"Wo der Otter gerne lebt, sind die Flüsse in Ordnung"
Dokumentation des NLWKN zum Zustand der Wümme veröffentlicht
"Wo der Otter gerne lebt, sind die Flüsse und die Auenlandschaften in Ordnung". Auf diesen Nenner bringt Heiner Harting das Ergebnis einer Dokumentation des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) über den Zustand der Wümme. Die Arbeitsgemeinschaft der Unterhaltungsverbände an der Wümme hatte mit Mitteln des Niedersächsischen Umweltministeriums den NLWKN mit der Projektleitung und der Dokumentation beauftragt. Das Ergebnis in Form einer 50seitigen Broschüre hat Heiner Harting vom NLWKN am Donnerstag in Worpswede an Hermann Meyer vom Teufelsmoorverband übergeben.
Harting kommt zu einem überwiegend positiven Ergebnis, was den Zustand der Unteren Wümme im Bereich von Fischerhude und der Nebenflüsse Wörpe und Walle angeht: Er spricht von einem guten ökologischen Zustand der Fischfauna; die Gewässergüte bekommt durchweg die Note 2. Der Otter ist dabei ein wichtiger Indikator: "Und der Otter lebt gerne in und an der Wümme. Sogar an der Wörpe wurde er jetzt schon gesehen", schwärmt Harting.
Das war nicht immer so, erinnerte Harting. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Fischotter an der Wümme überall verbreitet, dann gingen die Bestände stark zurück. Der Mensch und seine Bedürfnisse hatten Vorrang - an der Wümme wurde seit Generationen versucht, die hohen Grundwasserstände und die ständigen Überflutungen in den Griff zu bekommen. Erfolgreich: Durch den Bau von Deichen, Schöpfwerken und Sielen wurde der Schutz vor Hochwasser und Sturmfluten für die Siedlungs- und landwirtschaftlichen Nutzflächen erreicht. Die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen wurde durch den Ausbau der Gewässer und den Bau von Sohlenabstürzen, Stau- und Wehranlagen verbessert. Die natürliche Entwicklung der Wümme allerdings blieb auf der Strecke. Erst durch das 1990 eingeführte Niedersächsische Fließgewässerprogramm konnten Renaturierungsprojekte finanziert werden.
Renaturierungsprojekte – das ist zum Beispiel der umfangreiche Ankauf von Flächen in der Wümme-Aue. Mehr als 2000 Hektar (Niedersachsen ca. 1900 ha; Bremen ca. 695 ha) wurden gekauft und die landwirtschaftliche Nutzung extensiviert bzw. ganz eingestellt. Dazu wurden unterschiedlich breite Gewässerrandstreifen an verschiedenen Abschnitten der Wümme und an den Nebenflüssen wie der Wörpe und Walle angelegt. Naturnahe Gewässerarme auf fünf Kilometer Länge tun ein Übriges, damit sich der ebenso scheue wie anspruchsvolle Otter wieder angesiedelt. Ganz wichtig ist auch die Beseitigung bzw. Umgestaltung von Querbauwerken und damit die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit für Fische. Bei insgesamt 37 Anlagen im gesamten Streckenverlauf der Wümme und einigen Nebengewässern wurde Hand angelegt.
"Viele Renaturierungsprojekte wurden also umgesetzt, viel Geld wurde investiert, doch über deren Wirksamkeit wurde gestritten. Deshalb ist die vorliegende Dokumentation umso wichtiger – sie gibt Antworten, die auch für die Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie von entscheidender Bedeutung sind", betonte Harting. Jetzt werde klarer, welche Renaturierungsprojekte schnelle Wirkung zeigten und wo es sich lohne, Mittel zu investieren.
Weitere Infos gibt es unter http://www.wasserblick.net/servlet/is/36773/
Der Fischotter - Leben zwischen Fluss und Aue
(PDF, 0,38 MB)
Sandfracht als Problem für Meerforelle & Co.
(PDF, 0,37 MB)
Naturnahe Flüsse - Vielfalt in Form und Farbe
(PDF, 0,33 MB)
Artikel-Informationen
erstellt am:
16.11.2006
zuletzt aktualisiert am:
27.04.2010
Ansprechpartner/in:
Heiner Harting
Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Betriebsstelle Verden
Bgm.-Münchmeyer-Str. 6
D-27283 Verden
Tel: +49 (0)4231-882-189