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Der Fischpass in Meinersen funktioniert wie eine Rolltreppe im Kaufhaus

Die Fischaufstiegsanlage am Wasserkraftwerk Meinersen (salopp auch Fischtreppe genannt) ist fertig: Der NLWKN in Braunschweig (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) hat das glückliche Ende des in der Öffentlichkeit schon viel beachteten Projektes mit den betroffenen Kommunen, den Anliegern, den Angelvereinen, der AOLG (Aller – Oker – Lachsgemeinschaft), dem Wasserkraftbetreiber und dem Unterhaltungsverband Oker am Freitag gebührend gefeiert.

Der NLWKN hat in Meinersen eine Fischaufstiegsanlage geplant und gebaut, weil die Wehr- und Wasserkraftanlage der Oker in Meinersen nicht zu überwindende Barrieren für die Wanderfische sind. Und das wirkt sich negativ auf die Bestände bzw. Wiederansiedlungschancen der gefährdeten Wanderfische in der Oker aus. Denn Fische gehen grundsätzlich "auf Wanderschaft": Vor allem Lachse und Forellen wandern vom Meer stromaufwärts; um ihre Laichgebiete erreichen zu können; bei Aalen ist es übrigens genau umgekehrt. Neben den Wanderfischen lieben auch andere einheimische Fischarten den Ortswechsel innerhalb des Fließgewässersystems.

Der in Meinersen gebaute Fischpass heißt im Fachjargon "Steinschwellenbeckenpass" und besteht aus einer Rinne mit Grobkies als Sohlsubstrat sowie Findlingen als Querriegel, die dem allmählichen Abbau des Höhenunterschiedes vom Ober- zum Unterwasser dienen.

Und wie funktioniert die Fischtreppe? Die Tiere werden mit einer künstlich erzeugten Strömung (Leitströmung) in den rund 350 Meter langen Fischpass gelockt. Sie durchqueren nach und nach die 47 Becken, um den Höhenunterschied von fast fünf Metern von Unter- zu Oberwasser zu überwinden und umgehen damit die ansonsten unüberwindliche Wehr- und Wasserkraftanlage. Heiko Warnecke vom NLWKN erklärte es plastisch: "Eigentlich funktioniert das wie eine Rolltreppe im Kaufhaus – nur schwimmen müssen die Fische noch selbst!"

Die Experten beim NLWKN sprechen bei dem Projekt auch gern von der Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit der Oker. Die Oker durchfließt von der Quelle bis zur Mündung in die Aller bei Müden die Regionen Harz, Börde und das Weser-Aller-Flachland und wurde als "Verbindungsgewässer" dieser Regionen in das Fließgewässerprogramm aufgenommen. Zahlreiche Stauanlagen und verbaute Streckenabschnitte haben diese Verbindungsfunktion der Oker erheblich eingeschränkt bzw. unterbrochen. Deshalb sollen mindestens noch zwei weitere Fischtreppen gebaut werden – Baubeginn für den Fischpass an der Wehranlage in Eisenbüttel ist bereits in den kommenden Tagen.

Heiko Warnecke erinnerte daran, dass die Forderung nach einer Fischtreppe bei Meinersen schon vor 25 Jahren aktuell war – damals wurde der Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der Oker bei Meinersen vorgelegt. "Die Diskussionen und Planungen dauerten zwar lange, aber dafür waren wir beim Bau unheimlich schnell", betonte Warnecke. Weniger als zwei Monate hat es gedauert, bis das rund 185.000 Euro teure Projekt fertig war.

Presseinfo

Artikel-Informationen

erstellt am:
15.07.2005
zuletzt aktualisiert am:
26.04.2010

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