.braasch@nlwkn.niedersachsen.de

Die Krähenbeere ist ein Zwergstrauch, dessen schwarze Früchte von Vögeln gefressen und verbreitet werden (Foto: Braasch/NLWKN).   Bildrechte: Braasch/NLWKN
Die Krähenbeere ist ein Zwergstrauch, dessen schwarze Früchte von Vögeln gefressen und verbreitet werden (Foto: Leonie Braasch).
Ohne Eingriff des Menschen lassen invasive Spätblühende Traubenkirsche und Kulturheidelbeere die offenen Lebensräume im Naturschutzgebiet Itterbecker Heide verschwinden. Deshalb werden diese beiden Arten aus der Fläche entfernt Braasch/NLWKN)   Bildrechte: Braasch/NLWKN
Ohne Eingriff des Menschen lassen invasive Spätblühende Traubenkirsche und Kulturheidelbeere die offenen Lebensräume im Naturschutzgebiet Itterbecker Heide verschwinden. Deshalb werden diese beiden Arten aus der Fläche entfernt (Foto: Braasch/NLWKN)
NLWKN-Logo Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
24.01.2024

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

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