Wasserrahmenrichtlinie: Das Augenmerk gilt der Leine und vielen kleinen Gewässern
Die Akteure vor Ort sind mit im Boot – nun wird es im Leinebergland, Deistervorland und Weser-Aller-Flachland darum gehen, die Europäische Wasserrahmenrichtlinie einvernehmlich und möglichst rasch umzusetzen. Die Betriebsstelle Hannover-Hildesheim des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) gab am Mittwoch den Startschuss für die Gebietskooperation Untere Leine Westaue. Das Ziel steht zwar fest, aber den Weg dorthin können Verbände und Kommunen mitgestalten. Flüsse und Seen wie auch das Grundwasser müssen bis zum Jahr 2015 in einem guten Zustand sein. Das hat die Europäische Union mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) festgelegt. Diese Richtlinie umzusetzen und mit Leben zu erfüllen – das ist die Aufgabe des NLWKN.
Birgit Heddinga von der NLWKN-Betriebsstelle Hannover-Hildesheim begrüßte dazu im Gebäude der Region Hannover neben den Vertretern der Landkreise, der Gemeinden sowie der Landwirtschafts- und Forstverwaltung jeweils insbesondere die Mitglieder der Wasser- und Bodenverbände, der Wasserversorgungsunternehmen, des Landvolkes, der Industrie- und Handelskammer sowie von Naturschutz- und Fischereiverbänden. Heddinga ist Leiterin des Aufgabenbereichs Flussgebietsmanagement in der Betriebsstelle Hannover-Hildesheim.
Heddinga rief dazu auf, sich tatkräftig und aktiv in den weiteren Umsetzungsprozess der Wasserrahmenrichtlinie einzubringen: "Wir brauchen Ihre Unterstützung und Ihr Fachwissen", sagte Heddinga – wohl wissend, dass die Kooperationsmitglieder mit durchaus unterschiedlichen Interessen ans Werk gehen.
In den nächsten vier Jahren gilt es zunächst, Projekte zur Gewässerbewirtschaftung zu entwickeln und zu gestalten: "Eine klare Chance, um gemeinsam mit den Akteuren vor Ort auch unkonventionelle regionaltypische Lösungen zu entwickeln", versprach Heddinga. Vorrangig geht es um zwei Pilotprojekte: Einerseits gilt das besondere Augenmerk den in der Vergangenheit stark veränderten Gewässern. Für Bullerbach, Osterriehe, Rodenberger Aue, Südaue, Stockbach, Levester Bach oder Eimbeckhäuser Bach steht eine naturnahe Gewässergestaltung auf dem Programm. Andererseits richtet sich der Blick auf die Leine selbst, dort sollen insbesondere die bestehenden Fluss-Auen naturnah gestaltet werden.
Die Geschäftsführung in der Gebietskooperation Leine-Westaue hat - auf mehrheitlichen Wunsch der anwesenden Vertreter - Harald Windeler von der Region Hannover übernommen. Moderation und Leitung teilen sich die Region Hannover und der NLWKN (Betriebsstelle Hannover-Hildesheim). Das Bearbeitungsgebiet beginnt übrigens in Höhe der Ortslage Wispenstein südlich von Alfeld und reicht bis zur Mündung in die Aller.
Für die Experten beim NLWKN ist die Leine eine besondere Herausforderung – gerade wegen der vielen Stauanlagen. Sie sind nicht zu überwindende Barrieren für die Wanderfische, was sich wiederum negativ auf die Bestände bzw. Wiederansiedlungschancen der gefährdeten Fische auswirkt. Denn Fische gehen grundsätzlich "auf Wanderschaft": Vor allem Lachse und Forellen wandern vom Meer stromaufwärts; um ihre Laichgebiete erreichen zu können. Neben den Wanderfischen lieben auch andere einheimische Fischarten den Ortswechsel innerhalb des Fließgewässersystems. Deshalb sind an den Wasserkraftanlagen in den letzten Jahren schon viele Projekte realisiert worden, um die Durchgängigkeit der Leine wieder herzustellen. Zu nennen ist der Fischpass in Herrenhausen, das Umflutgerinne am Schnellen Graben und der Döhrener Wolle, die Sohlgleite in Gronau und neu erstellt der Fischpass in Banteln. "Aber hier bleibt noch eine Menge zu tun" – so das Fazit von Birgit Heddinga.
Artikel-Informationen
erstellt am:
02.11.2005
zuletzt aktualisiert am:
26.04.2010