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Borkums Uferschnepfen legen zu

Bruterfolg zählt dank LIFE-Projekt zu den höchsten in ganz Niedersachsen


  Bildrechte: H. Hirsch
Eine Zielart des EU-LIFE Projektes: die Uferschnepfe (Foto: H. Hirsch)

Borkum Die Wiesenvögel reagieren positiv auf die Naturschutz-Maßnahmen, die seit 2014 aus Mitteln der EU und des Landes Niedersachsen durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer rund um den Borkumer Tüskendörsee umgesetzt wurden. Der Brutbestand der Uferschnepfe nahm 2018 deutlich zu: 54 Paare dieser stark gefährdeten Zielart des Projektes brüteten in diesem Jahr auf den 280 Hektar umfassenden Borkumer Projektflächen. 2017 waren es noch 44 Paare.

Auch die Bestände anderer Wiesenvogelarten stiegen in den letzten zwei Jahren an: Der Brutbestand des Kiebitz hat sich von 126 Paaren auf über 200 Paare deutlich erhöht. Ebenso der Rotschenkel, dessen Brutbestand im Projektgebiet nunmehr über 120 Paare zählt. Die Spießente, eine sehr seltene Brutvogelart in Niedersachsen, hat im zweiten Jahr in Folge im Projektgebiet gebrütet.

Die Weiden rund um den Tüskendörsee zählen zu den bedeutenden Brutgebieten für Wiesenvögel in Niedersachsen. Deshalb ist das Gebiet im Inselosten von Borkum Teil des EU-LIFE-Projektes „Wiesenvögel“, das 2011 gestartet wurde. Hier war die Ausgangssituation für die Umsetzung der Projektmaßnahmen auf Borkum von Anfang an günstig. Die Borkumer Wiesenvogelflächen befinden sich im Eigentum der öffentlichen Hand: Sie gehören der Stadt Borkum beziehungsweise dem Land Niedersachsen. „Noch entscheidender ist, dass die Flächen durch die Borkumer Landwirte seit Langem vorbildlich genutzt werden. Die Art und Weise der Beweidung erfolgt im Sinne der geschützten Tier- und Pflanzenarten. Die Wiesenvögel profitieren direkt von der extensiven Beweidung“, betont Heinz-Hermann Kathmann, Gebietsbetreuer der Nationalparkverwaltung.

„Trotz dieser günstigen Ausgangslage konnten wir mit der Bestandssituation der Wiesenvögel auf Borkum zu Projektbeginn nicht zufrieden sein. Die Bestände waren seit einigen Jahren rückläufig, insbesondere die der Uferschnepfe“, erläutert Gundolf Reichert, Ornithologe und Projektkoordinator bei der Nationalparkverwaltung. „In den letzten Jahren erleben wir, dass der Frühling zusehends trockener wird, da der Regen zu einer anderen Jahreszeit fällt. Wiesenvögel wie die Uferschnepfe brauchen aber vor allem nasse Flächen, um im weichen Boden nach Nahrungstieren zu stochern. Auf ausgetrocknetem Grünland finden sie kein Futter“, so Kathmann. Eine wesentliche Maßnahme war daher die Wasserrückhaltung im Grünland rund um den Tüskendörsee. In Gräben und Wasserzügen wurden im Jahr 2016 mehrere Einstaubauwerke gebaut. Seitdem wird der Wasserstand durch die Nationalpark-Ranger vor Ort gesteuert und so eine optimale Bodenfeuchte erreicht.

Untersuchungen aus früheren Jahren hatten zudem ergeben, dass ein hoher Anteil von Uferschnepfen-Gelegen durch Igel gefressen wurde. Dies führte dazu, dass zu wenig Uferschnepfenküken schlüpfen konnten und zu wenig Schnepfennachwuchs flügge wurde. Im Rahmen des LIFE-Projektes entschied man sich daher zu einer Regulierung der Beutegreifer in den Brutgebieten. „Igel sind kein natürlicher Bestandteil der Inselnatur Borkums, sie wurden von Menschen eingeschleppt. Inseln sind von Natur aus frei von Raubsäugern, und die dort brütenden Vögel haben keine Abwehrmechanismen gegenüber Bodenprädatoren“, so Reichert weiter. Nach enger Absprache mit dem Tierschutz und den Landkreisen Leer und Aurich wurden von 2013 bis 2016 die Igel aus den Brutgebieten abgesammelt und am Festland in ihren natürlichen Lebensräumen ausgesetzt. Gelegeverluste durch Igel wurden seitdem nicht mehr festgestellt.

Der Bruterfolg der Uferschnepfe auf Borkum zählt inzwischen zu den höchsten in ganz Niedersachsen. Dabei erreicht die Uferschnepfe ohnehin nur in einer Handvoll Vogelschutzgebiete - wie zum Beispiel am Dümmer - Bruterfolge, die zum Bestandserhalt der Art ausreichen. „Die wachsenden Wiesenvögelzahlen auf Borkum stimmen uns optimistisch. Die Borkumer Weideflächen sind für den Wiesenvogelschutz in Niedersachsen sehr wertvoll. Nun ist es daran, diesen Schatz weiter zu pflegen“, so Kathmann und Reichert.

Hintergrundinfo EU-LIFE-Projekt „Wiesenvögel“

Das LIFE-Projekt zielt darauf ab, in verschiedenen niedersächsischen Vogelschutzgebieten durch Landerwerb, Wassermanagement und extensive Bewirtschaftung die Uferschnepfe und den Wachtelkönig als Zielarten zu schützen und zu fördern. Weitere Wiesenvogelarten wie zum Beispiel Kiebitz, Brachvogel oder Rotschenkel profitieren ebenfalls von den Schutzmaßnahmen. Niedersachsen besitzt beim Schutz der Wiesenvögel eine hohe Verantwortung. Das Projekt finanziert sich zu 60 Prozent aus EU- und zu 40 Prozent aus Landesmitteln. Der Projektträger ist das Land Niedersachsen, vertreten durch den NLWKN und die Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer. Das LIFE-Projekt im Internet www.wiesenvoegel-life.de.

  Bildrechte: G. Reichert/NLPV
Im Rahmen des LIFE-Projektes wurden Einstaubauwerke errichtet, mit denen sich die Wässerstände im Brutgebiet der Wiesenvögel regeln lassen (Foto: G. Reichert/NLPV)
Presseinformation Bildrechte: NLWKN

Artikel-Informationen

erstellt am:
12.12.2018

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