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Neues Wasser für das Froschkraut: Arbeiten in den Truper Blänken

LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“: Im Naturschutzgebiet bei Lilienthal entsteht ein neuer Lebensraum für bedrohte Pflanzenarten / Pressemitteilung vom 17. September 2018


Lilienthal Noch vor hundert Jahren waren sie ein Paradies für zahlreiche Vögel, Libellen und Amphibien – doch durch die Entwässerung der Truper Blänken bei Lilienthal ging über Jahrzehnte hinweg wertvoller Lebensraum verloren. Der Landkreis Osterholz, die Biologische Station Osterholz e.V. und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wollen dies nun ändern: Im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ soll mit der Anlage eines neuen Flachgewässers wieder Raum etwa für das bedrohte Froschkraut entstehen.

Bereits einmal, bevor die Truper Blänken ab den 1930er Jahren großflächig entwässert wurden, lag hier ein großer Flachwassersee. Vor allem sein nährstoffarmes Wasser hatte damals hervorragende Bedingungen für einen besonders artenreichen Pflanzenbestand geschaffen. So gab es noch in den 1980er-Jahren einzelne Vorkommen stark gefährdeter Pflanzenarten wie Froschkraut, Flutendem Sellerie, Grasartigem Laichkraut und Igelschlauch. „Durch die starke Veränderung der Truper Blänken gingen viele Lebensräume dieser Arten verloren und reduzierten sich schließlich auf kleine Restwasserflächen etwa entlang von Gräben“, erklärt Thomas Kutter, Leiter des Projektes beim NLWKN in Hannover, die Folgen der Entwässerung.

Um diese Entwicklung aufzuhalten, wird ab dem heutigen Montag mit der Anlage eines rund 1.500 Quadratmeter großen Flachgewässers begonnen. Das Gewässer soll dabei naturnah modelliert und durch Grund- und Regenwasser gespeist werden. Damit sich das Froschkraut wieder ansiedeln kann, wird dabei aus einem nahe gelegenen Graben schlammiges Material eingetragen – „hierin befinden sich noch Samen, die aber aktuell nicht keimen können. In dem neuen, stärker besonnten Sandgewässer ist das möglich“, erklärt Dr. Hans-Gerhard Kulp von der Biologischen Station Osterholz. Gemeinsam mit seinem Kollegen Jonas Linke hat er die anstehenden Maßnahmen im Rahmen der kooperativen Schutzgebietsbetreuung mit dem Landkreis Osterholz geplant und erwartet nun gespannt die Umsetzung. „Durch die Anlage des Gewässers wird ein selten gewordener Lebensraumtyp im Gebiet wiederhergestellt und dieses somit deutlich aufgewertet“, ist Linke überzeugt.

Die Voraussetzungen sind günstig: Aufgrund des trockenen Sommers sind die Böden derzeit gut befahrbar. Die Mitarbeiter der Biologischen Station rechnen deshalb mit einer schnellen Umsetzung der Maßnahmen, jetzt, da die Brut- und Setzzeit beendet ist. Mit der Umsetzung wurden regionale Baufirmen beauftragt. Nach Fertigstellung sollen die erfolgten Arbeiten den Lilienthalern im nächsten Jahr im Rahmen einer öffentlichen Exkursion vorgestellt werden.

Das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Die Maßnahme in Lilienthal ist Teil des von der Europäischen Union geförderten Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt, das gemeinsam von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachen umgesetzt wird. Charakteristische Biotope der atlantischen biogeographischen Region wie zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, artenreiche Borstgrasrasen und nährstoffarme Stillgewässer sollen dabei nachhaltig aufgewertet werden. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten, wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse, sollen gestärkt werden.

Für die zehnjährige Laufzeit des Projektes steht beiden Ländern insgesamt ein Budget von 16,875 Millionen Euro zur Verfügung. 60 Prozent der Mittel werden von der Europäischen Union gestellt, jeweils 20 Prozent von den beiden Bundesländern. Die Gesamtverantwortung für das Vorhaben liegt in Nordrhein-Westfalen beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV). Die operative Umsetzung der konkreten Einzelmaßnahmen in Niedersachsen liegt beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU).

Weitere Informationen sind im Internet unter www.sandlandschaften.de und unter www.nlwkn.de verfügbar.


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Ein in Mitteleuropa inzwischen selten gewordener Anblick: Das Froschkraut oder auch Schwimmendes Froschkraut. Foto: Thomas Täuber.

Artikel-Informationen

erstellt am:
17.09.2018

Ansprechpartner/in:
Achim Stolz

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Am Sportplatz 23
26506 Norden
Tel: +49 (0)4931/947-228
Fax: +49 (0)4931/947-222

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