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Koordinierte Stabsrahmen-Übung simuliert Ölunfall in der Jade

Gemeinsames Vorgehen gegen „Wotans“ Öl-Fracht


  Bildrechte: NLWKN
Havarist Wotan im Blick, die zahlreichen Aufgaben vor der Brust: Lagebesprechung der Lenkungsgruppe in der mobilen Einsatzzentrale.

Brake/ Jever/ Norden Eine Kollision vor Wilhelmshaven, ein Tanker in Not und circa 300 Tonnen ausgelaufenes Öl an der Küste des Jadebusens: Dieses düstere, aber durchaus realistische Szenario diente am Freitag und Samstag (15. und 16.11.) als Basis für eine umfangreiche Stabsrahmen-Übung in den Landkreisen Friesland und Wesermarsch. An Leitstellen-Standorten in Jever und Brake sowie in der NLWKN-Betriebsstelle in Brake probten Vertreter der betroffenen Behörden und des Landesbetriebes zusammen mit dem Havariekommando in Cuxhaven dabei die Zusammenarbeit auf Stabs- und Führungsebene. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass im Falle eines echten Schadstoffunfalls Gegenmaßnahmen schnell und effektiv ergriffen werden können.

Die Lage auf den Bildschirmen in den Leitstellen der beiden Landkreise und in der Lenkungsgruppe beim NLWKN ist ernst: Bereits am Vortag, so die Ausgangslage der Simulation „FRI-WEMA 2019“, war es auf der Jade vor Wilhelmshaven zu einer schweren Kollision zweier Schiffe gekommen. Rund 170 Tonnen Öl des Tankers Wotan haben seitdem – begünstigt durch Nordwind und Tide – die Küste zwischen Dangst und Schweiburger Siel verunreinigt.

Der NLWKN ist bei Ölverschmutzungen im Küstengewässer bis zur Mittleren Tidehochwasser-Linie (MTHW) zuständig. „Wegen der erhöhten Tide in unserer Simulation erstrecken sich die Anlandungen aber auch in die Zuständigkeitsbereiche der Landkreise Friesland und Wesermarsch“, erklärt Dirk Oberliesen, Aufgabenbereichsleiter Schiffsbetrieb und Schadstoffunfallbekämpfung beim NLWKN in Norden.

Wie bei einer echten Schadenslage, so war deshalb an diesem Wochenende neben Kräften des Landesbetriebs und den Vertretern der beiden Landkreise auch das Havariekommando im Einsatz. Unterstützt wurden sie durch mehrere Fachgruppen `Führung und Kommunikation` des Technischen Hilfswerks und die technischen Einsatzleitungen der beiden Landkreise. Denn mit der Feststellung eines sogenannten Komplexen Schadstoffunfalls durch das Havariekommando greifen die Regularien einer speziell in Niedersachsen geschlossenen entsprechenden Verwaltungsvereinbarung über die behördliche Zusammenarbeit im Schadensfall.

Übungen und Schulungen zur Vorbereitung auf den Ernstfall sind für den Landesbetrieb wichtige Bausteine in der Schadstoffunfallbekämpfung: Schließlich komme es darauf an, dass die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen auch unter schwierigsten Rahmenbedingungen einwandfrei funktioniere, heißt es beim NLWKN. Rund 20 praktische Ölwehr-Übungen gibt es deshalb pro Jahr – im ostfriesischen Wattengebiet ebenso wie auf Weser, Elbe, Ems und Jade.

Hinzu kommt eine einmal jährlich stattfindende Stabsrahmenübung. „Das Besondere an ihr ist der Fokus auf die Zusammenarbeit auf Stabsebene, denn: Auch die notwendigen Stabs- und Führungsstrukturen müssen optimal auf die Bekämpfung einer entsprechenden Schadenslage an unseren Küsten vorbereitet werden“, betont Birgit Heddinga, Geschäftsbereichsleiterin für Schadstoffunfallbekämpfung im NLWKN. Die zur Bewältigung der Aufgaben herangeführten Schiffe, Einsatzkräfte und Spezialgeräte wie schwimm- und watttaugliche Einsatzfahrzeuge oder motorgetriebene Ölaufnahme-Geräte kommen dabei nur auf dem Papier zum Einsatz.

Komplexe Koordination an drei Standorten

Für die Einsatzkräfte, die sich am vergangenen Freitag und Samstag in den mobilen und ortsfesten Einsatzzentralen über die neuesten Driftberechnungen und Lagepläne beugten, bedeutete dies vor allem: Planen, koordinieren und kommunizieren. In den Einsatzstäben galt es seit Übungsbeginn am Freitagabend, rasch eine geeignete Stabs- und Führungsstruktur aufzubauen: Personal- und Geräteeinsätze müssen im Rahmen der Stabsübung koordiniert und realistische Bekämpfungskonzepte für den eigenen Zuständigkeitsbereich erarbeitet werden.

Am Samstag gegen 16 Uhr ist die Simulation an der Jade schließlich vorbei und die Übung beendet. Nachdem die Ölbekämpfungsschiffe THOR und Eversand im Rahmen dieses Planspiels im tiefen Wasser bereits 75 Tonnen Öl hatten aufnehmen können, gelingt es am Ende des Übungstages dabei mit vereinten Kräften, die simulierte Ölverschmutzung mit dem gemeinsam entwickelten Bekämpfungskonzept auch am Festland in den Griff zu bekommen. Eine detaillierte Auswertung des Zusammenwirkens der verschiedenen Akteure soll zeitnah erfolgen. Die Übungsleitung nutzte den Rahmen der Abschlussbesprechung, um neben den ortsfesten Einsatzstäben insbesondere den Kameradinnen und Kameraden der beteiligten THW-Fachgruppen und Feuerwehrgruppen für ihr Engagement und ihre Anreise zu danken.

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In der mobilen Fernmeldezentrale des THW laufen im Falle eines Ölunfalls die Fäden bei der Bekämpfung der Schadenslage zusammen.

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erstellt am:
18.11.2019

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