NLWKN Niedersachsen klar Logo

LIFE-Projekt: Neues Leben, wo einst Panzer fuhren

Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Kugelfangtrift Hannover werden wertvolle Lebensräume für Kröten und Echsen aufgewertet // Wanderung geplant


 
Sie soll von den Arbeiten in der Kugelfangtrift profitieren: Die Kreuzkröte ist die kleinste einheimische „echte“ Krötenart und besiedelt als Pionierart trockene, warme Landlebensräume mit spärlicher Vegetation. Foto: NABU Langenhagen - Ricky Sta

Hannover Ausgerechnet ihre frühere Nutzung als Truppenübungsplatz macht es möglich: Die Kugelfangtrift und das angrenzende ehemalige Segelfluggelände am nördlichen Stadtrand von Vahrenheide haben sich über Jahrzehnte zu wertvollen und artenreichen Naturräumen entwickelt. Wo einst Panzer unbeabsichtigt zu günstigen Bedingungen und einer weitgehend unbebauten Fläche beitrugen, sind heute seltene Arten wie die Kreuzkröte oder Zauneidechse zuhause. Um der zunehmenden Beeinträchtigung durch das Zuwachsen mit Birken, Erlen und Weiden entgegenzuwirken, werden die vorhandenen Laichgewässer derzeit vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde der Region Hannover und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Flächeneigentümerin für die wertvollen Arten optimiert. Eine öffentliche Wanderung im April soll über die Maßnahme informieren.

Das etwa 60 Hektar große Gebiet „Kugelfangtrift/ ehemaliges Segelfluggelände“ war im Jahr 2000 als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden. Ausgerechnet die Vornutzung als Militärgelände hatte das Gebiet jahrzehntelang vor Bebauung und landwirtschaftlicher Nutzung bewahrt. Die hier kreuzenden Panzerfahrzeuge schufen zudem immer wieder offene Sandflächen für seltene Pflanzen- und Tierarten sowie regelmäßig austrocknende Kleingewässer - ideale Bedingungen für die Larven der Kreuzkröte. „Die Kugelfangtrift gilt als das letzte Vorkommen der Art in der Landeshauptstadt. Im Raum Langenhagen ist die Art bereits seit 2005 ausgestorben“, so Ricky Stankewitz vom NABU Langenhagen. Und auch für die ebenfalls gefährdete Zauneidechse stellt das von ausgedehntem Magerrasen, wechselfeuchten Tümpeln und angrenzenden Gehölzbeständen geprägte Gebiet einen wichtigen Rückzugsraum dar.

Durch zunehmenden Aufwuchs von Birken, Erlen und Weiden wurden die wichtigen Laichgewässer auf der Kugelfangtrift allerdings zuletzt massiv beeinträchtigt. „Wir mussten hier schnell Maßnahmen einleiten, um die lokale Kreuzkröten-Population vor dem Aussterben zu bewahren“, erklärt Kutter.

Im Rahmen des integrierten LIFE-Projektes „Atlantische Sandlandschaften“ wurden die zahlreichen Kleingewässer daher seit Mitte Januar von Gehölzen freigestellt, zum Teil entschlammt und abgeflacht. So soll das zeitweise Trockenfallen der Bereiche wieder möglich werden. Auch die Gehölze im Landlebensraum wurden zurückgeschnitten, um offene Flächen zu schaffen. „Da das Gebiet auch ein wichtiger Standort für die ebenfalls gefährdete Zauneidechse ist, wurden mit dem anfallenden Gehölzschnitt zehn größere Totholzhaufen im Umfeld der Gewässer als Winterquartiere, Sonnenplätze und Verstecke errichtet“, erklärt Reinhild Muschter von der Region Hannover die Details der nun abgeschlossenen Maßnahme. Auch einige neue Sandwälle wurden im Zuge der Erdarbeiten an den Kleingewässern aufgeschüttet, um den Lebensraum für die gefährdeten Arten zu optimieren. Die Flächeneigentümerin des Gebietes, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, hat das Vorhaben durch die Sparte Bundesforst bei der Planung und Umsetzung umfassend unterstützt.

Nachtwanderung informiert über Umsetzung

Ende April sollen die Ergebnisse der Arbeiten in einer öffentlichen Exkursion vorgestellt werden: Der NABU Langenhagen (Exkursionsleitung Ricky Stankewitz) bietet dazu am Samstag, den 27.04. ab 21:00 Uhr eine Nachtwanderung durch das Gebiet an. Hierbei können sich interessierte Teilnehmer vom Erfolg der Maßnahme auf der auch als Naherholungsgebiet beliebten Fläche überzeugen. Die Teilnahme an der Wanderung ist kostenlos. Treffpunkt ist der Parkplatz am Silbersee (Einfahrt Bothfelder/ Langenforther Strasse). Um eine Voranmeldung wird unter 0511-27082019 bzw. ricky.stankewitz@nabu-langenhagen.de gebeten.

Hintergrundinformation: Das Integrierte LIFE-Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Die Maßnahme im Gebiet „Kugelfangtrift und Segelfluggelände“ ist Teil des von der Europäischen Union geförderten Projekts „Atlantische Sandlandschaften“ zum Erhalt der biologischen Vielfalt, das gemeinsam von den Ländern Nordrhein-Westfalen und Niedersachen umgesetzt wird. Charakteristische Biotope der atlantischen biogeographischen Region, wie zum Beispiel Heide- und Dünenlandschaften, artenreiche Borstgrasrasen und nährstoffarme Stillgewässer, sollen dabei nachhaltig aufgewertet werden. Auch die Bestände der für diese Lebensräume typischen Arten, wie Knoblauchkröte, Kreuzkröte, Schlingnatter und Zauneidechse, sollen gestärkt werden.

Für die zehnjährige Laufzeit des Projektes steht beiden Ländern insgesamt ein Budget von 16,875 Millionen Euro zur Verfügung. 60 Prozent der Mittel werden von der Europäischen Union gestellt, jeweils 20 Prozent von den beiden Bundesländern. Die Gesamtverantwortung für das Vorhaben liegt in Nordrhein-Westfalen beim Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV). Die operative Umsetzung der konkreten Einzelmaßnahmen in Niedersachsen liegt beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz (MU). Weitere Informationen sind im Internet unter www.sandlandschaften.de und unter www.nlwkn.de verfügbar.

Bildrechte: NLWKN

Sie benötigen das beigefügte Bildmotiv in hochauflösender Qualität oder wünschen sich weitere Motive zum Thema? Sprechen Sie uns gerne über das Kontaktformular an!

Artikel-Informationen

erstellt am:
10.04.2019

Ansprechpartner/in:
NLWKN Pressestelle

Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz
Göttinger Chaussee 76a / Am Sportplatz 23
30453 Hannover / 26506 Norden
Tel: +49 (0)511 3034-3322 sowie +49 (0)4931/ 947 -173 und +49 (0)4931/ 947 -181
Fax: +49 (0)4931/947 - 222

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln