Talsperre Thülsfeld: Wasserstand wird abgesenkt
Presseinformation vom 16. Februar 2009 // Hochwasserschutz ist nur noch eingeschränkt gewährleistet
Bei der abschließenden Sanierung der Talsperre Thülsfeld im Landkreis Cloppenburg sind unerwartet Probleme aufgetreten, deshalb wird die Talsperre derzeit nahezu komplett entleert. Formal bedeutet das: Der Wasserstand wird seit Montag schrittweise von bisher 21,5 Metern auf 19 Meter über Normal Null (NN) abgesenkt. Die Talsperre selbst liegt auf einer Höhe von etwa 18 Meter über NN. Dies teilte der NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) als Betreiber der landeseigenen Anlage am Montag mit. "Die Talsperrenaufsicht hat das Absenken des Wasserstandes auf unseren Vorschlag hin aus Sicherheitsgründen angeordnet", sagte Herma Heyken als Sprecherin des NLWKN. Der Landkreis Cloppenburg, die Stadt Friesoythe, die Gemeinde Barßel sowie die Friesoyther Wasseracht und der Zweckverband für das Erholungsgebiet Thülsfelder Talsperre wurden noch am Montag informiert.
Der Hochwasserschutz für die Unterlieger bleibt gewährleistet, wenn auch eingeschränkt: Das Absenken auf 19 Meter über NN hat zur Folge, dass die Talsperre zunächst nur noch als "Durchlaufbecken" betrieben werden darf. Die Zuflüsse werden gleich wieder in die Soeste abgeleitet, allerdings in so kleinen Mengen, dass Schäden der Unterlieger nicht zu befürchten sind. "Im Hochwasser-Fall ist ein Einstau möglich", betonte die Sprecherin des NLWKN.
Der NLWKN bittet um Verständnis für die Maßnahme: "Vorrangig ist der Schutz der Bevölkerung unterhalb der Talsperre vor Hochwasser, die Belange des Naturschutzes und der Freizeitnutzung müssen jetzt zunächst zurück stehen", betonte Heyken.
Der NLWKN hatte die notwendigen Aufträge zur Sanierung der Talsperre von Anfang an komplett an renommierte Ingenieurbüros vergeben. "Leider sind diesen externen Experten bei der Sanierung der Talsperre Fehler in Planung und Ausführung unterlaufen – das haben die Fachleute des NLWKN festgestellt", sagte Heyken.
Schon Ende August 2008 hatten die Bauarbeiten in der Soeste unmittelbar unterhalb des Auslaufbauwerkes begonnen. Hier war es zuvor verstärkt zu Grundwasseraustritten an den Böschungen direkt unterhalb der Talsperre und an den Fugen im Anschlussbereich der Betonsohle des erst im November 2003 in Betrieb genommenen Auslaufbauwerkes gekommen.
Das Ingenieurbüro, das gleichzeitig mit der örtlichen Bauüberwachung beauftragt ist, hatte eine verankerte und wasserundurchlässige Stahlbetonplatte geplant, um direkt unterhalb der Talsperre die Sohle der Soeste abzudichten. Seit November 2008 ruht diese Baustelle: Es waren zu kurze Zugpfähle gerammt worden, die die Verankerung der 18 Meter langen Betonwanne nicht sicherstellen könnten. Der NLWKN hat deshalb ein gerichtliches Beweissicherungsverfahren erwirkt.
Jetzt wurde obendrein vom NLWKN festgestellt, dass sich im Erdreich unter dem Ablaufstollen verstärkt Hohlräume gebildet haben: Einer der von den Fachfirmen installierten Brunnen, der eigentlich den unkontrollierten Grundwasseraustritt bändigen sollte, hat nicht nur Wasser, sondern vermehrt auch Sand gefördert. Da die vom NLWKN eingeschalteten Gutachter nicht abschließend abschätzen können, wie weit die Erosion unter dem Ablaufkanal bereits fortgeschritten und welche Gefährdung damit verbunden ist, hat die Talsperrenaufsicht jetzt verfügt, die Talsperre zu entleeren, um ein Versagen der Talsperre auszuschließen.
Die Ingenieurbüros arbeiten an einem Konzept, wie man die Probleme in den Griff bekommt. Zur Verfüllung der Hohlräume und damit zur Stabilisierung des Ablaufstollens kommt ein so genanntes Injektionsverfahren infrage: Dabei werden die Hohlräume mit einem geeigneten Material wie etwa Zement gefüllt. Erst wenn die Hohlräume gefüllt und der Ablaufstollen stabilisiert wurde, werden auch die Arbeiten am Auslaufbauwerk fortgesetzt.
Artikel-Informationen
erstellt am:
16.02.2009
zuletzt aktualisiert am:
27.04.2010