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Die Saatkrähe als Brutvogel in Niedersachsen

Vorkommen, Schutz, Konflikte und Lösungsmöglichkeiten


Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen

Heft 1/15, 48 S., 4,- €

von Thorsten Krüger & Markus Nipkow

Ein Besprechungsvorschlag für dieses Heft steht Ihnen hier als Download zur Verfügung.

Inhalt
1 Einleitung
2 Informationen zur Saatkrähe
2.1 Ökologie und Biologie
2.1.1 Taxonomie und Nomenklatur
2.1.2 Verbreitung und Bestand
2.1.3 Kennzeichen
2.1.4 Lebensraum
2.1.5 Nahrung
2.1.6 Fortpflanzung
2.1.7 Rufaktivität und Schallemissionen
2.1.8 Zugstrategie
2.1.9 Intelligenz
2.2 Verbreitung und Bestandsentwicklung in Niedersachsen
2.2.1 Verbreitung
2.2.2 Bestandsentwicklung in Niedersachsen
2.2.3 Arealveränderungen
2.3 Rechtlicher Schutz und Gefährdungssituation
2.3.1 Rechtlicher Schutz
2.3.2 Gefährdungssituation
3 Geschichte der Verfolgung von Saatkrähen in Niedersachsen
4 Aktuelle Konflikte durch das Vorkommen von Saatkrähen

4.1 Konflikte im Siedlungsbereich
4.1.1 Vom Wesen der Konflikte
4.1.2 Allgemeine Einschätzung der Wirksamkeit von Vergrämungsmaßnahmen
4.1.3 Der rechtliche Rahmen für Vergrämungsmaßnahmen
4.1.4 Fazit
4.2 Konflikte im ländlichen Raum
4.2.1 Schäden in der Landwirtschaft
4.2.2 Möglichkeiten zur Einschränkung von Schäden
4.2.3 Fazit
5 Empfehlungen für ein einheitliches Vorgehen bei Konflikten im Siedlungsbereich
5.1 Rahmenbedingungen
5.2 Handlungsbedarf in drei Stufen
5.3 Maßnahmen
5.3.1 Letale Maßnahmen (Tötung)
5.3.2 Vergrämung
5.3.3 Vorhaltung bzw. Entwicklung von alternativen Koloniestandorten
5.3.4 Kosten
5.4 Saatkrähen kennenlernen, Verständnis fördern
6 Ausblick
7 Zusammenfassung
8 Summary
9 Literatur

Zusammenfassung
Die Saatkrähe ist eine von aktuell 198 Brutvogelarten in Niedersachsen, doch wie bei kaum einer anderen Art entzünden sich Konflikte an ihren Brutplätzen. Ganz gleich, ob sie auf dem Land oder im Siedlungsbereich liegen, vielen ist die Art nicht willkommen und nicht wenige wollen sie als Brutvogel vor Ort am liebsten schnell wieder loswerden.

Im ländlichen Raum ist dies in erster Linie auf ihren schlechten Ruf als Ernteschädling zurückzuführen, dessen Vorkommen – zumal jeweils in Kolonien und damit zumeist in größerer Anzahl – mit potenziellen Ertragseinbußen verknüpft wird. Innerhalb der Dörfer und Städte fühlen sich viele Anwohner vor allem durch die Lautäußerungen der Vögel und ihren Kot, aber auch durch herunterfallendes Nistmaterial belästigt.

Die intelligenten Vögel haben schnell gelernt, dass sie vor Verfolgung und Vertreibung im Siedlungsbereich des Menschen geschützt sind. Parallel dazu haben agrarwirtschaftliche Veränderungen in der freien Landschaft, etwa der starke Grünlandrückgang, zu einer Nahrungsverknappung geführt, und so haben die Saatkrähen im Zuge einer „Landflucht“ zunehmend die Randbereiche und das Innere von Dörfern und Städten Niedersachsens besiedelt.

Dabei ist von Bedeutung, dass die Zahl der in Niedersachsen brütenden Saatkrähen in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Nachdem die landesweiten Brutpaarzahlen Anfang der 1970er Jahre aufgrund fortwährender Verfolgung mit dem Ziel der Ausrottung der Art einen Tiefstand erreicht hatten, bewirkten der gesetzliche Schutz und dessen konsequente Umsetzung einen Bestandsanstieg sowie eine Rückkehr in ehemals besiedelte Teile des Landes. Und so kommt es, dass sich seit einiger Zeit die Konflikte um die Saatkrähe, vor allem als Mitbewohnerin im Siedlungsbereich, mehren.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine Hilfestellung für das Management derartiger Konflikte in Niedersachsen zu liefern. Dazu werden zunächst die Ökologie und Biologie der Saatkrähe beschrieben, die essenzielle Schlüssel zum Verständnis der Art und ihrer Lebensweise sind. Denn vieles von dem, was Saatkrähen an negativen Eigenschaften zugeschrieben wird, basiert auf Unwissen oder entpuppt sich als Rückgriff auf altes Nützlichkeits-Schädlichkeits-Denken. Um dies zu veranschaulichen, wird auch kurz auf die Geschichte der Verfolgung von Saatkrähen in Niedersachsen eingegangen. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte, dass nur die Vermittlung von Wissen und Fakten helfen kann, andere Blickwinkel auf die Saatkrähe zu eröffnen.

Im zweiten Teil der Arbeit werden die Probleme, die es mit Saatkrähen im Siedlungsbereich und mitunter im ländlichen Raum gibt, beschrieben. Dabei werden auch die bislang zur Schadensabwehr durchgeführten Maßnahmen wie auch die zur Vergrämung eingesetzten Methoden auf ihre Wirksamkeit hin beleuchtet. All das führt unter Berücksichtigung der aktuellen rechtlichen und naturschutzfachlichen Rahmenbedingungen schließlich zu einem Konzept für ein möglichst einheitliches Vorgehen bei durch Vorkommen von Saatkrähen hervorgerufenen Konflikten in Niedersachsen.

Ein Schlüssel zur Förderung der Akzeptanz von Saatkrähen im Siedlungsbereich und zugleich Bestandteil des Konzepts ist die Verbesserung der Kenntnisse von Biologie und Ökologie der Art durch Umweltbildung. Der Konflikt mit Saatkrähen im Siedlungsbereich wird nur dauerhaft zu lösen sein, wenn die lokale Bevölkerung die Vögel in bestimmten Bereichen als Teil ihrer dörflichen oder städtischen, belebten Umwelt betrachtet, ihre Daseinsberechtigung anerkennt und sie toleriert. Für diese Betrachtungsweise sollten insbesondere auch die örtlichen Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung werben.

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Summary

Though it is only one of currently 198 species of breeding birds in Lower Saxony, no other bird arouses as much conflict over its breeding colonies as the rook. No matter whether its colonies are in rural or residential areas, they are not welcome to many and attempts to get rid of colonies abound.

In rural areas, this is primarily due to its image of a crop devastator, likely to take a heavy toll on yields. In towns and villages, people feel molested by sounds and droppings emanating from rook colonies.

Being rather intelligent, the birds soon learned that in human settlements, they are safe from persecution and eviction. Changes in agriculture, particularly a sharp decline in grasslands, have at the same time led to a ‘rural exodus’ of rooks with colonies springing up on the verges or even the centres of towns and villages.

In recent years, the number of rooks breeding in Lower Saxony has risen considerably. While numbers of breeders had dropped to an all-time low in the 1970ies, due to heavy persecution aimed at eradicating the species, legal protection and its strict enforcement led to recovery in numbers and a return to areas in the country they had once inhabited. Consequently, conflicts over rook colonies in settled areas arise in growing numbers.

This paper aims at providing helpful advice on the management of such conflicts in Lower Saxony. To this end, biology and ecology of the rook are outlined to understand the species and its behavior, as many negative attributes are based on ignorance of facts or on recourse to an antiquated concept of beneficial or harmful species, respectively. To exemplify the latter, the history of the rook’s persecution is depicted in brief. Running like a golden thread through centuries is the understanding that only the communication of facts and knowledge can lead to changes in the perception of rooks.

The paper then sets forth to describe the problems that arise with rooks in built-up areas and sometimes, in rural areas as well. Measures to inhibit damages and methods to scare off rooks are scrutinized as to their effectiveness. Combined with other relevant nature conservation aspects and the given legal framework, an integral concept of dealing with conflicts over rooks is developed.

A key issue to further acceptance of rooks in built-up areas and an integral part of the aforementioned concept is environmental education, within the frame of which information on biology and ecology of the rook is relayed. A sustained solution can only be arrived at, if the local people can be moved to tolerate rooks as their “neighbours” and accepting them as part of their environment, conceding them a right of existence just where they are. Local dignitaries and civil servants both on the political and the administrative plane are especially called for to proclaim and further this approach.

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