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Niedersachsens Landschaft der Zukunft

Experten für Landschaftsplanung treffen sich zum Austausch/ Pressemitteilung vom 30. Dezember 2019


Schneverdingen - Wie können Konzepte zum Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenarten durch die Umsetzung großräumiger Biotopverbundsysteme in Niedersachsen realisiert werden? Welche Kooperationspartner werden dafür benötigt? Wie können die Fließgewässer und ihre Überschwemmungsbereiche für sich im Klimawandel verändernde Niederschlagsverhältnisse entwickelt werden? Wo sollten in Zusammenarbeit mit dem Hochwasserschutz in den verschiedenen niedersächsischen Regionen Maßnahmenschwerpunkte verortet werden, um mit der Schaffung neuer Überschwemmungsgebiete auch gefährdete Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebensräume zu fördern? Und welches sind charakteristische Landschaften, die eine besondere Bedeutung für Niedersachsen haben und in ihrem Erscheinungsbild bewahrt werden sollen?

Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Erfahrungsaustauschs von Fachleuten des Landes, der Naturschutzbehörden der Landkreise und Städte sowie Vertretern von Planungsbüros und Hochschulen aus dem Bereich der Landschaftsplanung, die sich Mitte Dezember 2019 zum Erfahrungsaustausch an der Alfred Töpfer Akademie für Naturschutz (NNA) in Schneeverdingen trafen. Die durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und die NNA organisierte Fachtagung fand zum achten Mal statt.

Gegenstand der Vorträge und Diskussionen war die aktuelle und zukünftige Entwicklung der niedersächsischen Landschaft, die sich gegenläufigen Trends gegenübersieht. Auf der einen Seite stehen die Bemühungen, die ökologischen Funktionen der Landschaft zu stärken und ihre Anpassungsfähigkeit an den gegenwärtigen Klimawandel zu verbessern, so dass ihre Nutzung für Land- und Forstwirtschaft, Siedlung, Gewerbe und Verkehr erhalten bleibt. Auf der anderen Seite steht der sich weiter verstärkende Trend einer immer intensiveren Nutzung der Landschaft, insbesondere durch die Landwirtschaft, die Siedlungsentwicklung und den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Die steigende Nutzungsintensität der Landschaft hat in allen Landesteilen Auswirkungen, die nicht nur Tier- und Pflanzenarten gefährden, wie zuletzt beim Thema Insektensterben auch von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, sondern längerfristig auch die für Niedersachsen charakteristischen Erscheinungsbilder der Landschaft. Welches sind die „Stellschrauben“, mit denen die landschaftliche Entwicklung so beeinflusst werden kann, dass die Landschaft ihre Qualitäten, ihre Schönheit, ihren Aufenthaltswert behält und weiterhin für die Menschen Erholung, Naturerlebnisse und Heimat bietet?

Die Entwicklung der Landschaft verläuft nicht unkontrolliert oder zufällig

Wie auf einem Spielbrett gibt es Spielregeln, nach denen sich die Menschen mit ihren Tätigkeiten in der Landschaft richten müssen, die das landschaftliche Erscheinungsbild prägen. Regeln ergeben sich zum Beispiel aus dem Planungs- und dem Baurecht. Aber auch das Wasserrecht und insbesondere das Naturschutzrecht enthalten Vorgaben und auch Instrumente, die für den Umgang und die Entwicklung der Landschaft grundsätzliche Bedeutung haben. Das zentrale Instrument des Bundesnaturschutzrechts ist die Landschaftsplanung, die als einzige Fachdisziplin eine flächendeckende Planung für jeden niedersächsischen Landkreis und jede Stadt erstellt. Sie liefert ein nach standardisierten Methoden erarbeitetes Gutachten und formuliert die konkreten, landschaftsbezogenen Ziele für einen Landkreis oder eine Stadt. Sie stellt dar, welche Regeln bei landschaftsbezogenen Nutzungen eingehalten werden sollen, um diese Ziele zu erreichen beziehungsweise welche Maßnahmen dafür nötig sind.

Der Leiter der Fachtagung und stellvertretender Direktor der NNA, Bernhard Salomon, erläutert: „Die Landschaftsplanung ist ein Planungsinstrument, das alle für die Landschaft relevanten Bereiche betrachtet und strategische Bedeutung für die Entwicklung unserer Natur und Landschaft auch vor dem Hintergrund des Klimawandels hat.“ Um die niedersächsische Natur und Landschaft auch für folgende Generationen zu erhalten, hat das Land Niedersachsen landschaftsplanerische Konzepte erarbeitet, die sich zum Beispiel mit dem Schutz und der zukunftsfähigen Entwicklung der Gewässer- und Moorlandschaften befassen, die eine Schlüsselrolle für den Klimaschutz, die Anpassung an den Klimawandel und den Erhalt der Biologischen Vielfalt haben.

Konsequente Umsetzung erforderlich

Für die Umsetzung dieser Konzepte bedarf es der Zusammenarbeit der verschiedenen Verwaltungen, finanzieller Mittel und vor allem Flächen für die Umsetzung von Maßnahmen. Auen und Moore werden gegenwärtig in weiten Bereichen so genutzt, dass die bereits akuten Umweltprobleme fortlaufend weiter vergrößert werden. Wertvolle Böden erodieren in den Auen und in den Mooren emittieren sie in großem Umfang Treibhausgase. Die Konzepte der Landschaftsplanung weisen durch konkrete Maßnahmen auf, wie in diesen sensiblen Bereichen umgesteuert werden kann. Damit die landschaftsbezogenen Ziele tatsächlich erreicht werden können, müssen zukünftig bei den Fördermitteln für Maßnahmen, die auf Natur und Landschaft bezogen sind, insbesondere für die Landwirtschaft neue Schwerpunkte gesetzt werden und die landschaftsbezogenen Ziele auch gegenüber anderen Nutzungsinteressen konsequent vertreten werden, wofür auch ein entsprechender politischer Wille unabdinglich ist. Ob die Politik ihrer Verantwortung für die Allgemeinheit im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der niedersächsischen Landschaft gegenüber dem Einfluss von Interessenvertretern im Sinne der Fachleute gerecht werden kann, wird sich auch bei der niedersächsischen Ausgestaltung der zukünftigen Landwirtschaftsförderung der EU zeigen.

Alexander Harms, beim NLWKN zuständig für die Landschaftsplanung: „Wir haben in Niedersachsen eine sehr vielschichtige Situation und einen hohen Handlungsbedarf, um wenigstens die europarechtlich einzuhaltenden Umweltstandards für Natur und Landschaft zu erreichen. Wegen der hohen Komplexität der Aufgaben der Landschaftsplanung und den vielfältigen und unterschiedlichen Fragestellungen, die sich in den verschiedenen Niedersächsischen Landesteilen ergeben, können die Fachleute stark vom Austausch ihrer jeweiligen Erfahrungen profitieren.“

Lange Dreisch bei Hildesheim, ein natürlicher Buchenwaldstandort, der sich als Allmende zur Weidelandschaft entwickelt hat und später als Standortübungsplatz genutzt wurde   Bildrechte: H.-J. Zietz/ NLWKN

Lange Dreisch bei Hildesheim, ein natürlicher Buchenwaldstandort, der sich als Allmende zur Weidelandschaft entwickelt hat und später als Standortübungsplatz genutzt wurde

Artikel-Informationen

erstellt am:
30.12.2019

Ansprechpartner/in:
Achim Stolz

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Am Sportplatz 23
26506 Norden
Tel: +49 (0)4931/947-228
Fax: +49 (0)4931/947-222

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