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Wasserschutzversuche – wichtige Entscheidungsgrundlagen für die Maßnahmengestaltung in der Landwirtschaft

Überblick über die Trinkwasserschutzversuche in Niedersachen


Von Georg Kühling

Wie wirken sich Einschränkungen bei Stickstoffdüngung und andere freiwillige Wasserschutzmaßnahmen auf den Nitrataustrag aus? Welche Auswirkungen haben die Maßnahmen auf den Ertrag und damit auf die Rentabilität der Landwirtschaft? Wie groß sind die regionalen Unterschiede? Welche Methoden sind am geeignetsten, um die Verursacher von Nitrateinträgen zu ermitteln? Diese und ähnliche Fragen werden in den Trinkwasserschutzversuchen auf verschiedenen Standorten in Niedersachsen untersucht.

Das Land Niedersachsen fördert über den NLWKN vielfältige Wasserschutzversuche schon seit 1994. Seit 2021 werden weitere, düngerechtlichen Fragestellungen mitbehandelt. Die Versuche werden sowohl vom Umwelt- (MU) wie auch vom Landwirtschaftsministerium (ML) des Landes Niedersachsen finanziert. Die Versuche dienen dem Trinkwasserschutz, da sie Erkenntnisse erlauben, wie schädliche Einflüssen vermieden werden können. Letztendlich geht es darum, die Nitrateinträge ins Sickerwasser zu reduzieren.

An mehreren Standorten in verschiedenen Boden-Klima-Räumen Niedersachsens sind Dauerversuche eingerichtet worden (Abb. 1). Die Zielrichtung und Ausgestaltung der Versuche werden im begleitenden Arbeitskreis, in dem die Landwirtschaftskammer (LWK), Wasserversorger, Beratungsträger Wasserschutz, Landwirte, Verbände, NLWKN, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), MU und ML beteiligt sind, abgestimmt.

*leer   Bildrechte: LWK, Frau Knigge-Sievers
Übersicht über Trinkwasserschutzversuche in Niedersachsen

Die Ackerversuchsstandorte Thülsfelde, Wehnen, Hamerstorf und Schickelsheim mit konventioneller Landbewirtschaftung werden von der LWK betreut. Der Standort Belm wird im ökologischen Landbau bewirtschaftet. Die Betreuung des Versuchs erfolgt durch die Hochschule Osnabrück. Am Standort Thülsfelde/Markhausen wird der Grünlandversuch durch die Universität Vechta in Kooperation mit der Universität Göttingen betreut. Ab 2022 werden in einem zusätzlichen Versuch an einem auswaschungsgefährdeten Ackerversuchsstandort in Schwüblingsen in der Nähe von Hannover umfangreiche Untersuchungen zur Höhe der Stickstoffdüngung, zur Stickstoffdynamik im Boden sowie verschiedener Begrünungen über Winter und zur Höhe des Nitrataustrages mit dem Sickerwasser vorgenommen. Eine detaillierte Aufzählung der Versuche mit den wichtigsten Parametern ist in der Tabelle 1 wiedergegeben.

Kurzbeschreibung der Dauerversuche im Trinkwasserschutz

Standort,
Landkreis

Beginn
Bodenart Nutzung Anzahl

der
Varianten

Generelle Versuchsfragen:
Auswirkungen einer unterschiedlich hohen Stickstoffdüngung auf Ertrag,
Qualität, N-Dynamik im Boden sowie den Nitrataustrag in regional typischen Fruchtfolgen

Thülsfelde,
Cloppenburg,

seit 1995

Sand Acker 13 Silomais-Winterroggen-Wintergerste-

Zwischenfrucht-Fruchtfolge im
Vergleich zu einer Fruchtfolge mit
höherem Maisanteil,
Wirkung einer N-Dünge-Steigerung

Wehnen,
Ammerland,

seit 2012

Sand Acker 24 Stickstoffkonservierung und - nachlieferung verschiedener
Zwischenfrüchte in einer Winterroggen -
Silomais Fruchtfolge
Wehnen,
Ammerland,

seit 2014

Sand Acker 12 Wirkung organischer N-Dünger in einer
Silomais-Winterroggen Fruchtfolge
Hamerstorf,

Lüneburg,
seit 2013

Lehmiger Sand Acker 24 Vergleich einer grundwasserschutz-orientierten (immergrünen) und einer konventionellen Fruchtfolge auf einem Beregnungsstandort mit und ohne organische Düngung

Schickelsheim,

Braunschweig,
seit 2018

Löß-Lehm Acker 27 Einsatz transportwürdiger, aufbereiteter organischer Nährstoffträger in einer Ackerbauregion in einer Winterweizen-Wintergerste-Winterraps-Fruchtfolge
Schwüblingsen

Hannover,
ab 2022

Sand Acker 100 Wirkung verschiedener Zwischenfrüchte

in einer Früh-Kartoffel-Sommergerste- Silomais- Winterroggen-Fruchtfolge auf einem Beregnungsstandort

Markhausen,

Cloppenburg,
seit 2020

Sand Grünland 12 Einsatz verschiedener (aufbereiteter) Wirtschaftsdünger im Vergleich zur mineralischen Stickstoffdüngung
Belm,
Osnabrück,
seit 2020
Lehmiger Sand Ökolandbau 20 Wirkung verschiedener Kleegrasmanagement-Varianten (Mulch/Mahd) sowie Wirkung organischer N-Düngung in einer Kleegras-Silomais-Hafer-Fruchtfolge sowie Vergleich verschiedener Beikrautregulierungen


In den Dauerversuchen sind Anlagen zur Analyse des Sickerwassers errichtet worden (Abb. 2), in denen der Nitrataustrag mittels Saugsonden in 0,8 m Tiefe durch LBEG variantenscharf gemessen wird. Die Ergebnisse werden ebenfalls vom LBEG ausgewertet.

*leer   Bildrechte: Quelle: LBEG, Herr Bischoff
Darstellung einer Sickerwasseranlage

Die Ergebnisse der Dauerversuche werden in Berichten veröffentlicht und auf Feldtagen sowie Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Grundwasserworkshop 2019 vorgestellt.

Zusätzlich wird an weiteren Standorten der im Boden vorhandene Stickstoff zu Beginn der Sickerwasserperiode (Herbst-Nmin-Wert) in Landessortenversuchen im Silomais und Körnermais sowie in anderen pflanzenbaulichen Versuchen, beispielsweise im Zwischenfruchtanbau, ermittelt und in jährlichen Nmin-Berichten veröffentlicht. Aus dem im Herbst gemessenen mineralischen Stickstoff (Nmin) im Boden lässt sich abschätzen, wieviel Nitrat aus dem jeweiligen Acker im folgenden Winter mit dem Sickerwasser ausgewaschen wird. Die Auswertungen in den Jahresberichten geben hierzu für die verschiedenen Standorte und Fruchtarten die entsprechenden Hinweise.


Erkenntnisse aus den Versuchsanlagen

Der Nitrataustrag wird durch viele verschiedene Faktoren wie Standort und Witterung und insbesondere die Höhe der Stickstoffzufuhr, die Fruchtfolge inklusive Zwischenfruchtanbau sowie die Bodenbearbeitung (im Herbst) beeinflusst. Niedrige Nitratausträge werden erreicht, wenn diese Einflussfaktoren bei der Bewirtschaftung angemessen berücksichtigt werden. Der Nitrataustrag ist besonders abhängig von der Witterung im Spätsommer/Herbst und den Standorteigenschaften der Böden. Um statistisch belastbare Ergebnisse zu produzieren, müssen die Versuche auf verschiedenen Standorten mehrjährig durchgeführt werden.

Der beste Wasserschutz wird auf Flächen mit ständiger Winterbegrünung, zum Beispiel durch Zwischenfruchtanbau (mit angemessener Berücksichtigung der Stickstoffnachlieferung zur Folgefrucht) erreicht. Auch Dauergrünland wirkt sehr positiv auf den Trinkwasserschutz.

Eine reduzierte Stickstoffdüngung hat insbesondere beim Maisanbau positive Auswirkungen auf den Nitrataustrag bei oft nur geringen Ertragsverlusten.

Zu den Auswirkungen des Ökolandbaus auf den Nitrataustrag gibt es bei den hier beschriebenen Sickerwasseruntersuchungen erst zweijährige Versuchsergebnisse. Da sich die Versuchsflächen in Belm zudem in der Umstellungsphase von einer konventionellen in die ökologische Bewirtschaftung befinden, können noch keine abgesicherten Aussagen getroffen werden.

Auswertungen des langjährigen Dauerversuchs Thülsfelde belegen, dass eine enge Beziehung zwischen dem Herbst-Nmin-Wert im Boden und der gemessenen Nitratkonzentration im Sickerwasser besteht. Der im Versuch nachgewiesene Zusammenhang bestätigt damit die Erfahrungen aus der Praxis, dass der Herbst-Nmin-Wert ein geeigneter Indikator zur jährlichen Abschätzung der landwirtschaftlichen Nitratausträge mit dem Sickerwasser in das Grundwasser ist.

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